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    Erdgas  6968  0 Kommentare Gazprom in der Krise - Letzte Hoffnung China?

    Ruhm und Glanz einstiger Tage sind verblasst, Gazprom, der ehemalige Weltkonzern, ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Die westlichen Sanktionen haben dem Gasriesen schwer zu gesetzt, die sinkenden Gaspreise tun ihr Übriges. Doch so schnell will sich der russische Vorzeigekonzern von einst nicht geschlagen geben. Auf der Suche nach sich selbst sucht Gazprom sein Heil im Osten – wo China den Gasriesen mit offenen Armen empfängt.

    Gazprom hat die Nase voll vom Westen. Nachdem der Konzern im Zuge der Krim-Krise und den daraus resultierenden Sanktionen gegen Russland laut wallstreet:online „zur europäischen Zielscheibe“ geworden ist, kehrt Gazprom dem für ihn so wichtigen europäischen Markt den Rücken. Ein jahrelang vorbereiteter Deal mit der BASF platzte in letzter Sekunde (wallstreet:online berichtete), auch der Ausbau der Ostsee-Pipeline Nord Stream hat Gazprom erst einmal auf Eis gelegt.

    Putin erklärt Gas-Deal mit China zur Chefsache –mit Erfolg

    Der russische Gasriese hat sich längst auf die Suche nach neuen Abnehmern gemacht und bereits seit geraumer Zeit seine Fühler nach China ausgestreckt. „Wir, Russland und Gazprom, haben den asiatischen Gasmarkt für uns entdeckt“, verkündete Gazprom-Chef Alexei Borissowitsch Miller vor geraumer Zeit (siehe hier). Und tatsächlich: aufgrund der aktuellen Ereignisse - Ukraine-Konflikt, Sanktionen, sinkende Öl- und Gaspreise – scheint ein Gas-Deal mit den Chinesen heute wichtiger denn je. Das weiß auch Russlands Präsident Putin und erklärte die Verhandlungen im vergangenen Jahr kurzerhand zur Chefasche (siehe: Kreml sucht neue Abnehmer – Putin setzt auf China). Mit Erfolg – nach jahrelangen Verhandlungen einigten sich Russland und China im Mai 2014 auf russische Gaslieferungen für die nächsten 30 Jahre im Wert von umgerechnet 400 Milliarden US-Dollar. Der Beginn einer fruchtbaren Partnerschaft?

    Der Verdacht liegt nahe. Getreu dem Motto „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ zeigen sich Russland und China neuerdings Seite an Seite gegenüber dem Westen. Als die amerikanische Ratingagentur Standard & Poor’s in der vergangenen Woche die Kreditwürdigkeit Russlands auf Ramschniveau herabstufte, sprang China seinem neuen Verbündeten zur Seite. Die chinesische Ratingagentur Dagong bewertete Russland mit „A“ und damit sogar besser als die USA, die nur ein „A-„ erhielt. Wallstreet:online nahm diese neuen alten Konfliktlinien zum Anlass und fragte: „Ist an den Finanzmärkten der kalte Krieg ausgebrochen?

    China würdigt Gazprom mit „Triple-A“

    Fakt ist: Was für Russland im Großen gilt, zeigt sich für Gazprom im Kleinen. Auch hier treten die Konfliktlinien aus Kalten Kriegstagen wieder auf: Während S&P dem Gaskonzern in Sachen Kreditwürdigkeit nur ein „BBB-„ bescheinigt, bekommt er von der chinesischen Dagong das so begehrte Triple-A. Für die „Welt“ ist die AAA-Bonität vor allem eins: Politik. Das mag natürlich sein, allerdings müssen sich Ratingagenturen immer wieder den Vorwurf politischer Voreingenommenheit gefallen lassen. Das gilt für Dagong ebenso wie für Standard & Poor’s, Fitch oder Moody’s.

    Dennoch darf die Begründung Dagongs, wonach die westlichen Sanktionen keinen Einfluss auf das Unternehmen hätten, zu Recht bezweifelt werden. Immerhin musste Gazprom erst kürzlich einen massiven Gewinneinbruch von 62 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verkünden (siehe hier). Der Konzern, früher als mächtigster der Welt bezeichnet, ringe heute um internationale Relevanz, kommentiert die „Welt“ die Situation des strauchelnden Giganten.

    Lage könnte noch brenzliger werden

    Gazprom jedenfalls unterstrich seine neue Ausrichtung gen Osten, indem er seinen alljährlichen Investorentag nach Hongkong und Singapur verlegte – ein deutliches Signal an die westlichen Märkte. Doch ob die neue Partnerschaft dem Gasriesen zur alten Stärke verhelfen wird, bleibt fraglich. Immerhin dürften die Gaspreise erst in den kommenden Wochen so richtig in den Keller gehen, da sie dem Ölpreis mit einer zeitlichen Verzögerung von rund einem halben Jahr folgen. Sprich für Gazprom könnte die Lage noch brenzliger werden, als sie ohnehin schon ist. Dem werden wohl auch die neuen Freunde aus China wenig entgegensetzen können.

    Die Gazprom-Aktie im Jahreschart




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