Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain
EZB-Kaufprogamm schafft "moralisches Risiko für Euro-Länder“
„Es ist davon auszugehen, dass Amerika in diesem Jahr die Phase des leichten Geldes beenden und seine Geldpolitik straffen wird“, sagt Anshu Jain, Co-Chef der Deutschen Bank im Interview mit der
Wochenzeitung „Die Zeit“. Und ergänzt: „Die Auswirkungen von so etwas sind, die Geschichte zeigt es, immer unberechenbar.“
Abgesehen von diesem Risiko ist Jain Optimist. Die Weltwirtschaft sei stabiler, als sie es lange Zeit war, erklärt er. Die USA würden kräftig wachsen, die Angst vor einem dramatischen
Konjunktureinbruch in China habe sich abgeschwächt. „Die Banken sind besser kapitalisiert als früher, die Großkunden schwimmen im Geld, das ist alles positiv.“
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Weniger optimistisch ist er in Bezug auf das große Anleihekaufprogramm der EZB: „Doch glaube ich nicht, dass dieses Programm in Europa so funktionieren wird wie in den USA.“ Dort habe man vor allem
Hypotheken und Unternehmensanleihen erworben. Aber in Europa „ist es fast zwangsläufig, dass die Zentralbank Staatsanleihen kaufen wird, und das schafft ein moralisches Risiko für
Euro-Länder.“
Europa, ermahnt der Co-Chef der Deutschen Bank im „Zeit“-Interview, müsse sich stärker um seine Wettbewerbsfähigkeit bemühen. Hier brauche man beispielsweise viel zu lange, um sich von einem
Konkurs zu erholen. „Da ist man schon im Kern der Wettbewerbsfähigkeit. Meine größte Sorge für Europa und auch für Deutschland als Teil von Europa ist, dass sie rapide abnimmt. Wir müssen uns die
Frage stellen, was Deutschland tun muss, um seine Position als äußerst wettbewerbsfähige Nation zu erhalten“, so Jain weiter.