Virtuelle Währung vs. Bargeld
Währung ohne staatlichen Einfluss - Deutschland stemmt sich gegen Digitalwährung
Die digitale Währung Bitcoin hat in der letzten Zeit eher negative Schlagzeilen gemacht. Online-Handelsplätze der Digitalwährung, die Millionen von Bitcoin verlieren, haben fast schon Tradition.
Im vergangenen Jahr musste die bis dato wichtigste Bitcoin-Börse Mt. Gox Insolvenz anmelden, nachdem ihr über Jahre hinweg fast 745.000 Bitcoins im Wert von 350 Millionen US-Dollar gestohlen wurden. Anfang dieses Jahres plünderten Hacker die europäische Bitcoin-Börse Bitstamp. Die Beute: knapp 19.000 Bitcoins im Wert von umgerechnet fünf Millionen US-Dollar (wallstreet:online berichtete). Mitte Februar dann diese Meldung: Die Bitcoin-Börse MyCoin aus Hong Kong habe ihre Pforten geschlossen, das Geld der Anleger - 386 Millionen US-Dollar (knapp 342 Millionen Euro) - sei verschwunden. (wallstreet:online berichtete).
USA will Kunstgeld befördern, Deutschland stemmt sich dagegen
Da scheint es nicht verwunderlich, dass sich die Bundesregierung auf internationaler Ebene gegen eine Förderung von virtuellen Währungen wie Bitcoin weht. Wie die „Welt am Sonntag“ berichtet, sich der Anti-Geldwäsche-Verbund FATF (Financial Action Task Force) noch in dieser Woche mit der Frage beschäftigen, wie leicht Regierungen den Einsatz virtueller Währungen machen sollten. Dort hat sich eine Arbeitsgruppe mehrere Monate lang mit virtuellen Währungen beschäftigt. Nun wolle man sich auf eine Abschlusserklärung verständigen. Darin möchten die Vertreter der US-Regierung offenbar einige Punkte verankern, die das Kunstgeld befördern würden. Doch damit stoßen sie bei anderen FATF-Mitgliedern auf Widerstand, unter anderem bei Deutschland.
Knackpunkt: Die digitalen Währungen wurden vollkommen ohne staatlichen Einfluss geschaffen und beruhen allein auf komplizierten Computeralgorithmen. Der mit Abstand
bekannteste Vertreter ist der Bitcoin.
Grenzüberschreitende Geldwäsche und Terrorfinanzierung
Die US-Regierung macht sich weiter für eine Stärkung der virtuellen Währungen, schreibt die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf Finanzkreise. Der Vorzug läge unter anderem darin, dass grenzüberschreitende Zahlungen deutlich billiger sind als im klassischen Bankensystem. Hier würden allerdings laut Bundesfinanzministeriums die Risiken überwiegen. Das zentrale Argument: Weil Bitcoins & Co. völlig anonyme Zahlungen erlauben, könnten die Systeme leicht für Geldwäsche oder Terrorfinanzierung missbraucht werden. Und während Banken zur Geldwäsche-Prävention verpflichtet werden könnten, fehle es in der virtuellen Zahlungswelt an Anknüpfungspunkten.
Regulierung gegen Anonymität der Transaktionen
Das Bundesfinanzministerium will deshalb sowohl die Handelsplattformen als auch die Kunstwährung an sich einer Aufsicht unterwerfen. Als Übergangsregelung sei die derzeitige deutsche Regelung
geeignet, wonach Bitcoin-Börsen unter die nationale Bankenregulierung fallen. Langfristig schlägt das Ministerium eine Zertifizierung durch ein internationales Gremium vor, schreibt die Zeitung. So
soll sichergestellt werden, dass die Handelsplattformen Absender und Empfänger einer Bitcoin-Zahlung ebenso identifizieren wie die Banken ihre Kunden. Im Klartext bedeutet das: Wer Kunstgeld in
Umlauf bringen will, müsste sich das erst genehmigen lassen.
Diese Position passt durchaus zu Warnungen, die die FATF selbst vergangenen Sommer in einem Report veröffentlicht hat, so das Blatt weiter. Auch darin wird vor den Folgen der Anonymität gewarnt -
und darauf hingewiesen, dass ausgerechnet der größte Geldwäsche-Fall der Geschichte im Zusammenhang mit digitalen Währungen stand: 2013 klemmten US-Behörden den Geldtransfer-Anbieter Liberty
Reserve aus Costa Rica vom amerikanischen Finanzsystem ab. Sechs Milliarden Dollar sollen dort über dunkle Kanäle verschoben worden sein.
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Doch das Paradoxe: Was Bitcoin an den Rand des Abgrunds brachte, ist jetzt auch der Grund für seine Wiederauferstehung (Siehe: Wird das digitale Geld bald zur Leitwährung?). Sprich: die fehlende Regulierung.
In Zeiten, in denen der Banken- und Finanzsektor abermals am Pranger steht, durch billiges Geld und überhöhter Risikobereitschaft eine neue Finanzkrise zu schüren, wenden sich immer mehr Menschen
von diesem System ab. Ob sich Bitcoin langfristig als weltweites Zahlungsmittel etablieren kann, wird sich in naher Zukunft zeigen. Für Bitcoin spricht das digitale System, das unabhängig vom hoch
verschuldeten Finanzsektor agiert und existiert. Dagegen sprechen die teils extreme Volatilität, die den Kursverlauf der digitalen Währung nahezu unberechenbar macht.