WTI-Öl – nach 40 folgt 65 Dollar
So sieht zumindest die Deutsche Bank die Entwicklung des Ölpreises noch in diesem Jahr. In ihrer jüngsten Öl-Analyse werden die verschiedenen Einflussfaktoren beleuchtet. Natürlich spielt die OPEC eine große Rolle bei der Erwartung an den Ölpreis, dazu die immer noch robuste US-Produktion, die aber allmählich zurückgefahren wird. Insgesamt ist die Deutsche Bank mit ihrer Meinung etwas pessimistischer als die Markterwartung, die aber in den kommenden Wochen vermutlich noch sinken dürfte.
OPEC entscheidend
Ein Fass Öl der Sorte Brent hat sich in den vergangenen sieben Monaten in der Spitze von 115 auf 46 US-Dollar verbilligt. Dafür waren nach Ansicht der Deutschen Bank mehrere Faktoren verantwortlich, welche in der OPEC-Entscheidung kulminierten, die Produktion nicht zu kürzen. Zunächst wiesen die Prognoseänderungen der U.S. Energy Information Administration (EIA) darauf hin, dass im laufenden Jahr erneut ein Angebotsüberhang droht, wie bereits 2014. Der Nachfragerückgang geht vor allem auf die Schwellenländer zurück, auf die sich die Wachstumshoffnungen konzentrieren, nachdem der Westen seinen Konsumzenit erreicht hat.
Zeitgleich mit dem Ölpreis fiel zudem die Konsensschätzung für das globale Wirtschaftswachstum 2015 – von 3,1 auf 2,8 Prozent. Auf der Angebotsseite überraschte einmal mehr das US-Schieferöl durch sein starkes Wachstum. Auch die Kapitalmärkte könnten einen Beitrag geleistet haben, vom starken US-Dollar über Rekord-Derivatepositionen bis hin zur Furcht vor rückläufiger Liquidität. Entscheidend war jedoch der Strategieschwenk der OPEC, in Zukunft ihren Marktanteil und nicht den Ölpreis verteidigen zu wollen.
Das Szenario
Die Deutsche Bank geht davon aus, dass der Preis für das Fass WTI im ersten Quartal auf 40 US-Dollar fällt, bevor er sich bis zum dritten Quartal 2015 um 10 US-Dollar pro Quartal erholt und am Ende des Jahres bei 65 US-Dollar steht. Dies entspricht einem Durchschnittspreis für 2015 von 50 bis 55 US-Dollar, der sich mit den von der EIA im Januar geschätzten 58 US-Dollar und den von den Analysten im Konsens geschätzten 70 USD/Barrel vergleicht. Letzterer Wert beinhaltet jedoch noch genügend alte Schätzungen, um noch weiter nach unten korrigiert zu werden.
Die Prognose der Deutschen Bank basiert auf der Annahme, dass die Überproduktion im ersten Halbjahr ihren Höhepunkt erreicht. Bis dahin kann der Ölpreis noch in Richtung Grenzkosten fallen, die die Analysten der Deutschen Bank für WTI bei unter 40 USD/Barrel sehen. Bereits im zweiten Halbjahr rechnen sie mit einer Verlangsamung des Produktionszuwachses, vor allem aufgrund der Kapazitätsreduktion in Amerika. Bei Schieferöl rechnen sie mit einem Investitionsrückgang von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch wenn sich die bestehenden Produktionsstätten als zäher denn gedacht erweisen könnten, werden die Folgeinvestitionen gekappt werden. 300.000 Barrel am Tag an US-Schieferöl müssen aufgrund der Ermüdung jeden Monat ersetzt werden.
Den gesamten Report auf 40 Seiten zum Ölmarkt finden Sie hier.