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"Grexit" oder "Greccident"? - Griechenland wird zum Turbo für den Euro!
Steigenden Steuereinnahmen dank einer boomenden Konjunktur, der deutschen (Export-)Wirtschaft schaden weder ein schwacher Euro und noch niedrige Rohstoffpreise – ganz im Gegenteil. Davon profitiert auch die Politik mit Sympathiewerten und steigendem Steueraufkommen, auch wenn sie sich außenpolitisch in jüngster Zeit mit der Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer, der Ukraine-Krise oder Griechenland nicht mit Ruhm bekleckert hat. Wenigstens scheint die Börse von alldem wenig beeindruckt zu sein, selbst der immer wahrscheinlichere „Grexit“ (Austritt Griechenlands) scheint zu einem non-event zu verpuffen. Darin sind wir uns im Übrigen mit dem ehemaligen Chefvolswirt der EZB, Jürgen Stark, einig, der gerade den Leserpreis der Portfolio Awards gewonnen hat und meinte, dass ein Grexit für die EU und den Euro kein Problem darstelle.
Sympathiewerte ganz anderer Dimensionen verschaffen sich in solch einem Umfeld die Herren Bsirske und der GDL-Chef Weselsky. Damit gelingt es ihnen zumindest kurzfristig den griechischen Ministerpräsident Alexis Tsipras von der Top-Position aller Un-Sympathen zu verdrängen. Dabei gibt es einige Parallelen: jeweils eine Minderheit terrorisiert die Gemeinschaft ohne Rücksicht auf Kosten und Spill-over-Effekte - und höchstwahrscheinlich auch ohne rechtliche Grundlage.
Grexit wird den Euro befeuern
Dennoch gehen wir davon aus, dass ein baldiger und längst überfälliger Austritt Griechenlands sich mittelfristig positiv auswirken und auch den Euro befeuern wird! Ein konsequentes Festhalten an der Forderung nach Reformen ist der einzig richtige Weg, um Nachahmer abzuschrecken. Ein Nachgeben und eine weiche Linie würden die ebenso reformunwilligen Franzosen in ihrer Haltung bestätigen und die italienischen Bestrebungen erschweren. Denn die wirklichen Sorgenkinder der EU sind nicht die kleinen Oliven-Staaten, sondern die Schwergewichte Frankreich und Italien. Eine europäische Union kann nur erfolgreich weitergeführt werden, wenn Reformen auf den Weg gebracht werden, wogegen sich nicht nur Griechenland mit aller Macht sträubt.
Anders als bei Lehman Brothers konnte die EZB diesmal Vorkehrungen treffen und die Wellen eines möglichen Tsunami an den Märkten eindämmen. Risikobehaftete Papiere haben zum Großteil den Besitzer gewechselt. Damit müssten nicht nur die Aktionäre von Banken einen Zahlungsausfall des griechischen Staates schultern, sondern alle Steuerzahler. Das Hinauszögern der griechischen Staatspleite war insofern richtig, als dass die möglichen Folgen eingedämmt werden konnten und es keinen „Greccident“ (Unfall Griechenlands) geben sollte. Ebenso gab die Verzögerung die Chancen für Reformen. Leider wurden diese von Tsirpas und Varoufakis nicht wahrgenommen bzw. das Rad sogar zurückgedreht.
Griechenland-Konto ist schon eingerichtet
Dennoch sind wir der Ansicht, dass sich auch durch einen “Grexit“ neue Opportunitäten auftun können. Auch in Italien und Frankreich konnten wir in der Krise schöne, eigentümergeführte Unternehmen finden wie Reply, GruppoMutui Online und Diasorin oder M6 Television und Ciments Francais. Wir haben bereits ein Griechenland-Konto für unsere Fonds eröffnet und halten Ausschau nach schönen, eigentümergeführten Unternehmen mit konstanten Cashflows, die wir dann in Drachmen erwerben können. Auch unsere Fremdwährungspositionen, insbesondere das USD-Risiko in den Positionen Verisign, Google und CACC Credit Acceptance, haben wir abgesichert, da wir von einem stärkeren Euro ausgehen. Unsere Aktienquote liegt bei 70% und wird mit dem nächsten Rücksetzer, sofern denn einer kommt, weiter ausgebaut. Für uns ist die langfristige Aktienmarktrallye intakt und wird sich über die nächsten Monate fortsetzen.