Griechenland-Referendum – Black Box für die Märkte
Verhandlungsangebote, Widersprüche, Drohungen, Ultimaten, Zwischenrufe, Fristen und Abmahnungen – die Griechenland-Krise hat wirklich alles zu bieten und man muss schon genau hinschauen um überhaupt einzuschätzen, was die griechische Bevölkerung am Sonntag abstimmen soll. Wir werden Sie mit einem Webinar am Montag früh, um 8 Uhr zum vorbörslichen Start, in den Tag begleiten und Euro, DAX und Zinsen erläutern und Charts analysieren. Einige Möglichkeiten hat der Markt noch nicht eingepreist, das glaubt jedenfalls das Team von Fidelity in Bad Homburg. Als Gegenmeinung stellen wir Ihnen die Thesen von Investec vor. Das Statement der Fondsspezialisten
Eugene Philalithis, Fondsmanager des Fonds Fidelity Zins & Dividende, und Dierk Brandenburg, Staatsanleihen-Analyst, geben ihre Einschätzung zu möglichen Auswirkungen des griechischen Referendums ab:
„So wie sich die Ereignisse weiter entfalten und Griechenland immer näher an ein Referendum rückt, gehe ich davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit eines „Nein“-Votums ziemlich hoch ist. Die griechische Regierung hat die Ankündigung des Referendums gemeistert, und die damit verbundene Propaganda ist in vollem Gange. Der griechischen Regierung gibt ein „Nein“ den Blankoscheck, so zu handeln, wie sie will, und ich glaube immer stärker, dass sie einen Grexit will. Ich gehe nicht davon aus, dass ein „Nein“ schon komplett von den Märkten eingepreist ist.
Grexit und seine Wirkung
Da immer klarer wird, welche Auswirkungen dies und ein Grexit hätte, glaube ich, dass immer mehr Anleger in sichere Häfen wie langlaufende US-Staatsanleihen und Bargeld flüchten werden, und die Märkte wahrscheinlich überverkauft sein werden. Ein „Ja“ im Referendum würde dagegen von den Märkten und der Politik begrüßt werden. In diesem Szenario könnte eine Erholungsrallye folgen, und die Marktteilnehmer würden sich wieder auf die Fundamentaldaten konzentrieren.
Protokolle der US-Notenbank Fed haben einen starken US-Dollar und die Probleme rund um Griechenland bislang als Gründe dafür bezeichnet, mit der Zinserhöhung zu warten. Da nun beide Fälle eingetreten sind, erscheint eine Zinserhöhung im September immer unwahrscheinlicher.“
„Ein Referendum wird nicht automatisch einen Grexit auslösen, aber angesichts der Zahlungsverzögerungen ist die Staatspleite Griechenlands nun sehr wahrscheinlich. Die unmittelbare Reaktion der Eurozone wird sich darauf konzentrieren, die Ansteckungsgefahr zu reduzieren, indem sie die Liquidität der Banken erhöht, wenn nötig, und das Quantiative-Easing-Programm dort anpasst, wo es möglich ist: Käufe werden beschleunigt, und der Kapitalschlüssel wird möglicherweise angepasst.