Dow Jones – langweiligstes Halbjahr aller Zeiten – und nun? - Seite 2
In unserem Jahresausblick für 2015 schrieben wir: „Mitte Juli sehen wir ein wichtiges Aktienmarkthoch. Von dort aus sollten die Märkte bis in den Oktober, wahrscheinlich aber sogar bis in den November hinein korrigieren.“ Das Hoch vom 16. Juli haben wir auf dem folgenden Chart markiert (orangefarbene Linie).
Auch in den Vorwahljahren 1999, 2007 und 2011 kann es dort zu wichtigen Hochpunkten. Generell tritt der Juli eines Vorwahljahres häufig dann als Hochpunkt in Erscheinung, wenn sich ein US-Präsident in seiner zweiten Amtszeit befindet.
Eine ganze Reihe von Faktoren sprechen für eine Korrektur in den kommenden Monaten. Darunter fällt nicht die geringe Cash-Quote der Fonds, auch nicht das vergleichsweise neutrale Sentiment. Euphorie sieht anders aus. Auch werden die Aktienmärkte weder von steigenden Renditen noch von steigenden Energiepreisen gequält.
7 mal Bärenfutter
Dennoch kommen die Aktienmärkte nicht „aus dem Quark“. Erstens ist die Marktbreite einfach zu schlecht. In letzter Zeit stiegen hochkapitalisierte Werte wie Google, Wells Fargo, Facebook oder Amazon, während der breite Markt hinterherhinkt.
Zweitens legt sich seit längerer Zeit der Schatten der Dow Theorie über den Markt: Die Divergenz zwischen Industrie- und Transportindex wuchs in den vergangenen Monaten beständig. Der Ausbruch des Dow Jones Industrial Index im Mai auf ein neues Hoch wurde vom Transportindex nicht bestätigt. Drittens befindet sich der S&P 500 seit dreieinhalb Jahren ununterbrochen oberhalb seines 1-Jahres-GDs (250 Tage). Der Rekord aus dem Zeitraum 1949 bis 1953 wäre in gut einem Monat erreicht. Viertens fällt der Junk-Bond-ETF (JNK) deutlich. Er verlor seit Anfang Juni fünf Prozent. Wir werten dies als Zeichen ansteigenden Stresses im Finanzsystem. Fünftes notierten wir im Juni drei Hindenburg-Omen. Zwei der drei Omen ergaben sich zeitlich exakt an jenen Tagen, als der Shanghai Composite Index sein Blasenhoch erreichte.
Sechstens sind tun sich viele Schwellenländer in diesem Jahr schwer. Das nach Einwohnerzahl viertgrößte Land der Welt, Indonesien, befindet sich nach zwei Quartalen mit Negativ-Wachstum in einer Rezession. Dem fünftgrößten Land der Welt, Brasilien, fehlt ein weiteres Negativ-Quartal für ein solches Szenario. Die Aktienmärkte liegen auf Dollarbasis in diesem Jahr 22 bzw. 18 Prozent hinten. In Malaysia, Thailand und der Türkei sieht es nur unwesentlich besser aus. Chinas Einkaufsmanagerindex fiel unerwartet im Juli. Chinesische Autokäufe lassen seit März zu wünschen übrig. Noch ist nicht klar, ob in diesem Jahr ein Plus gegenüber dem Vorjahr erzielt werden kann in einem Automarkt, dessen Wachstumsraten regelmäßig 20 Prozent oder darüber betrugen.