Aktien/Kupfer
Dr. Copper stellt falsche Diagnosen
"Blitz und Donner am Rohstoffmarkt“, titelten wir am 21. Januar in der PLATOW Börse, als die Kurse für das rote Industriemetall in den Sturzflug übergingen. Inzwischen notiert der Kupferpreis schon wieder 10% niedriger. Seit dem Höchststand im Februar 2011 hat er sich fast halbiert und ein Ende der Talfahrt ist nicht abzusehen.
Wird das Industriemetall nicht mehr gebraucht? Wohl kaum, können doch z. B. Mobiltelefone, Waschmaschinen, Autos oder Flugzeuge ohne das rote Metall nicht produziert werden. Allerdings wächst der größte Abnehmer China, der zuletzt rund 40% des weltweit gehandelten Kupfers verbaute, nicht mehr so stark wie früher. Das drückt auf die Stimmung, erklärt einen derartigen Preisverfall aber nur zum Teil.
Kollabierende Kupferpreise sind eigentlich nur vor Wirtschaftskrisen zu beobachten wie z. B. im Jahr 2008, als der Preis sich binnen eines Jahres fast drittelte. Aktionäre können dies wiederum nicht ignorieren, gehen Konjunkturkrisen doch tendenziell mit deutlich sinkenden Unternehmensgewinnen und ebenso fallenden Aktienkursen einher. In der Vergangenheit galt der Kupferpreis als so vorzüglicher Konjunkturindikator, dass er zuweilen „Dr. Copper“ genannt wurde.
Allerdings scheint eben dieser „Doktor Kupfer“ in jüngerer Vergangenheit einiges an Prognosekraft verloren zu haben. So weisen die aktuellen Charts von Kupfer und Aktien fast schon maximale Unähnlichkeit auf. Während etwa der Kupferpreis seit Anfang 2013 um über ein Drittel abschmierte, gewann der Deutsche Aktienindex rund 44% dazu. Der beeindruckende Gleichklang von Kupfer und chinesischem Aktienindex löste sich zur Jahresmitte 2014 in Luft auf, als der CSI 300 nach oben schoss, der Kupferpreis aber weiter fiel. Dr. Copper scheint also zunehmend falsche Diagnosen für Wirtschaft und Börsen zu stellen – was bislang nicht zum Schaden der Aktionäre ist.
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