Öl – Terminkurven lesen lernen
Da stimmt doch etwas nicht: Der Preis von Kupfer, Öl oder Mais steigt drastisch, doch die Kurse von Rohstoffzertifikaten bewegen sich kaum oder gar nicht. Dabei sind es ganz normale Indexzertifikate mit unbegrenzter Laufzeit, mit denen Anleger eigentlich an steigenden Kursen partizipieren sollen. Der Grund, warum diese Papiere die Bewegung des Basiswerts mal gar nicht, mal nur zum Teil oder mal stärker nachvollziehen, sind die Modalitäten der Terminmärkte. Rohstoffe sind überwiegend nur über Terminkontrakte handelbar. Deshalb beziehen sich Rohstoffzertifikate in der Regel auf Rohstoff-Futures an den Terminbörsen. Bestes Beispiel ist seit Neustem der Kurs bei WTI. Der Ölpreis geht auch durch die politische Krise in Ägypten durch die Decke, notiert mit 104 Dollar so hoch wie seit Mai 2012 nicht mehr. Stand Juli 2013 ist bis Herbst 2014 über die Terminkurve ein Preisrückgang von 12 Dollar veranschlagt, die Kurve ist also klar in Backwardation. Was das heißt und warum das so ist lesen Sie in unseren Trading Know Hows. Diese finden Sie übrigens nicht nur über die Suchmaske sondern auch über den Bereich “Fundamentales” im Rohstoffbereich.
Je nachdem, ob der Markt steigende oder fallende Notierungen erwartet, können Rollverluste oder -gewinne auftreten. Wird nämlich ein Futures-Kontrakt fällig, muss für ein Zertifikat mit unbegrenzter Laufzeit der Future in einen später fälligen Future getauscht werden. Die Profis nennen das „den Future rollen“. Würde dies nicht gemacht, bekämen Anleger bei Verfall des aktuellen Futures schlicht die Ware geliefert, zum Beispiel einen Lastwagen voller Zucker.
Contango
Da die Märkte über die Terminkontrakte steigende oder fallende Kurse erwarten, notieren später fällige Kontrakte höher oder tiefer als der aktuelle Future. Denn die Märkte nehmen die Preisanstiege oder -einbrüche vorweg. Verluste stellen sich dann ein, wenn der nächstfällige Rohstoff-Future teurer ist als der aktuelle. Experten sprechen in einer solchen Situation von Contango. Der Investor bekommt für die gleiche investierte Summe dann einen geringeren Anteil an Rohstoffkontrakten. Beim Zertifikat reduziert sich daher auch die Partizipationsrate, der Anleger macht also die Entwicklung des Basiswerts nicht mehr voll mit, sondern beispielsweise nur noch zu 95 Prozent.
Backwardation
Der umgekehrte Fall ist gegeben, wenn der nächstfällige Future niedriger notiert als der aktuelle. Dafür lautet der Fachausdruck Backwardation. Sollten dann entgegen der Erwartung am Terminmarkt die Rohstoffpreise steigen oder sogar nur stagnieren, erzielen Zertifikateinhaber bereits einen Gewinn.
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Insgesamt ist die Investition in Rohstoffe also nicht ganz einfach – abgesehen von Edelmetallen wie Gold oder Silber: Hier gibt es die Problematik der Futures nicht, da ein Spotmarkt existiert und sich die Zertifikate meist auf diesen Kassamarkt beziehen. Eine Alternative sind Discount- oder Bonuszertifikate mit fester Laufzeit. Hier wird nicht gerollt, weil die Papiere sich auf einen künftigen Future beziehen und es keinen Futures-Wechsel während der Laufzeit gibt. Die Erwartungen am Terminmarkt stecken bereits in den Konditionen der Produkte mit fester Laufzeit.