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Frankfurter Traditionsbank BHF wird wohl französisch
FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Frankfurter Traditionshaus BHF-Bank ist wohl bald in französischen Händen. Die Pariser Privatbank Oddo & Cie ist jetzt offiziell in das Bieterrennen eingestiegen, nachdem über diesen Schritt bereits seit einiger Zeit spekuliert wurde. Die Franzosen wollen den chinesischen Investor Fosun ausstechen. Da sich Oddo bereits viele Aktien der in Belgien gelisteten BHF Kleinwort Benson Gruppe, zu der die BHF Bank gehört, gesichert haben, stehen die Chancen für einen Erfolg des Vorhabens gut.
Die rund 1100 Mitarbeiter des Hauses, dessen Wurzeln bis in das Jahr 1854 zurückreichen, hoffen nach vielen Eigentümerwechseln in den vergangenen Jahren auf ruhigere Zeiten. So wanderte die Bank 1999 erst an den niederländischen Finanzkonzern ING , bevor dieser die BHF an die Privatbank Sal. Oppenheim weiterreichte.
Nachdem Sal. Oppenheim wegen der Folgen der Finanzkrise sowie Missmanagement dann von der Deutsche Bank aufgefangen werden musste, wechselte die BHF abermals den Besitzer. Die größte deutsche Bank wollte das Haus aber nie und schlug es 2014 nach einigem Hin und Her an die belgische Finanzgruppe BHF Kleinwort Benson Group los.
Diese wird wiederum vom schillernden Investmentbanker Leonhard "Lenny" Fischer, der früher mal auch im Vorstand der Dresdner Bank war, geleitet. Ihm gelang es aber nicht die Probleme der Bank in den Griff zu bekommen - im Gegenteil: Medienberichten zufolge tobt in der Bank seit Monaten ein erbitterter Machtkampf in dessen Zuge Vorstandssprecher Björn Robens gehen musste.
Zudem trat der chinesische Investor Fosun mit seinem Übernahmeplan an die Öffentlichkeit. Fosun hatte sich im Sommer zudem die Mehrheit an der Frankfurter Privatbank Hauck & Aufhäuser gesichert. Der Vorstoß der Chinesen, die knapp 20 Prozent an BHF Kleinwort Benson halten, stieß aber bisher auf keine Gegenliebe der anderen Investoren
Viele setzten auf den Privatbankier Philippe Oddo, der erst Anfang des Jahres das Wertpapierhandelshaus Seydler übernommen hatte, als sogenannten weißen Ritter. Die französische Privatbank bietet den Anteilseignern der in Belgien gelisteten BHF Kleinwort Benson Gruppe 5,75 Euro je Aktie und damit 65 Cent mehr als Fosun in Aussicht gestellt hatte.
Die französische Bank hält bereits fast 21,6 Prozent der Anteile. Oddo hat sich zudem die Anteile von der Investmentgruppe Franklin Templeton (17,5 Prozent) und der von BMW-Großaktionär Stefan Quandt kontrollierten Investmentgruppe Aqton (11,2 Prozent) gesichert. Daher ist Oddo & Cie zuversichtlich, BHF Kleinwort Benson übernehmen zu können.
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Bei dem Angebotspreis von 5,75 Euro wird BHF Kleinwort Benson mit insgesamt 760 Millionen Euro bewertet. Sollten den Franzosen alle Anteile angeboten werden, müssen sie für die noch ausstehenden Aktien knapp 600 Millionen Euro auf den Tisch legen. Einen Teil davon wollen sie über den Weiterverkauf des britischen Geschäfts an die französische Großbank Societe Generale wieder reinholen.
Oddo & Cie hat es vor allem auf den Ausbau des Geschäfts in der Eurozone abgesehen. Sollte die Übernahme klappen, hätte die Bank in Deutschland 1300 Mitarbeiter und in Frankreich 900. Da Oddo die Präsenz hierzulande stark ausweiten will, steht ein Stellenabbau nicht auf der Agenda. Die Bank braucht neben der Aktienmehrheit noch die Zustimmung der Aufsichtsbehörden./zb/she/stb