Die Märkte setzen die Fed unter Druck - Seite 2
Man kann sich also des Eindrucks nicht erwehren, dass die Märkte diesmal erneut versuchen, die Fed unter Druck zu setzen – allerdings (weil wirklich schlechte Nachrichten wie im August ausbleiben) quasi erst in letzter Minute, also wenige Tage vor der Fed-Sitzung.
So richtig glauben die Börsianer aber selbst nicht an einen Erfolg: Die Wetten auf eine erste Zinserhöhung seit fast 10 Jahren stehen inzwischen bei eindeutigen 80 zu 20. Die Quote hat damit im Vergleich zum Vormonat, als sie noch bei 64 zu 36 stand, deutlich zugelegt. Aber gut, versuchen kann man es ja mal – zumal sozusagen in allerletzter Minute doch noch eine Hiobsbotschaft für etwas Furore sorgte.
Finanzkrise reloaded?
So wurde in den USA am Freitag ein Publikumsfonds, der in Unternehmensanleihen investiert, mangels Liquidität geschlossen, weil die Anleger in Scharen aus diesem Segment fliehen, nachdem die Kurse der entsprechenden Indizes auf den tiefsten Stand seit 2009 gefallen waren. Da werden unangenehme Erinnerungen an den Beginn der Finanzkrise 2007 wach, die durch den Zusammenbruch von Hedgefonds der Investmentbank Bear Stearns ins Rollen gebracht wurden.
Auch wenn das Marktsegment der Unternehmensanleihen derzeit sicherlich überhitzt ist (wie alle riskanteren Anlageklassen, die noch halbwegs Rendite bringen) – hier wird ganz offensichtlich ein Sturm im Wasserglas entfacht: Ein kleiner Fonds (weniger als 800 Mio. Dollar Volumen) für private Anleger, der ohne Kreditfinanzierung auskam, ist eine ganz andere Größenordnung als die Bear Stearns Hedgefonds, die für institutionelle Anleger konzipiert wurden. Sie enthielten zwar auch nicht mehr an Anlegergeldern, wurden aber durch zusätzliche Kredite auf mehr als 20 Mrd. Dollar „aufgeblasen“!
Natürlich besteht die Möglichkeit, dass diesem einen Ausfall weitere, dann auch aus dem institutionellen Bereich, folgen. Oder aber dass andere Anlageklassen in Schieflagen geraten. Aber diese Möglichkeit besteht grundsätzlich immer und insbesondere in einer reifen Rally.
Neuer Aufwärtsschub nach der Fed-Sitzung möglich
Entscheidend wird sein, ob die Börsianer sich in großer Zahl von derartigen Nachrichten zum Verkauf bewegen lassen, so dass die Kurse weiter fallen. Nur dann würde die Baisse die Baisse nähren. Das ist aber keineswegs ausgemacht.
Und so kann es durchaus sein, dass die Märkte einen ähnlichen Weg einschlagen wie 2014: Im vorigen Jahr gab es nach einem markanten Tief im Oktober ebenfalls eine fulminante Rally, der im Dezember eine deutliche Schwäche folgte. Trotzdem schwangen sich die Indizes danach zu neuen Allzeithochs auf.
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Seien Sie also nicht überrascht, wenn der „Spuk“ nach der Fed-Sitzung in dieser Woche einfach vorbei ist!
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
(Quelle: www.stockstreet.de)