Was von Umfragen in Marktturbulenzen zu halten ist - Seite 2
Angesichts der Marktturbulenzen im Januar ist das sehr wahrscheinlich, zumal die ZEW-Daten früher erfasst worden sein dürften als die Umfragen, aus denen die Analystenerwartungen bestimmt wurden. So hatten die Nachrichten der vergangenen zwei Wochen noch ausreichend Zeit, die Stimmung der Analysten und damit ihre Erwartungen zu drücken.
Und doch: Das Prinzip funktioniert
Zur Ehrenrettung der Finanzmarktexperten muss jedoch gesagt werden, dass auch ihre Prognosen durchaus fundiert sind. Das zeigt ein Vergleich mit der tatsächlichen Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland als auch mit den ifo-Geschäftserwartungen, einer Teilkomponente des bekannten Geschäftsklimas, die den ZEW-Daten entspricht. (Hinweis: Aufgrund der Vorlaufeigenschaften der Daten von sechs bis neun Monaten wurden die Erwartungswerte zur besseren Vergleichbarkeit gegenüber den BIP-Ist-Daten um sechs Monate in die Zukunft verschoben.)
Quellen: ZEW, ifo-Institut, Statistisches Bundesamt (BIP-Wert für Q4-2015 durch Deka Bank geschätzt)
Im Chart ist gut zu sehen, dass eher die Finanzmarktexperten (siehe rote ZEW-Kurve) zu stimmungstechnischen Übertreibungen nach oben und unten neigen – obwohl auch die Unternehmen davor nicht gefeit sind. (Hier finden wir dagegen eine generelle Neigung zu positiver Wahrnehmung – eine für die Unternehmen zweifellos grundsätzlich nützliche Einstellung.)
Aktuelle Daten vs. übergeordnete Tendenz
Aufgrund dieser stimmungstechnischen Einflüsse dürften die aktuellen Daten mehr oder weniger wertlos sein, denn sowohl Unternehmen wie auch Finanzmarktexperten sind der momentanen Ungewissheit und dem Einfluss der anhaltend schlechten Nachrichten ausgesetzt. Ein weiteres Indiz für einen negativen Stimmungsimpuls bei den Konjunkturumfragen sind die bereits seit geraumer Zeit fallenden ZEW-Werte, während die ifo-Werte zwischenzeitlich sogar ein neues Zwischenhoch markierten.
Gleiches gilt für die in den vergangenen zwei Wochen deutlich nach unten korrigierten Erwartungen der Analysten in der gerade erst begonnenen Quartalsberichtssaison. Hier kommt hinzu, dass die Analysten ihre Prognosen eigentlich im Vorfeld reduzieren sollten und nicht erst dann, wenn schlechte Nachrichten und fallende Kurse sie quasi dazu zwingen. Auch hier kann man sich also des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Korrekturen zum Großteil stimmungsgetrieben sind.