Welche Bedeutung hat die US-Präsidentschaftswahl 2016 auf die Aktienmärkte? - Seite 3
Ich vermute jedoch, dass die Demokraten letztendlich Mrs. Clinton nominieren werden. Sie hat nicht nur das weniger „sozialistische“ und damit massenkompatiblere Wahlprogramm, sondern am Ende auch am meisten vom schnöden Mammon.
Das hartnäckige Cliché: Republikaner sind des US-Aktionärs Liebling
Beharrlich wie Kaugummi am Schuh hält sich das Cliché, dass Republikaner besser für die US-Wirtschaft und amerikanische Aktien seien. Ad hoc scheint das einleuchtend zu sein, gelten sie doch als wirtschaftsliberal und weniger staatsfreundlich. Dieser Mythos geht insbesondere auf die Wirtschaftspolitik Reagans - die sog. Reagonomics - zurück, die zweifelsohne in den 80ern eine fulminante Aktienhausse lostraten.
Aber ehrlich gesagt stand Reagans angeblich neoklassischer Wirtschaftsansatz nicht nur für dramatische Steuersenkungen. Im Gegenteil, die für damalige Verhältnisse dramatische Staatsverschuldung der USA und gigantische Ausgabenerhöhungen vor allem für Rüstung waren eindeutig aus dem Lehrbuch von Keynes abgeschrieben.
Die üblichen Aktien-Freund- und -Feind-Bilder fielen spätestens mit der Präsidentschaft des Demokraten Bill Clinton auf den Boden. Ausgerechnet er als „Linker“ glich den US-Staatshaushalt aus. Und mit einem Anstieg des S&P 500 um über 200 Prozent war Clinton der erfolgreichste US-Aktien-Präsident seit Ende des II. Weltkriegs. Allerdings konnte er nichts dafür: Ihm flogen die gebratenen Tauben des post-industrielle Zeitgeistes - New Economy - direkt in den Mund und eine hartnäckige Affäre nahm ihm wohl einfach die Zeit, linke Wirtschaftspolitik zu betreiben.
Die Aktien-Scherben der New Economy musste nicht mehr er, sondern sein Nachfolger Bush jr. aufkehren, den auch noch das Platzen der Immobilienblase heimsuchte. Mit ca. 40 Prozent Aktienverlust gewann ausgerechnet ein Republikaner die Goldene Himbeere des schlechtesten Aktien-Präsidenten der USA. Sein Nachfolger, der Demokrat Barack Obama, wurde anschließend unfreiwillig zum neuen Alltime-High-Präsidenten. Und dabei hatte er es doch aus ideologischen Gründen immer strikt vermieden, der Wall Street einen Besuch abzustatten.
Verkehrte Welt: Demokraten sind die besten Aktien-Präsidenten
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Ja, insgesamt hätte man seit Ende des II. Weltkriegs unter demokratischen Präsidenten deutlich mehr Geld mit US-Aktien als unter Republikanern gemacht: Hätte man am Tag des Endes des II. Weltkriegs am 2. September 1945 zwei Depots mit jeweils 100 US-Dollar eröffnet, diese 1 zu 1 in den S&P 500 investiert und das eine nur zu Amtszeiten von demokratischen und das andere nur zu republikanischen US-Präsidenten laufen lassen, hätte das demokratische das republikanische Depot bis dato mit 2.370 zu 523 US-Dollar meilenweit geschlagen. Mit „linken“ Demokraten, die vom Glück des Zeitgeists gestalkt wurden, hätte man also mehr als viereinhalb so viel verdient wie mit „wirtschaftsliberalen“ Republikanern.