ROUNDUP/Studie
Pharmabranche tritt auf der Stelle - Ausnahme Biotech
FRANKFURT (dpa-AFX) - Trotz eines weltweit steigenden Bedarfs an Medikamenten treten die großen Pharmaunternehmen auf der Stelle. Wie eine am Montag veröffentlichte Analyse der Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) ergab, sorgten im Wesentlichen die großen Biotech-Firmen für Wachstum. Insgesamt steigerten 2015 die gemessen an ihren Pharma-Erlösen 21 größten Unternehmen weltweit ihren Umsatz wechselkursbereinigt um 3,7 Prozent auf gut 429 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis stieg um 6,8 Prozent auf 147 Milliarden Euro. Unter den deutschen Unternehmen schnitt Bayer am besten ab.
Das US-Unternehmen Pfizer verbucht mit umgerechnet zuletzt mehr als 40 Milliarden Euro zwar immer noch den größten Pharmaumsatz, gefolgt von dem Schweizer Branchenriesen Roche und der US-Merck. Dahinter arbeitete sich die Biotechfirma Gilead von Platz neun auf Platz vier vor. Die Kalifornier feierten mit ihrem hochwirksamen Hepatitis-C-Mittel Sovaldi Erfolge - ernteten aber Kritik wegen des hohen Preises. Andere Biotech-Unternehmen, etwa Biogen aus den USA und Novo Nordisk aus Dänemark, zeigten ebenfalls Umsatzzuwächse und eine hohe Renditestärke. Deutsche Biotechunternehmen waren nicht dabei.
"Vor allem Biotechnologie hat in den vergangenen Jahren eine deutliche Aufwertung erlebt - innovative Therapien, sinkende Behandlungskosten und eine hohe Anzahl an Produktzulassungen haben ihr einen internationalen Höhenflug verschafft", sagt Siegfried Bialojan von EY. Im Vergleich zu den traditionellen, teils schon mehrere hundert Jahre alten Phamaunternehmen mit vielen Geschäftsbereichen sind Biotech-Firmen schlanker aufgestellt und haben meist nur wenige, gut laufende Produkte auf dem Markt. Das bedeute weniger Kosten, aber auch deutlich mehr Risiko, sagte Bialojan.
Als Hoffnungsschimmer für die Branche sehen die Berater die Pipeline für neue Medikamente an. Seit 2013 ist die Zahl der Wirkstoffe in der klinischen Erprobung um fast 50 Prozent gestiegen. Besonders Krebsmedikamente sind im Fokus, aber auch Mittel gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, und Infektionskrankheiten.
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Dennoch wird die Branche nach Ansicht der Unternehmensberatung nicht ohne Zukäufe auskommen. Das Wachstum aus eigener Kraft reiche nicht aus, um die Lücke zu schließen, die zum globalen Medikamentenmarkt bestehe. So müssten sich Unternehmen zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsposition auf Kernkompetenzen fokussieren. Ein Beispiel dafür sind Sanofi und Boehringer Ingelheim, die ihre Tiermedizin und das Geschäft für verschreibungsfreie Medikamente tauschen wollen, um so jeweils auf nur noch einem Gebiet größer zu sein./nmu/jha/stb