Deutsche Bank, Commerzbank – europäische Bankenkrise schwelt - Seite 2
Für eine kurzfristige Beruhigung in dem Sektor könnte allerdings sorgen, falls die EZB ankündigt, neben Staats- und Unternehmensanleihen künftig auch Bankanleihen zu kaufen. Das würde die Kurse der Bankanleihen stützen, wenn die Investoren und viele Privatanleger wüssten, dass sie im Notfall ihre Papiere an die EZB verkaufen könnten.
Aktien der französischen Banken beobachten
Eine Stützung der Banken ist notwendiger denn je. So belaufen sich die faulen Kredite der italienischen Banken mit 360 Milliarden Euro auf rund 18 Prozent des gesamten Kreditvolumens. Der Vergleichswert für französische Institute liegt zwar bei lediglich 3,6 Prozent.
Wenn die Krise bei den italienischen Instituten aber weitergeht, werden sie zusehends den Sektor in der gesamten Euro-Zone infizieren, weil beispielsweise die französischen Banken kräftig Kredite nach Italien vergeben haben. Entsprechend dürften die Sorgen der Investoren zunehmen, dass bei wachsenden Problemen für die italienischen Banken das Volumen an faulen Krediten in Frankreich allmählich zunehmen könnte.
Hohes Engagement im Derivate-Bereich
Neben den faulen Krediten machen sich Investoren aus einem anderen Grund erhebliche Sorgen um etliche europäische Banken: wegen des hohen Engagements im Derivate-Bereich. Ende 2015 lag es bei der Deutschen Bank bei herben 41,9 Billionen Euro – das ist das 13,8fache der Wirtschaftsleistung Deutschlands.
32,9 Billionen davon entfallen auf den Zins-Bereich und 6,4 Billionen auf den Währungs-Bereich. Sollten die Turbulenzen am Finanzmarkt zurückkehren, könnte daher die Aktie der Deutschen Bank, die in der Nähe des Rekordtiefs notiert, erneut unter Druck kommen.
In einem derartigen Umfeld wächst die Gefahr, dass es zu einer Infizierung der US-Banken kommt. Zwar hat sich der KBW Nasdaq Bank Index, der die Kursentwicklung von 24 US-Instituten wiederspiegelt, bislang gut gehalten. Falls aber die Zinsen nach der jüngsten Erholung wieder in Richtung der Rekordtiefs nach unten drehen sollten, würde der Druck auf die US-Banken allmählich zunehmen.
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Gestützt werden die US-Banken hingegen von der Hausse am US-Aktienmarkt. Sollte er aber nach unten drehen, könnten Investoren verstärkt auf das Engagement im Derivate-Bereich schauen. Es liegt beispielsweise bei JPMorgan bei herben 50,7 Billionen Dollar. Umso genauer werden Investoren auf die Aktien der US-Banken schauen, falls sich die Krise bei den europäischen Instituten zuspitzen sollte.
Anleger sollten den europäischen Bankensektor weiter genau im Auge behalten. Wenn er nach einer kurzen Erholung wieder nach unten drehen sollte, dürfte das den Aktienmarkt in Europa und die Papiere der US-Banken deutlich belasten.