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    Börsen-Zeitung  319  0 Kommentare Intervention aus Riad, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn

    Frankfurt (ots) - Eines kann man dem neuen saudi-arabischen
    Ölminister Khalid al-Falih bescheinigen: Er hat ein Talent dafür, das
    Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu sagen.

    Al-Falih ist es kürzlich gelungen, einen regelrechten
    Short-Squeeze am Ölmarkt auszulösen. Mitte August hatte die
    Internationale Energieagentur (IEA) mit ihrem neuesten Monatsbericht
    für Unruhe unter den Marktteilnehmern gesorgt, als sie
    überraschenderweise für das dritte Quartal erstmals wieder ein
    Defizit auf dem globalen Ölmarkt vorausgesagte. Dies hat die Akteure
    insbesondere an den amerikanischen Rohstoffbörsen überrascht, die
    sich auf ein Überangebot und auf fallende Preise eingestellt hatten.

    In diesem Klima ließ der Minister eine verbale Bombe platzen,
    indem er ankündigte, es werde neue Gespräche großer Produzentenländer
    geben mit dem Ziel geben, gemeinsam auf eine Stabilisierung des
    Marktes hinzuarbeiten. Dies hat bei Hedgefonds regelrecht Panik
    ausgelöst, die daraufhin ihre rekordhohen Netto-Short-Positionen auf
    die US-Sorte West Texas Intermediate in nur einer Woche um sage und
    schreibe knapp 57.000 Kontrakte reduzierten. Laut Daten von Bloomberg
    ist dies der stärkste wöchentliche Rückgang seit 2006. Die
    Eindeckungen durch spekulative Marktteilnehmer haben den Preis der
    Benchmark-Ölsorte Brent Crude dann wieder über die Marke von 50
    Dollar je Barrel getrieben. Seither hat die Notierung aber wieder
    leicht nachgegeben und sich vor dem Wochenende bei rund 49,60 Dollar
    eingependelt.

    Die Spekulanten sind übrigens zumindest auf kurze Sicht der
    entscheidende Faktor bei Rohöl. Der vor allem an den US-Terminbörsen
    stattfindende Markt für "Papier-Öl" ist mittlerweile sehr viel größer
    als der Markt für "physisches Öl". Täglich wird an der Nymex sowie an
    anderen Börsen in WTI-Kontrakten rund hundertmal so viel Öl
    gehandelt, wie es von der Sorte tatsächlich gibt. Es wird zudem an
    Kontrakten der Sorte, die ja nur einen kleineren Teil der
    Weltölversorgung abdeckt, täglich fünfmal so viel Volumen gehandelt
    wie weltweit überhaupt Rohöl zur Verfügung steht.

    Nach seiner gelungenen Verbalintervention dürfte dem saudischen
    Ölminister nun etwas anderes deutlich schwerer fallen: Bei den
    Gesprächen der Produzentenländer, die es am 26. bis 28. September in
    Algier geben wird, muss er seinen Hauptkontrahenten innerhalb der
    Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec), den iranischen
    Ölminister Bijan Zanganeh, davon überzeugen, dass
    Produktionskürzungen bzw. Begrenzungen auch im Interesse des Iran
    liegen könnten. Im April waren Gespräche mit dem Ziel der
    Preisstützung bereits an dem Streit zwischen Saudi-Arabien und dem
    Iran gescheitert. Und die meisten Analysten sehen wenig Perspektiven
    dafür, dass es diesmal anders sein könnte.

    Während Saudi-Arabien daran gelegen ist, den Status quo zu
    erhalten, ist der Iran bestrebt, alte Marktanteile wieder zu
    gewinnen. Diese Marktanteile hatte er im Rahmen der gegen das Land
    verhängten Sanktionen im Atomstreit aufgeben müssen. Aktuell hat zwar
    der iranische Ölminister seine Teilnahme an den Gesprächen zugesagt,
    aber gleich darauf hingewiesen, die anderen Opec-Mitglieder müssten
    anerkennen, dass der Iran das Recht habe, verlorene Pfründe wieder zu
    gewinnen. Darauf dürfte sich Saudi-Arabien aber kaum einlassen.

    Zugeständnisse sind für das Land finanziell kaum zu akzeptieren,
    denn die saudische Monarchie hält sich lediglich mit teuren
    Geldgeschenken an die unzufriedene Bevölkerung an der Macht. Somit
    darf erwartet werden, dass die neuen Bemühungen erneut ausgehen wie
    das Hornberger Schießen. Kurzfristig könnte dies dann zwar den
    Ölpreis erneut unter Druck setzen. Es ist aber gleichwohl nicht zu
    erwarten, dass wie im Frühjahr Niveaus von weniger als 30 Dollar für
    das Fass Brent gesehen werden. Dafür spricht die mittlerweile doch
    deutlich veränderte fundamentale Marktlage, wie sie die IEA - wie
    erwähnt - dargelegt hat.

    Wenngleich Spekulanten kurzfristig die Preisbildung beherrschen,
    so hat sich doch gezeigt, dass längerfristig die Fundamentaldaten auf
    die Notierungen durchschlagen. Auf längere Sicht wird es daher
    Auswirkungen haben, dass die Förderung außerhalb der Opec zurückgeht,
    während innerhalb des Kartells kaum mehr Raum für
    Produktionssteigerungen besteht. Da sich die Welt aber stetig darauf
    zu bewegt, trotz aller Klimaziele pro Tag mehr als 100 Mill. Barrel
    Öl zu verbrennen, darf erwartet werden, dass der Ölpreis diese
    Gemengelage auch widerspiegeln wird. Im kommenden Jahr könnte Brent
    auf ein Niveau zwischen 60 und 70 Dollar steigen.

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