"Alarmstufe Rot"
Mit Vollgas an die Wand: Trotz Warnsignale kaufen sich Anleger dumm und dämlich
Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse steigen, Longpositionen weiten sich aus, die Börsen überhitzen. Alle Zeichen deuten auf Crash, doch Anleger wollen noch ein wenig länger im Rausch verweilen.
Keine Party ist wie 'ne Börsenparty, denn 'ne Börsenparty hört nie auf! Eh - doch. Und zwar dann, wenn allen auf Speed befindlichen Bullen zunehmend klar wird, was sie da in jüngster Zeit so fleißig in ihren Portfolio-Körbchen gesammelt haben. Denn so krasser Shit, wie die meisten von ihnen glauben, ist das nämlich gar nicht.
Das KGV steigt und steigt und steigt...
Stattdessen handele es sich bei den meisten Papieren mittlerweile um überteuerte Semi-Performer, glaubt zumindest der Analyst David Rosenberg von der Finanzfirma Gluskin Sheff. "Anleger werden übermütig", sagte er gegenüber dem "Business Insider". Seiner Meinung nach würden sie mittlerweile Preise bezahlen, "die durch die tatsächlichen Erlöse nicht mehr gerechtfertigt werden." Untermauern lässt sich diese Aussage durch eine kurze Hinzuziehung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV). Je größer dieser Indikator, umso überbewerteter ist die Aktie.
Mit einem durchschnittlichen KGV von derzeit 18,5 müssten Börsianer ihre S&P-500-Papiere eigentlich fallen lassen, wie eine heiße Kartoffel. Schon Ende Juli wurde gewarnt, dass man beim damaligen Wert von 17,1 recht schnell auf dem Hosenboden landen könnte. Doch schreiben Experten den Händlern zunehmend auch eine ziemlich irrationale Selbstüberschätzung zu. Die Show muss eben weiter gehen.
Alarmstufe Rot
Und so wird der Aktienmarkt befeuert, was das Zeug hält, sodass der S&P 500 am Mittwoch bei schwindelerregenden 2.165 Punkten stand. Käme man auf 2.300 Punkte, so herrsche nach den Worten den berühmten Investmentmanagers Jeremy Grantham "Alarmstufe Rot". Bereits Anfang des Jahres kam er zu dem Schluss, dass ein "Absprengen des Gipfels" drohe, die "lupenreine Investmentblase" würde irgendwann platzen.
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Dem dürfte Doom-Prophet Marc Faber wohl recht energisch beipflichten. Der Autor des „Gloom, Boom, Doom Reports“ machte es Anfang des Monats ganz konkret und bezifferte den baldigen Einbruch des S&P 500 auf 50 Prozent. Von US-Aktien ließe er daher zur Zeit lieber die Finger.
Lang, länger, am längsten
Trotzdem wird weiterhin voller Euphorie auf eine anhaltende Hausse gesetzt, shorten ist ja auch sowas von gestern. Vor allem am Dow Jones häufen sich die Longpositionen in exzessiver Weise an, das Chicago Board of Trade hat jüngst einen Rekordwert von 38.382 Punkten erreicht. Das schreit nach einer Party. Oder aber nach Vorsicht.