Afrika
"Hart aber fair": So gut kann man sich mit schlechtem Gewissen fühlen - Seite 2
Die "Diskussion", die sonst oft so spannend bei Plasberg ist, fand diesmal wegen schlechter Auswahl der Gäste kaum statt. Jemand wie der Autor und NZZ-Korrespondent René Zeyer hat gefehlt. Er hätte einen Gegenpunkt gesetzt mit seiner These, dass die Entwicklungshilfepolitik bislang vollkommen versagt hat und auch künftig versagen muss. Zeyers These: "Man hat in den letzten 50 Jahren ständig neue Konzepte für die Entwicklungshilfe entworfen… Die Armut in den afrikanischen Staaten südlich der Sahara ist trotzdem gleich hoch geblieben. Trotz 1.000 Milliarden an Entwicklungsgeldern ist Afrika der Kontinent mit den meisten gescheiterten Staaten, der einzige Kontinent mit einer bedeutenden Zunahme an Hungernden."
In der Diskussionsrunde schien es fast so, als leisteten wir nur spärliche Entwicklungshilfe. Faktencheck dazu: Die EU und ihre 28 Mitgliedsstaaten leisten zusammengenommen einen Anteil von über 50 Prozent an der weltweiten Entwicklungshilfe und stellen dafür nach Auskunft des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit jährlich über 58 Milliarden Euro zur Verfügung. Doch diese Hilfe kann die Ursachen für Elend und Not in der Welt nicht beseitigen.
Schaut man die Welt etwas objektiver an und nicht durch die Brille des schlechten Gewissens und der antikapitalistischen Gewissheiten, dann kann man leicht erkennen: Der Schlüssel dafür, dass es Menschen besser geht in den Ländern, die wir früher "Entwicklungsländer" nannten, ist nicht weniger, sondern mehr Kapitalismus.
Beispiel China: In China wurden in den letzten Jahrzehnten Hunderte Millionen Menschen aus der Armut gebracht, weil man auf mehr Marktwirtschaft gesetzt hat. 1982 lebten 52,8 Prozent der Chinesen unter dem Existenzminimum, heute sind es nur noch 8 Prozent. Dabei hat China nur einen Bruchteil der "Entwicklungshilfe" erhalten, die Afrika bekommen hat. Wenn es den Chinesen heute viel besser geht als vor 30 Jahren, dann nicht wegen westlicher Entwicklungshilfe, sondern wegen marktwirtschaftlicher Reformen. Kapitalismus ist offenbar ein viel wirksameres Programm zur Armutsbekämpfung als Entwicklungshilfe.