Die Gretchenfrage an die Geldpolitik
Wie hältst Du es mit der Inflation? - Seite 2
Aber was wäre, wenn die Happy Hour offiziell niedriger Inflationsraten endet?
Zum geldpolitischen Schwur käme es allerdings, wenn selbst die offizielle Preissteigerung nachhaltig steigt. Tatsächlich glaubt der Internationale Währungsfonds (IWF), dass sich die Preisentwicklung zukünftig mindestens normalisiert: 2015 lagen die Verbraucherpreise in Amerika, in der Eurozone, in Deutschland und in China bei 0,1; 0,0; 0,4 und 1,4 Prozent. 2017 sollen sie auf 2,3; 1,1; 1,5 und 2,3 Prozent steigen.
Aber wo könnten die steigenden Preise herkommen? Sie kommen leider nicht vom Wirtschaftswachstum, dem „angenehmsten“ Inflationsgrund. Wenn auch wenig für markant steigende Rohstoffpreise spricht, werden die preisdrückenden Basiseffekte dennoch auslaufen. Ebenso könnte ein schwacher Euro für Inflationsdruck sorgen. Leider kommen Preisanstiege immer mehr von öffentlicher Seite, da Vater Staat in der Eurozone grundsätzlich arm wie eine Kirchenmaus ist. Wenn er also in seiner Geldnot bei den Preisen seiner Dienstleistungen und Sozialversicherungen zuschlägt, spüren wir alle die blauen Inflations-Flecken.
Nicht zuletzt sollten protektionistische Maßnahmen nicht unterschätzt werden. Den Gipfel der Globalisierungseuphorie haben wir vermutlich hinter uns. Das Jahr 2017 könnte dem Freihandel ernsthaft zusetzen. Wenn die Weltkonjunktur weniger rund läuft, ist sich jeder selbst der Nächste. Aus Gemeinnutz wird dann schnell Eigennutz. Ohnehin sind viele mittlerweile der Meinung, dass die gepriesenen Segnungen der Globalisierung nicht bei ihnen ankommen. Sorgen dann entsprechende Wahlergebnisse für Importzölle in Land oder Region A, führt das schnell als Retourkutsche auch zu Zöllen im Land B. Noch ist der Handelskrieg nur lauwarm. Doch sollte er heiß werden, würde auch der Preisauftrieb steigen, da der globale Wettbewerbsdruck nachgibt.
Was ist heute geldpolitisch noch normal?
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Dann könnten sich die Notenbanken zunächst zwar stolz auf die Brust klopfen, weil sie das Deflationsgespenst verjagt haben. Doch die Medaille hat eine Kehrseite: Nehmen die Notenbanken ihren Job ernst – die EZB hat zumindest auf dem Papier die Verpflichtung von der Deutschen Bundesbank übernommen, Inflation vorbeugend zu bekämpfen – müssten sie normalerweise zins- und liquiditätsseitige Schubumkehr betreiben.