"Lügenpresse"
Was ist dran am Vorwurf "Lügenpresse"?
Selten gelogen, aber oft einseitig berichtet
Selten gelogen, aber oft einseitig berichtet
Die Diskussion um die "Lügenpresse" verdeckt mehr als sie aufhellt. Die Mehrheit der Journalisten lügt nicht. Und sie wird erst recht nicht von der Politik oder geheimen Mächten gesteuert. Aber die große Mehrheit der Journalisten denkt links - und das spiegelt sich in der Berichterstattung wider.
Fast drei Viertel Drittel denken links
Fast drei Viertel der Journalisten denken links. Das wird bei statistischen Erhebungen durch den hohen Anteil derjenigen verdeckt, die keine Parteipräferenz angeben. Statista bringt eine Statistik, bei der auf die Frage, welcher Partei sie am nächsten stehen, 36 Prozent der Politikjournalisten antworteten, die stünden "keiner Partei" nahe. Ich halte es jedoch für extrem unwahrscheinlich, dass die Zahl der Nichtwähler bei den Politikjournalisten deutlich höher ist als in der durchschnittlichen Bevölkerung. Im Bevölkerungsdurchschnitt lag die Zahl der Nichtwähler bei der letzten Bundestagswahl bei 28,5 Prozent. Ich habe in den vielen Jahren, in denen ich als Journalist tätig war, überhaupt nur einen Politikjournalisten kennengelernt, der bekannte, regelmäßig nicht wählen zu gehen. Politikjournalisten sind politisch hochgradig interessiert.
Wenn bei Befragungen so viele Medienvertreter angeben, sie stünden "keiner Partei" nahe, dann wollen sie damit nur ihre innere Unabhängigkeit demonstrieren. Hätte man die Journalisten nicht
gefragt, welcher Partei sie nahe stehen, sondern welche Partei sie bei der letzten Wahl gewählt haben, dann wäre das Ergebnis deutlicher gewesen (vielleicht wurde gerade deshalb nicht so gefragt,
obwohl dies naheliegend wäre). Rechnet man diejenigen heraus, die "keine Partei" angaben, dann ergibt sich folgendes Bild:
42% Grüne
24% SPD
14% CDU/CSU
12% FDP
6% Linke
Die AfD kam bei dieser Befragung nicht vor.
Ende der 90er Jahre, als ich Journalist bei der Tageszeitung "Die Welt" war, hielten wir redaktionsintern eine Wahl ab. Mehr als 60 Prozent der Journalisten wählten SPD oder Grüne. Und das bei einer Tageszeitung, die allgemein eher als "konservativ" gilt.
Augstein und Blome
Die Linksverschiebung im politischen Spektrum Deutschlands kann man leicht erkennen, wenn man sich sonntags auf Phoenix die Sendung "Augstein und Blome" anschaut. Ich sehe den 15-minütigen Schlagabtausch zwischen beiden gerne. Es wird suggeriert, hier stünde "links" gegen "rechts". Tatsache ist: Augstein steht extrem weit links. Neulich musste er bei einer Diskussion mehrfach betonen, er sei "nicht Pressesprecher der Linken". Seit Jahren kämpft er vehement für ein rot-rot-grünes Bündnis. Ist Blome ebenso rechts wie Augstein links? Dann müsste er der AfD nahestehen. Das ist jedoch nicht der Fall. Blome, den ich aus meiner Zeit bei der "Welt" kenne (später war er beim "Spiegel", heute bei "Bild") ist alles andere als rechts. Er ist ein typischer Mann der Mitte.
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