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    Politische Korrektheit  2154  0 Kommentare Satire: Ich lerne politische Korrektheit (7)
    "Nur kein Generalverdacht"

    Ich lerne politische Korrektheit - und das ist komplizierter als ich dachte. Da ist zum Beispiel die Sache mit dem Satz: "Man darf … nicht unter Generalverdacht stellen." Warum gilt dieser Satz für Flüchtlinge und generell für Migranten, nicht jedoch für Manager oder Banker? Eine weitere Lehrstunde in Politicial Correctness.

     

    Zu Erinnerung: Ich habe mir vorgenommen, seit dem 1. Januar politisch korrekt zu denken, zu sprechen und zu handeln. Da die Sache komplizierter ist als ich zunächst annahm, engagierte ich einen PC (= Political Correctness)-Lehrer. Gerade die Sache mit dem "Generalverdacht" erwies sich als sehr komplexes Thema.

    Wann muss man vor "Generalverdacht" warnen?

    Ich hatte bereits verstanden, dass es sehr wichtig ist, nach jedem Terroranschlag, wenn dieser von einem Flüchtling begangen wurde, zu warnen, man dürfe auf keinen Fall alle Flüchtlinge unter Generalverdacht stellen. Genauso wichtig ist es, nach jedem anderen Verbrechen, wenn dieses von Angehörigen einer Minderheit begangen wurde, eindringlich darauf hinzuweisen, dass man deshalb nicht die ganze Gruppe unter Generalverdacht stellen dürfe. Nun gut, damit war ich schon vollkommen einverstanden, bevor ich mir vorgenommen hatte, politisch korrekt zu werden.

    Neu war für mich nur, dass es eine Pflicht für jeden politisch korrekten Bürger ist, nach jedem solchen Ereignis den Zeigefinger zu heben und sodann laute und eindringliche Warnungen vor einem "Generalverdacht" auszustoßen. Aber auch damit konnte ich irgendwie leben, denn schaden kann das ja nichts: Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig vor einem unbegründeten Generalverdacht gewarnt.

    Was ich neu gelernt hatte, wollte ich natürlich in der Praxis jetzt konsequent anwenden. Als vor einigen Tagen gemeldet wurde, welche ungeheuren Bezüge VW-Chef Martin Winterkorn noch bezieht, obwohl er für den VW-Abgasskandal verantwortlich ist, fügte ich in Diskussionen im Bekanntenkreis stets hinzu: "Aber das ist nun wirklich kein Grund, Manager und Konzernbosse unter Generalverdacht zu stellen. Das sind nur Einzelfälle, und die übergroße Mehrheit der Vorstandsvorsitzenden ist nicht kriminell, sondern geht friedlich einer wichtigen Arbeit nach."

    Gute und böse Minderheiten

    Als ich meinem PC-Lehrer stolz davon erzählte, dass ich nach den jüngsten Nachrichten über Martin Winterkorn überall sehr eindringlich vor einem "Generalverdacht gegen Manager" gewarnt hatte, runzelte der die Stirn: "Ich habe den Eindruck, die Sache mit dem Generalverdacht hast du nicht richtig verstanden." Nachsichtig fügte er hinzu: "Man sieht halt, dass du erst vor Kurzem damit begonnen hast, politisch korrekt zu denken, da unterlaufen einem zuweilen solche Fehler." Fehler? Warum denn? Ich hatte ja gelernt, dass es ganz generell falsch ist, soziale Gruppen (und vor allem Minderheiten) unter einen Generalverdacht zu stellen, nur weil einzelne Mitglieder dieser Gruppe sich falsch verhalten haben. Mein Lehrer wollte, dass ich selbst darauf kam, warum ich einen Fehler gemacht hatte - so könne ich schneller lernen. Er bat mich, Gruppen von Menschen aufzulisten, bei denen Vergehen Einzelner den Anlass bieten könnten, vorschnell alle zu verdächtigen. Ich schrieb auf meinen Zettel:


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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