Keine Alkohol-, Glücksspiel- oder Pornoindustrie
Inspire Investing: Rendite mit Segen
Die amerikanische Firma Inspire Investing hat zwei sehr außergewöhnliche ETF-Fonds aufgelegt: Sie legen nach strikt konservativen biblischen Werten an. Die Fonds stecken zum Beispiel kein Geld in die Alkoholbranche, Glücksspielsparte oder Pornoindustrie.
Was ist den Marketingexperten noch heilig? Es geht nicht mehr nur um das Anlageprodukt, sondern darum, eine Zielgruppe genau zu erreichen. Im Fall von Inspire Investing ist es die ultra-konservative US-amerikanische Mittelschicht. Die aufgelegten Fonds sind die Ersten, die damit werben, keine Unternehmen aufzunehmen, die die Rechte von Schwulen und Lesben unterstützen (“FT”).
Auf der Homepage von Inspire Investing heißt es zur Ausrichtung: Alle ETFs erfüllen die Anforderungen an biblisch verantwortungsbewußte Investmentstandards (BRI), die an biblischen Werten gemessen werden. Die BRI-Standards sind keine neue Erfindung. So gibt es bereits das Biblically Responsible Investing Institute (BRII), welches für gläubige Investoren die passenden Unternehmen identifiziert hat (“BRII”). Ferner listet das Institut mehr als 2.000 Unternehmen auf, die gegen die christlichen Regeln verstoßen. Hierzu gehört die Unterstützung von Alkohol, Abtreibung, Glücksspiel, Tabak, Menschenrechte, Bioethik, Anti-Familienfragen, Homosexualität und Pornografie.
Inspire hofft, mit den beiden Fonds mehrere Hundert Millionen Dollar einsammeln zu können, denn das Unternehmens zielt auf Investoren, die die traditionelle Ehe unterstützen - und Homosexulalität komplett ablehnen. Kein Problem haben biblische Fonds mit der Diskriminierung von Muslimen oder anderen Minderheiten oder auch Themen wie Waffenproduktion.
Laut Robert Netzly, Chef der beiden Fonds, werde unter anderem in die Firmen Xylem, Under Armour und Vertex Pharmaceuticals (“SZ”) investiert. Der Sportartikelhersteller Under Armour war bislang Trump-Unterstützer, bis sich der Konzern Anfang Februar 2017 dank der Initiative #BoycottUnderArmour mit Umsatzeinbrüchen konfrontiert sah ("Fortune"). Was verboten ist, sind Unternehmen wie Apple und Starbucks, weil sie sich offensiv für die Belange von Homosexuellen einsetzen. So hat sich Apple Chef Tim Cook im Oktober 2014 öffentlich zu seiner Homosexulität bekannt. Zudem unterstützt der Konzern die jährliche LGBTI-Parade “San Francisco Pride”.
Mark Snyder von der LGBTI-Organisation Equality Federation glaubt nicht, dass die Fonds gut ankommen werden, denn in der Vergangenheit seien Boykotte gegen LGBTI-freundliche Firmen nicht sonderlich erfolgreich gewesen (“Queer”). Darüber hinaus seien die Fonds für Amerika eher ungewöhnlich, da es dort eine traditionell starke Anti-Diskriminierungs-Bewegung gebe. Synder geht davon aus, dass die Geschäftswelt eher für Gleichberechtigung und Fairness ist und die Bibel-Fonds deshalb keine Chance haben werden.
Schon im Mittelalter wurde mit dem christlichen Segen reichlich Kasse gemacht. Auch im 21. Jahrhundert hat sich daran nichts geändert. Die Bibel-Anlagefonds sind passiv gemanagte Fonds, pro Jahr berechnet das Unternehmen 0,6 Prozent der Anlagesumme. Damit liegt es im oberen Segment für passiv gemanagte Fonds - oftmals betragen die Verwaltungsgebühren lediglich 0,1 bis 0,5 Prozent (“SZ”).
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Wer als Anleger mit reinem Gewissen investieren möchte, der sollte sein Geld vielleicht eher in nachhaltige Fonds stecken. Bei ihnen geht es vorrangig um unsere Erde und den Frieden. Auch Fonds, die nicht in Unternehmen investieren, welche mit Kinderarbeit und Nuklearwaffen ihre Gewinne erzielen, sind die richtige Wahl für bewusste Anleger.