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An der Börse ist langer Atem gefragt

Der FC Bayern München gewinnt die Champions League, die TSG Hoffenheim bleibt in der höchsten deutschen Fußballklasse. In beiden Fällen entschieden kürzeste Zeiträume über Triumph oder Niederlage. Bayern München musste das eineinhalbstündige Finale in der europäischen Königsklasse gegen Borussia Dortmund gewinnen, Hoffenheim zweimal 90 Minuten in der Relegation gegen den Herausforderer 1. FC Kaiserslautern überstehen.

Im Fußball passiert es häufig, dass sich das Schicksal einer ganzen Saison binnen Minuten, teilweise Sekunden entscheidet. Beispielsweise erzielte der FC Bayern erst kurz vor Schluss das Siegtor und sicherte sich damit Europas begehrteste Fußballtrophäe. Ein Jahr zuvor hatte ein verschossener Elfmeter im Endspiel gegen den FC Chelsea eben genau diesen Triumph verhindert.

Diese Zuspitzung auf wenige Schicksalsstunden steigert den Reiz des Fußballs enorm. In der Welt der Wirtschaft sind vergleichbare Phänomene dagegen die Ausnahme. Dort hängt der Erfolg davon ab, was Mitarbeiter und Vorstände Woche für Woche leisten. Einzelne Vorstandssitzungen oder Hauptversammlungen erreichen selten überragende Bedeutung.

Allenfalls Insolvenzmeldungen, Gewinnwarnungen, bahnbrechende Erfolge bei einem neuen Medikament oder unüberlegte Äußerungen eines Bankchefs über einen großen Kreditnehmer sind schicksalhafte Momente. Im größeren Rahmen denken wir an die berühmte Äußerung Mario Draghis vom Juli 2012, den Euro „whatever it takes“ zu retten. Ben Bernankes Andeutung im August 2010, eine zweite Runde „Quantitative Easing“ einzuläuten, war ein ähnlicher Schicksalsmoment für Aktien. Ansonsten entscheidet aber, anders als Börsen­neulinge oft glauben, Disziplin und Kontinuität über den Anlageerfolg. Den über Nacht reich machenden „lucky punch“ gibt es meist nur im Märchen.