ROUNDUP/Bundesbehörde
Mehr Verdachtsberichte zu Todesfällen bei Xarelto
BERLIN (dpa-AFX) - Die Zahl der offiziell gemeldeten Todesfälle nach einer Therapie mit dem immer stärker verordneten Gerinnungshemmer Xarelto ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. "Uns liegen für 2013 insgesamt 102 Verdachtsberichte zu Todesfällen von Menschen vor, die zuvor mit Xarelto behandelt worden sind", teilte der Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn, Maik Pommer, am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa in Berlin mit. Allerdings ist unklar, ob die Todesfälle auf das Mittel zurückgehen.
Bereits zwischen 2011 und 2012 war die Zahl der dem BfArM gemeldeten Verdachtsberichte hierzu von 58 auf 72 Todesfälle gestiegen. Der Bremer Gesundheitsforscher Gerd Glaeske kritisierte bei der Vorlage eines neuen Arzneimittelreports in Berlin, dass Ärzte das Mittel trotz Risiken viel zu häufig verordnen würden.
So sei der Umsatz für das Medikaments mit dem Wirkstoff Rivaroxaban innerhalb eines Jahres um rund 200 Prozent auf rund 280 Millionen Euro gestiegen. Der Absatz sei von rund 668 000 auf 1,7 Millionen Packungen 2013 gestiegen. Die Jahrestherapiekosten des seit 2008 in Deutschland verfügbaren Mittels betrügen 1195 Euro, beim seit Jahrzehnten erhältlichen Marcumar seien es 33 bis 100 Euro. Laut Glaeske gibt es vor allem bei dem neuen Mittel das Risiko nicht mehr stillbarer Blutungen. "Die Todesfälle nehmen zu."
BfArM-Sprecher Pommer wies aber darauf hin, dass es sich bei den Meldungen an seine Behörde um reine Verdachtsfälle handele. So könne der tödliche Verlauf etwa auch Folge der Grunderkrankung sein. Der Anstieg der Meldungen könne auch auf die gestiegenen Verordnungszahlen oder stärkere öffentliche Aufmerksamkeit für ein Mittel zurückzuführen sein. Eine neue Risikolage gebe es nicht - aber es sei unerlässlich, die bekannten Risiken in der ärztlichen Praxis lückenlos zu berücksichtigen.
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Der Geschäftsführer Forschung des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), Siegfried Throm, warf Glaeske Irreführung vor. Gerinnungshemmer minderten bei gefährdeten Patienten erheblich das Schlaganfallrisiko. Bei den älteren sei das Blutungsrisiko in vielen Fällen höher. "Wer das bei einer Bewertung neuerer Gerinnungshemmer nicht erwähnt, betreibt grobe Irreführung."/bw/DP/enl