checkAd

    finanzmarktwelt.de  2218  2 Kommentare
    Anzeige
    Der real existierende EZB-Sozialismus

    Von Markus Fugmann, www.finanzmarktwelt.de

    Die EZB hat gestern angefangen, Covered Bonds (Pfandbriefe) zu kaufen, allerdings noch in kleinem Maßstab. Heute steigt das Volumen etwas an – die europäische Notenbank kauft kurzlaufende spanische Covered Bonds (am Freitag werden die ersten genauen Zahlen veröffentlicht). Das Problem der EZB besteht darin, dass der Markt recht klein ist – daher kursiert in den Handelssälen derzeit der Spott: “Egal mit was sie anfangen, egal was sie heute oder morgen kaufen – sie werden sowieso alles kaufen”. Und weil die Baken wissen, dass die EZB alles kaufen wird, rufen sie natürlich gepfefferte Preise auf, nach dem Motto: wir müssen ja nicht verkaufen. Das bedeutet faktisch, dass die EZB für diese Covered Bonds Mondpreise bezahlen wird – und damit einmal mehr die Banken auf Kosten der Steuerzahler finanziert.

    Neben den Risiken, die sich die EZB damit aufs Buch nimmt, finanzieren die Steuerzahler also die Differenz zwischen den eigentlichen Marktpreisen – wenn es einen freien Markt gäbe – und den Preisen, die die EZB dann real bezahlt. Die Notenbank erhofft sich von der Massnahme eine Stimulierung der Kreditvergabe – denn für die Banken wird durch die Aktion der EZB Eigenkapital frei. So die Theorie. Aber in der Praxis ist es so, dass die Banken völlig ausreichend Liquidität hätten, um neue Krediten zu vergeben. Dass das nicht passiert, liegt vorwiegend an zwei Gründen: erstens befinden sich die Ökonomien der Euro-Peripherie in einem Prozeß des “Deleveraging”, also des Schuldenabbaus. Wer Schulden abbauen muss, die er einst in sonnigen Zeiten im Übermaß angehäuft hatte, nimmt nun mal keine neuen Kredite auf. Der zweite Grund ist, dass die Banken die Risiken der Kreditvergabe nicht eingehen möchten, wenn sie “auf sicher” sehr passable Renditen mit europäischen Staatsanleihen generieren können, die noch dazu von der EZB garantiert werden. Auch hier also setzt die EZB falsche Anreize und manipuliert die Märkte in die falsche Richtung.

    Anzeige 
    Handeln Sie Ihre Einschätzung zu DAX Performance!
    Short
    19.856,85€
    Basispreis
    19,05
    Ask
    × 9,42
    Hebel
    Long
    16.066,84€
    Basispreis
    1,92
    Ask
    × 9,41
    Hebel
    Präsentiert von

    Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie bei Klick auf das Disclaimer Dokument. Beachten Sie auch die weiteren Hinweise zu dieser Werbung.

    Da die EZB-Mitglieder diesen Fehler zum Teil erkannt haben, lancierte Draghi kürzlich das neue Finanzierungsprogramm für Banken, TLTRO. Aber hier sind die Kredite der Notenbank an die Bedingung geknüpft, dass diese von den Banken als Kredite an Unternehmen weitergereicht werden müssen. Dementsprechend gering ist daher auch die Nachfrage der Banken nach TLTRO: Liquidität hat man genug, zu Unternehmenskrediten aber keine Lust. Ausser: die EZB würde einen Teil der Risiken bei Unternehmenskrediten garantieren. Faktisch also würde dann der Steuerzahler die Risiken der Kreditvergabe von privaten Institutionen mit übernehmen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die EZB – wenn sie ihr Scheitern eingesehen hat – diesen Weg gehen wird.

    Was derzeit passiert, bringt der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, auf den Punkt: “Im Unterschied zum real existierenden Sozialismus früherer Jahre steuern nun aber die staatlichen Planer nicht mehr die Realwirtschaft, sondern den Finanzsektor”. Genau das ist der Unterschied: in der DDR etwa wurde die Realwirtschaft gesteuert, im ach so siegreichen Kapitalismus sind wir jetzt an dem Punkt, dass man die Privatwirtschaft (ausser Banken) weitgehend in Ruhe lässt, dafür aber die Finanzmärkte steuert. Pech für die DDR, dass ihre Lenker damals nicht auf diese Idee gekommen sind: denn die Finanzmärkte sind die Staatsfinanzierer schlechthin. Hätte die DDR also vermeintlich freie Finanzmärkte zugelassen, die sie dann mit ihrem real existenten Sozialismus hätte beglücken können, wären ihre Finanzmittel wohl nicht so schnell versiegt – hätte es auch keine “Wende” gegeben.

    Der Westen also ist nach seinem glorreichen Sieg im Kalten Krieg endlich im real existierenden Finanz-Sozialismus angekommen. Das heilige Prinzip lautet jetzt: Verluste sozialisieren, Gewinne privatisieren. Auch eine Form des Sozialismus. Und die Tatsache, dass der real existierende Sozialismus im Endeffekt dann doch den Kalten Krieg gewonnen hat, verdanken wir nicht zuletzt Mario Draghi und seiner EZB!



    Markus Fugmann
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Markus Fugmann ist Chefanalyst der actior AG und Redakteur bei www.finanzmarktwelt.de. Die actior AG bietet Selbsthändlern die Möglichkeit, an allen gängigen Märkten der Welt im Bereich CFDs, Futures, Aktien und Devisen zu Top-Konditionen zu handeln. Darüber hinaus erhalten Kunden kostenlose Informationsabende, Seminare, One-to-One Coaching, allgemeine Einführungen in die Handelsplattformen und Märkte.
    Mehr anzeigen



    Broker-Tipp*

    Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere handeln: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.

    * Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.




    Verfasst von Markus Fugmann
    finanzmarktwelt.de Der real existierende EZB-Sozialismus Von Markus Fugmann, www.finanzmarktwelt.de Die EZB hat gestern angefangen, Covered Bonds (Pfandbriefe) zu kaufen, allerdings noch in kleinem Maßstab. Heute steigt das Volumen etwas an – die europäische Notenbank kauft kurzlaufende spanische …

    Disclaimer