Insider berichten
EZB macht ernst: Kauf von Unternehmensanleihen schon ab Januar?
Die Europäische Zentralbank (EZB) scheint ernst zu machen: Im Kampf gegen die schwächelnde Wirtschaft und aus Sorge vor einer Deflation im Euro-Raum ergreift die Zentralbank noch nicht
getestete Maßnahmen. Wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ berichtet, prüfe der EZB-Rat den Kauf von Unternehmensanleihen – womöglich schon ab Anfang nächsten Jahres.
„Der Druck in diese Richtung ist hoch“, sagte ein Insider gegenüber "Reuters". Offiziell werden könne es in der Sitzung des EZB-Rats Anfang Dezember. Sollte dort eine Entscheidung fallen, könnte
die EZB bereits ab dem ersten Quartal des nächsten Jahres Firmenanleihen kaufen.
Die Spekulationen um den Aufkauf von Unternehmensanleihen reihen sich ein in eine lange Liste an Maßnahmen der EZB zur Bekämpfung des konjunkturellen Tiefs in der Euro-Zone. Über Jahre hinweg
senkte die Zentralbank zunächst die Zinsen, welche heute auf einem Rekordtief sind. Dazu kam die Diskussion um den Aufkauf von Staatsanleihen, welche besonders in Deutschland intensiv geführt
wurde. Im September entschied der EZB-Rat außerdem, den Banken massenhaft Kreditverbriefungen und Pfandbriefe abzukaufen, darunter auch die sogenannten Asset Backed Securities (ABS), welche als
besonders riskant gelten. Siehe auch: EZB will Ramschpapiere aufkaufen – Ökonomen
sind entsetzt oder Von Ramschbank bis Fehlbesetzung - Die
Reaktionen zur EZB-Entscheidung.
Ökonomen wie Richard Werner, der als Erfinder der Idee des „Quantative Easing“ gilt, hatten schon länger für solche Maßnahmen plädiert. Wie wallstreet:online
bereits letzte Woche berichtete, fordert Werner sogar, die EZB solle Banken faule Kredite zum Nominalwert abkaufen. Die aktuellen Maßnahmen scheinen der EZB-Spitze offensichtlich noch nicht auszureichen. „Nach
Ansicht vieler im EZB-Rat hat sich aber das Konjunkturbild zuletzt ins Negative verschoben“, zitiert "Reuters" einen Insider.
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Noch dementiert ein EZB-Sprecher eine Entscheidung des EZB-Rates. Doch die Spekulationen sind da. Nun könnte die Zentralbank also dazu übergehen, Anleihen von Unternehmen aufzukaufen. Ein bislang
unerprobter Schritt. Auch ein Tabubruch? Jedenfalls aus Deutschland dürfte Kritik an den EZB-Plänen laut werden. Die Bundesbank, die Wertpapierkäufen der EZB grundsätzlich eher kritisch
gegenüberstehe, wollte sich am Dienstag nicht äußern, schreibt die Nachrichtenagentur. Am Aktienmarkt kam es unterdessen zu Kursgewinnen (siehe Chart unten), während der Druck auf den Euro anstieg.
Viele Fragen bleiben noch zu klären, ehe die EZB den Aufkauf von Unternehmensanleihen starten könnte. Welche Unternehmensanleihen aus welchen Ländern und welchen Branchen könnte die EZB ankaufen?
Oder anders gesagt: Wie schafft es die Zentralbank politisch möglichst neutral zu agieren? Denn, wenn die EZB Firmenanleihen kauft, könne das zwangsläufig auch politische Auswirkungen haben.
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