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    Griechenland-Krise  8244  8 Kommentare Von "Inkompetenz" bis "monströse Torheit" - US-Ökonomen attackieren Geldgeber

    Der Grexit ist zum Greifen nah. Endlich, jubeln deutsche Ökonomen, die einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone seit Wochen herbeisehnen. Ihre Kollegen aus den USA sehen das anders. Sie kritisieren die Eskalation der Griechenland-Krise aufs Schärfste und finden deutliche Worte für das Verhalten der Gläubiger.

    Die Ankündigung der griechischen Regierung, am kommenden Sonntag ein Referendum über die Sparmaßnahmen abzuhalten, ließ den Schuldenstreit endgültig eskalieren. Die Euro-Gruppe lehnte eine Verlängerung des Hilfsprogramms ab, die EZB wollte die Ela-Notkredite nicht erhöhen. Athen blieb damit keine andere Wahl als zu einer drastischen Maßnahme zu greifen: Kapitalverkehrskontrollen. Seit Montag bleiben sowohl die griechischen Banken als auch die Börse Athens geschlossen.

    US-Ökonomen zeigen sich geradezu entsetzt über diese Entwicklung. Ihre Wut ließ sie in den vergangenen Tagen umso vehementer in die Tasten hauen, um in diversen Gastbeiträgen ihrem Ärger Luft zu verschaffen. Paul Krugman, Jeffrey Sachs, Joseph E. Stiglitz und Barry Eichengreen – sie alle kritisieren die Eskalation im Schuldenstreit aufs Schärfste. Anders als die Mehrzahl der deutschen Ökonomen geben sie den Institutionen in Gestalt des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der EU-Kommission die Schuld am griechischen Drama.

    Was Stiglitz und Co. im Einzelnen gesagt haben:

    Barry Eichengreen: "Ich habe das Ausmaß der politischen Inkompetenz unterschätzt"

    Paul Krugman: "Die Geldgeber haben eine monströse Torheit begangen"

    Jeffrey Sachs: "Lasst die Griechen von der deutschen Geschichte profitieren"

    Joseph E. Stiglitz: "Troika hat Griechenland-Krise absichtlich beigeführt"

    Die (ordoliberalen) deutschen Ökonomen jubeln, die (keynesianischen) amerikanischen Ökonomen schimpfen – Wie kommt das? In der Griechenland-Krise zeigen sich die tiefen ideologischen Gräben deutlicher denn je, meint wallstreet:online. Für die eher keynesianisch geprägten Experten ist und bleibt die Austerität ein Brandbeschleuniger, die eher liberalen Experten werden in ihr immer den Brandlöscher sehen. Diese beiden Denkweisen zu vereinen, gleicht dem berühmten Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln. Und nirgendwo sonst prallen die beiden Sichtweisen gerade so frontal aufeinander wie im Schuldenstreit (Lesen Sie den vollständigen Artikel: Glaubenskrieg der Ökonomen – Wer hat Recht im Grexit-Streit?).

    Blick auf wirtschaftliche Dynamik, aber fehlendes Gespür für politische Realitäten

    Auch das „Handelsblatt“ beschäftigt sich mit der Frage, wieso die Position der US-Ökonomen und die der deutschen Ökonomen oftmals so weit auseinander liegen, und kommt zu dem Ergebnis: US-Ökonomen würden weniger grundsätzlich und ordnungspolitisch denken als einige ihrer deutschen Kollegen. Dafür hätten sie aber die wirtschaftliche Dynamik und deren Abhängigkeit von Geld- und Finanzpolitik sehr genau im Blick.

    Experten aus den USA „verzweifeln schier, wenn Deutsche nicht begreifen wollen, dass ein Land, wo die Zinsen höher sind als das Wachstum, immer tiefer in die Verschuldung rutscht – und zwar je mehr, desto stärker es spart“, so das Blatt. Umgekehrt fehle es den US-Ökonomen aber manchmal am „Gespür für die politischen Realitäten in Europa“. Mit Blick auf die Beschaffenheit der US-Bundesstaaten überschätzten sie die Solidarität zwischen den europäischen Ländern. Das führe dazu, dass „ihre ökonomisch durchaus zutreffenden Analysen in der Praxis oft wenig hilfreich“ seien.





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