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Neuer Rückschlag für Klöckner & Co - Quartalsprognose verfehlt
DUISBURG (dpa-AFX) - Die ersehnte Trendwende beim Stahlhandelskonzern Klöckner & Co (KlöCo) lässt weiter auf sich warten. Im dritten Quartal werde das Unternehmen die eigene Prognose für den operativen Gewinn deutlich verfehlen, warnte die im MDax notierte Gesellschaft am Dienstagabend. Die Hoffnung auf eine leichte Erholung der Preise bei robuster Nachfrage habe sich in den vergangenen Wochen nicht erfüllt. Besserung ist auch für das vierte Quartal nicht in Sicht. Erst im kommenden Jahr soll es eine deutliche Steigerung des Ergebnisses geben.
Der operative Gewinn im dritten Quartal (Ebitda) wird laut KlöCo nur bei rund 30 Millionen Euro landen - und dabei sind schon die Kosten für das neue Sparprogramm herausgerechnet. Im August hatte der Vorstand noch 45 bis 55 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Allerdings sanken danach die Stahlpreise auch wegen der branchenweit beklagten massiv gestiegenen Exporte Chinas. KlöCo musste deshalb seine Lagervorräte abwerten. Zudem hielten sich viele Stahlverarbeiter mit Bestellungen zurück, da sie weiter fallende Preise erwarten. Den vollständigen Quartalsbericht will das Unternehmen am 3. November vorlegen.
Die Börse reagierte mit Enttäuschung. Zum Handelsauftakt am Mittwoch verloren KlöCo-Aktien rund 6,5 Prozent an Wert, erholten sich danach aber etwas und lagen am Vormittag noch mit 1,2 Prozent im Minus. Analysten hatten bereits mit schwachen Quartalszahlen gerechnet. Commerzbank-Experte Ingo-Martin Schachel wunderte sich dennoch, wie deutlich das Unternehmen am eigenen Ausblick vorbeischrammte. DZ-Bank-Analyst Dirk Schlamp äußerte derweil Zweifel, ob die erhoffte Erholung wirklich im kommenden Jahr kommt.
Ursprünglich hatte sich KlöCo für dieses Jahr Ergebnisverbesserungen zum Ziel gesetzt. Doch davon rückte Vorstandschef Gisbert Rühl von Quartal zu Quartal weiter ab. Im August hatte KlöCo angekündigt, dass das Ebitda im Gesamtjahr nun deutlich unter den 191 Millionen Euro von 2014 landen wird. Unter dem Strich wird demnach wieder ein Verlust stehen. Damit ist eine Dividende praktisch ausgeschlossen.
Seit dem Einbruch infolge der Finanzkrise 2008 hat sich das Geschäft der Duisburger kaum erholt. Vor allem die schwachen Preise machen dem Konzern zu schaffen. Dagegen versucht der Vorstand seit Jahren anzusparen. So ist die Zahl der Mitarbeiter seit Mitte 2011 um gut 2000 auf 9700 gesunken. Aus Osteuropa haben sich die Duisburger ganz zurückgezogen. Von einst 290 Standorten sind noch rund 220 übrig. Im vergangenen Jahr gelang die Rückkehr in die schwarzen Zahlen und die Aktionäre erhielten wieder eine Dividende.
Doch in diesem Jahr ging es wieder abwärts. Im ersten Halbjahr standen unter dem Strich rote Zahlen. Um das Ruder herumzureißen, hatte KlöCo seine Sparanstrengungen im Sommer erneut verschärft. Weitere 600 Stellen sollen wegfallen. Betroffen ist vor allem Frankreich.
Die neuen Sparbemühungen sollen bereits im kommenden Jahr das Ergebnis verbessern. Zudem hofft der Konzern auf wirksame Anti-Dumping-Maßnahmen der EU und der USA gegen chinesische Exporte. Um sich aus der Abhängigkeit von den Preisen zu befreien, will KlöCo stärker in die Weiterverarbeitung von Stahl einsteigen. So vereinbarte das Unternehmen erst vor wenigen Tagen die Übernahme des US-Stahlverarbeiters American Fabricators.
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Die schleppende Wirtschaftsentwicklung in China gilt derzeit als Hauptgrund für den neuerlichen globalen Preisdruck. Das Land ist der mit Abstand größte Stahlhersteller. Derzeit produziert es aber viel mehr Stahl als es selbst verbraucht. Die Überproduktion versuchen die Chinesen im Ausland loszuwerden, was dort die Preise verdirbt./enl/mne/fbr