Hüfners Wochenkommentar
"Der Super-Oktober der Zentralbanken" - Seite 2
Bemerkenswert war, dass die amerikanischen Aktien trotz der angekündigten Zinserhöhung anzogen. Dahinter steht freilich kein monetärer Mechanismus. Es war ganz einfach die Erleichterung der Investoren, dass die amerikanische Notenbank nicht in Untätigkeit verharrt, sondern das Heft in die Hand nimmt. Wenn die Zinserhöhung dann wirklich kommt und im nächsten Jahr weitere Schritte vorgenommen werden sollten, kann sich die Stimmung am Markt drehen.
Der US-Dollar befestigte sich angesichts der unterschiedlichen Politiken in den USA und den anderen Ländern handelsgewichtet rund um den Globus um knapp 2 Prozent. Das war weniger, als ich gedacht hatte. Offenbar ist der Markt der Meinung, dass der Dollar schon sehr hoch notiert. Jede weitere Aufwertung würde Ungleichgewichte in der US-Wirtschaft hervorrufen. Die Bondrenditen haben am wenigsten reagiert. Sie sind in Europa zunächst lehrbuchmäßig zurückgegangen, dann aber gleich wieder gestiegen. Hier scheint die "Luft raus" zu sein.
Wie geht es nun weiter? Zunächst haben sich die Chancen auf eine Jahresend-Rallye vergrößert. Das einzige, was jetzt noch dagegen spricht ist, die Tatsache, dass derzeit fast alle mit einer solchen Entwicklung rechnen und sich entsprechend positioniert haben. In einer solchen Situation reicht ein kleiner Funke, um eine gegenteilige Reaktion auszulösen.
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Für das Jahr 2016 ergibt sich: Die Liquidität wird hoch und die Zinsen werden niedrig bleiben. Es ist schwer vorstellbar, dass die Zentralbanken außerhalb der USA nach den jüngsten Lockerungen das Ruder schnell wieder herumwerfen und mit einer Normalisierung der Geldpolitik beginnen. Es gibt freilich Indizien, dass die monetäre Expansion in der Welt 2016 doch nicht ganz so hoch sein wird wie 2015. In den USA stehen die Zeichen eher auf Normalisierung. In China gehen die Währungsreserven zurück (in den letzten Monaten um 500 Milliarden US-Dollar). Das verringert für sich genommen die Liquidität in dem Land. Eine Reihe von Schwellen- und Entwicklungsländer wird am Devisenmarkt intervenieren müssen, um größere Kapitalabflüsse zu verhindern. Schließlich: Auch bei den Wertpapierkäufen der Zentralbanken gibt es Abnutzungseffekte. Je länger sie laufen und je stärker sie werden, um so weniger wirken sie in der Volkswirtschaft.