DB-Chefvolkswirt fordert
Billiglohnsektor für Flüchtlinge - Weniger Geld für gleiche Arbeit? "Es spricht nichts dagegen"
Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank sieht in den Flüchtlingen einen „volkswirtschaftlichen Segen für Deutschland“ – sofern man nicht versuche, sie zu Deutschen zu erziehen. Stattdessen sollen sie in einem eigens geschaffenen Billiglohnsektor arbeiten, findet er.
David Folkerts-Landau, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, schaltete sich zuletzt immer wieder in die Flüchtlingsdebatte ein. Mit ihrem Bekenntnis zur Zuwanderung könne Angela Merkel einer der großen Staatsführer werden, die Deutschland weit über die eigene Generation hinaus verändert haben, schrieb Folkerts-Landau kürzlich in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung „Die Zeit“ (wallstreet:online berichtete). Anders als viele seiner Ökonomen-Kollegen sieht Folkerts-Landau vor allem die positiven Auswirkungen der hohen Flüchtlingszahl. „Für Deutschland sind die Flüchtlinge ein volkswirtschaftlicher Segen, wenn wir richtig damit umgehen“, sagte der Chefvolkswirt laut der „Welt“ bei der Vorstellung des Jahresausblicks der Deutschen Bank on London. Selbst wenn Deutschland 30 Millionen Euro im Jahr, also ein Prozent des Bruttosozialprodukts, aufwenden müsse, seien die Zuwanderer für die alternde deutsche Gesellschaft „volkswirtschaftlich eine außerordentlich lohnende und notwendige Investition“, so Folkerts-Landau.
Das A und O sei jedoch eine erfolgreiche Integration. Diese gelinge Folkerts-Landau zufolge aber nicht, „indem man versuche, sie zu Deutschen zu erziehen.“ „Das Problem der Zuwanderung ist Arbeit, Arbeit und noch mal Arbeit.“ Eine erfolgreiche Integration sei nur über den Arbeitsmarkt möglich. Doch wie soll das funktionieren? Ganz einfach, meint Folkerts-Landau. Man schafft einen Billiglohnsektor für Flüchtlinge.
Billigproduktion statt Mindestlohn
„Das Kernproblem bei der Integration der Flüchtlinge ist: Sie müssen Arbeit finden und der Mindestlohn hindert viele daran“, so der DB-Chefvolkswirt und erneuert einmal mehr seine Forderung nach Mindestlohn-Ausnahmen für Flüchtlinge (Mehr dazu hier). Folkerts-Landau findet: „Es spricht nichts dagegen, einem Zuwanderer für dieselbe Arbeit eine Zeit lang weniger zu zahlen als seinem deutschen Kollegen.“ Er sei sich bewusst, damit eine „ziemlich umstrittene Minderheitsposition“ zu vertreten.
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Trotzdem sieht er „keinen Grund, warum es nicht auch in Deutschland Billigproduktion geben kann.“ Durch die Einrichtung eines Billiglohnsektors ließen sich viele Tausend Flüchtlinge mit Arbeit versorgen, schlägt der Chefvolkswirt vor. Außerdem könne dadurch ein Teil der sieben Millionen Jobs, die deutsche Unternehmen derzeit im Ausland unterhielten, wieder nach Deutschland zurückgeholt werden.