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    Bargeld-Abschaffung  15437  18 Kommentare Der "Staats-Bitcoin" - Auf dem Weg vom Bargeld zum elektronischen Zentralbankgeld

    Die Welt ohne Bargeld - für die einen das Ziel, für die anderen ein Albtraum. Es ist DAS Thema bzw. es sind DIE Themen der Stunde: Bargeld-Obergrenze, Abschaffung des 500-Euro-Scheins und letztlich das Endes des Bargelds.

    Befürworter einer Abschaffung des Bargeldes versuchen uns die bargeldlose Welt als eine Welt ohne Kriminalität und Terrorismus schmackhaft zu machen. Auch in der Fin-Tech-Branche hat ein regelrechter Hype im Run auf die einfachste und innovativste Bezahlform eingesetzt. Geldscheine und Münzen spielen in ihren Überlegungen keine Rolle mehr. Der junge hippe Mensch von heute zückt längst das Smartphone oder die Smartwatch. Für die Bargeld-Befürworter ist diese Vorstellung ein Graus. Denn: Bargeld ist „geprägte Freiheit“, betont unter anderem der Ökonom Lars Feld und bringt damit genau das Argument vor, das Anhänger des Bargelds immer wieder ins Feld führen: die Freiheit, immer und überall bezahlen zu können ohne dabei digitale Spuren zu hinterlassen.

    Notenbanken sondieren Ausgabe von elektronischem Geld

    Eine Welt ohne Bargeld  jedoch, scheint der Traum der Notenbanken. Sie bereiten sich schon länger auf eine Welt ohne Bargeld vor. Als ersten Schritt hatte der EZB-Rat im Februar den Grundsatzbeschluss gefasst, eine Abschaffung der höchsten Euro-Note prüfen zu lassen. EZB-Präsident Mario Draghi hat sich persönlich hinter die Initiative gestellt. Bundesbankpräsident Jens Weidmann warnte in der "BILD-Zeitung" hingegen in der Debatte zur Einschränkung von Bargeldzahlungen vor falschen Signalen. "Es wäre fatal, wenn die Bürger den Eindruck bekämen, dass ihnen das Bargeld nach und nach entzogen wird.“ (wallstreet:online berichtete hier, hier und hier).

    Doch die Überlegungen der Notenbanken werden konkreter: Wie die Wochenzeitung „Die Zeit“ unter Berufung auf Notenbankkreise berichtet, prüfen einige Währungsbehörden der G-20-Staaten, in Zukunft elektronisches Geld herauszugeben. Hintergrund sei die Beobachtung, dass die Menschen in vielen Ländern vermehrt bargeldlos bezahlen und dabei elektronische Zahlungsmethoden nutzen.

    Die Notenbanken müssten auf das veränderte Zahlungsverhalten reagieren, wenn sie nicht die Kontrolle über die Geldversorgung verlieren wollten. Wie es heißt, könnte das elektronische Zentralbankgeld beispielsweise in Form eines digitalen „Staats-Bitcoin“ herausgegeben werden. Die Überlegungen zur Einführung einer Staats-Kryptowährung befänden sich allerdings noch in einem sehr frühen Stadium. Als Vordenker in Sachen Digitalisierung gilt Mark Carney, Gouverneur der Bank of England.

    Bankraub, Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit adé?

    Einer, der schon lange für die Abschaffung des Bargelds die Trommel rührt, ist der Harvard-Professor Kenneth Rogoff (siehe hier). In einer Welt ohne Bargeld wären viele Probleme mit einem Schlag gelöst: Schwarzgeld, Geldwäsche, Steuerhinterziehung. „Ein sehr hoher Anteil der negativen Begleiterscheinungen der Bargeldnutzung hängt mit den großen Scheinen zusammen. Wenn man aufhört, diese auszugeben, dann hat man schon sehr viel erreicht,“ betonte Rogoff fast fast genau einem Jahr im „Handelsblatt“. 

    Ähnlich sieht das der Chef der Deutschen Bank, John Cryan. Bargeld unterstütze Geldfälscher, Geldwäscher und andere Kriminelle. Wenn es nach Cryan geht, müssen sich Geldfälscher beeilen. Denn: Bargeld werde in den nächsten zehn Jahren von der Bildfläche verschwinden. Der Grund: “Cash ist fürchterlich teuer und ineffizient.“ Warum also nicht schon jetzt per Bankkarte oder per Smartphone-App bezahlen? 

    Auch hierzulande mehren sich die Stimmen, die eine Abschaffung des Bargelds fordern. Die prominenteste unter ihnen gehört dem Wirtschaftsweisen Peter Bofinger (siehe hier). Gegner des Bargeldes führen meist zwei Argumente ins Feld. Zum Einen verweisen sie gerne auf die Rolle des Bargelds bei illegalen Transaktionen, so Cryan, Rogoff und auch Bofinger. Daneben gibt es noch das Fortschrittsargument, wonach Münzen in Zeiten des digitalen Zahlungsverkehrs schlichtweg unpraktisch seien. Bargeld erschwere den Zahlungsverkehr „ungemein“. Aus diesem Grund prophezeite James Gorman, Chef von Morgan Stanley, bereits im Jahr 2014: Bargeld werde als physische Bezahlform nahezu von der Bildfläche verschwinden (wallstreet:online berichtete). 

    "Abschaffung des Bargeldes ist Entmündigung der Bürger!“

    Finanzexperte Max Otte warnt, der Illusion einer schönen neuen bargeldlosen Welt zu erliegen. Denn hinter der glänzenden Fassade lauere ein „absolutes Schauermärchen“. Zwar sei unbestreitbar, dass das bargeldlose Bezahlen viel praktischer scheine, so Otte. Doch sollten wir uns von dieser Bequemlichkeit nicht die Sinne vernebeln lassen. Die politischen Konsequenzen einer Welt ohne Bargeld seien alles andere als harmlos. Abschaffung des Bargeldes sie die schleichende Enteignung der Bürger. Mit der Abschaffung des Bargelds wären zum Beispiel auch Negativzinsen „für jedermann unausweichlich“, so Otte. Lesen Sie mehr dazu hier.

    Negativzinsen? Da läuft es dem fleißigen deutschen Sparer eiskalt den Rücken runter. Bereits jetzt müssen Banken, die bei der Europäischen Zentralbank (EZB) Geld parken, einen sogenanntenn Strafzins zahlen. Müssen nach den Banken nun auch Privatkunden bald mit Strafzinsen rechnen? Der Präsident des ifo-Institut beruhigt in einem Interview mit dem "Tagesspiegel" erstmal: „Das hätten einige Zentralbanker wohl gern. Sie wollen das Bargeld abschaffen, damit die Banken negative Zinsen einführen können und die Schuldenstaaten Europas für ihre Schulden keine Zinsen mehr zahlen müssen, sondern ganz im Gegenteil bezahlt werden. Aber so lange es Bargeld gibt, kann man sich vor einer solchen Ausbeutung schützen.“




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    Bargeld-Abschaffung Der "Staats-Bitcoin" - Auf dem Weg vom Bargeld zum elektronischen Zentralbankgeld Bargeld adé, Hallo Digitalwährung! Einige Währungsbehörden der G-20-Staaten prüfen die Ausgabe elektronischen Geldes. Das elektronische Zentralbankgeld könnte in Form eines digitalen „Staats-Bitcoin“ um die Ecke kommen.

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    Kommentare

    Avatar
    02.05.16 16:37:38
    Vielleicht splitten die Südafrikaner ja den Krügerrand noch weiter.
    Dann bliebe praktikables Bargeld erhalten.

    1⁄10 Unze 16,50 mm 1,19 mm 3,393 g 1/10 oz. tr. = 3,110 g ab 1980
    (Wikipedia)

    Eine Krügerrand-Münze verteilt auf 40 Münzen (1/40 Unze 0,778g)
    Damit könnte man manche Rechnung schon einigermaßen praktikabel
    bezahlen.
    Avatar
    29.04.16 08:00:54
    Habe zufälligerweise meinen letzten verbliebenen Nick wiedergefunden und spiele hier wieder mit.

    Es hat sich absolut nichts verändert, Lemming bleibt Lemming......forever....eine Naturkonstante.

    cu DL.....im übrigen bin ich der Meinung wer Gold hat ...braucht keinen Kredit
    Avatar
    29.04.16 07:37:00
    Hallo Dottore,
    das ist aber problematisch wg. Mundkrebs.
    Andererseits bei meinem Konsumverhalten eh schon egal.
    :rolleyes:
    Avatar
    29.04.16 07:32:49
    69 ist viel schöner und keine beleidigung.

    cu DL
    Avatar
    28.04.16 16:21:40
    Schön, wenn 68er anerkennen, daß 68er eine Beleidigung ist!
    :D

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