Rente - Altersarmut
Arbeiten bis in den Tod - Immer mehr haben keine Hoffnung auf ein Rentendasein
Sie werden wohl niemals in den Genuss einer Rente kommen werden, befürchten weltweit 12 Prozent der zur Generation Y gehörenden Arbeitnehmer. In Japan sind es sogar unglaubliche 37 Prozent, die glauben, dass sie bis in den Tod arbeiten werden.
Es ist ein trauriges Studienergebnis, was da am Dienstag von der ManpowerGroup vorgestellt wurde. Laut einer Umfrage unter 19.000 beschäftigten Millienials (also diejenigen, die in etwa zwischen 1980 und 1999 geboren wurden, auch bekannt als Generation Y) in insgesamt 25 Ländern, ist jeder Zehnte davon überzeugt, dass er sein Leben lang arbeiten müssen wird.
Spitzenreiter der Hoffnungslosen ist Japan, wo jeder Dritte (37 Prozent) davon ausgeht, bis zum letzten Atemzug in Arbeit stehen wird. Auf dem zweiten Platz landet China mit 18 Prozent, gefolgt von Griechenland mit 15 Prozent. In Deutschland glauben aktuell 9 Prozent, dass sie niemals in Rente gehen werden. Zahlen, die sich durchaus noch ändern können.
Die besonders schlimme Situation in Japan begründet Mireya Solís, Japan-Expertin der Washingtoner Brookings Institution, gegenüber "Bloomberg" mit der abnehmenden nationalen Sparquote, schlechteren Aussichten in der Beschäftigungsstatisik und der alternden Bevölkerung, wodurch der Druck auf die sozialen Sicherungssysteme immer mehr zunehme. Ebenfalls laut "Bloomberg" geriet ein japanischer Abgeordneter jüngst unter Beschuss, als er nach der Geburt seines Kindes für vier Wochen in den Vaterschaftsurlaub gehen wollte.
Deutschland steht vor denselben Problemen
Wenigstens müssen die Japaner mit durchschnittlich 46 Wochenstunden nicht ganz so hart arbeiten, wie ihre Kollegen in Griechenland (47 Stunden), Mexiko, China und Singapur (48 Stunden) oder gar Indien (52 Stunden).
In Deutschland arbeiten die Millenials durchschnittlich 43 Stunden pro Woche. Doch stehen auch wir vor demselben demographischen Problem, wie die meisten Industrieländer dieser Welt. Dies wird über kurz oder lang dazu führen, dass der Großteil der Erwerbstätigen vielleicht nicht bis in den Tod, aber zumindest bis kurz davor arbeiten werden müssen.
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Nach den Rentenplänen der Bundesregierung müsste das Renteneintrittsalter bis zum Jahr 2030 demnach auf 69 Jahre angehoben werden, damit das Rentinniveau und die -beiträge konstant bleiben. Laut Ökonom Oliver Holtemöller reicht selbst das in der langen Frist nicht mehr aus. Nach seinen Berechnungen müsste das Renteneintrittsalter ab dem Jahr 2034 noch über die 70 Jahre hinaus gehen, ab dem Jahr 2040 wären selbst damit Beitragssätze und Rentenniveau nicht mehr sicher (lesen sie mehr dazu hier).
Rente? Welche Rente?
Und die Rente selbst? Die ist weniger als sicher. Um eine Rente über dem Grundsicherungsniveau zu bekommen, müsste ein Arbeitnehmer nach heutigem Stand 40 Jahre lang ununterbrochen mindestens 2100 Euro brutto im Monat verdienen. Nach Recherchen des WDR droht fast jedem zweiten Bundesbürger, der ab 2030 in Rente geht, eine Altersversorgung aus der gesetzlichen Rentenversicherung unterhalb der Armutsgrenze. Das heißt: Beinahe die Hälfte der Rentnerinnen und Rentner wären dann möglicherweise abhängig von staatlichen Grundsicherungsleistungen, also faktisch Hartz-IV-Empfänger. Mehr zum Thema hier lang.