checkAd

     1518  0 Kommentare D-Day am 23. Juni - Der Brexit als Anfang vom Ende von EU und Euro? - Seite 3


    Die kontinentaleuropäischen Befürchtungen, dass der Brexit für die Insel massive Folgeschäden hat, zweifeln auch viele Briten im Gegensatz zum ehemaligen Londoner Bürgermeister Boris Johnson nicht an. Doch er - der in einer Talentshow als Double von Donald Trump auftreten könnte - verfolgt eigene Interessen. Nach einem Brexit könnte er David Cameron politisch beerben.
    Nach Brexit ist sogar Großbritannien selbst in seiner Existenz gefährdet. Denn die Schotten wollen in der EU bleiben. Sie könnten nach dem Brexit ein erneutes Referendum planen, dass dann erfolgreicher als das erste aus Great nur noch Little Britain macht.
    Und warum denken vor allem die Engländer trotzdem an Brexit? „I’m fed up to the back teeth“ hört man oft genug insbesondere von englischen Zeitgenossen. Man habe „Die Schnauze von Europa voll“. Nachgefragt, was denn konkret stört, hört man als Antwort, dass Europa in Form der EU nicht funktioniere, z.B. in puncto Einwanderung und Terrorbekämpfung, weil ein grenzüberschreitender Datentransfer fehlt. Dazu kommt, dass die EU keinen gemeinsamen Außenauftritt angesichts der globalen Konflikte und Krisen hinbekommt. Außerdem befürchten sie, dass die EU dem „Sozialismus“ verfällt, der seit dem 19. Jahrhundert das britische Unwort schlechthin ist. Man bewege sich hin zur Schuldenmacherei mit Bezahlung durch die Notenbank und weg von Marktwirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit.  
    Und natürlich ist da noch die Furcht vor Deutschland, das aufgrund seiner wirtschaftlichen Stärke die EU dominieren könnte und so den Briten ein deutsches Diktat aufzwingt.

    Manche deutsche Politiker haben das diplomatische Geschick einer Tiefkühltruhe

    Angesichts der diffusen Ängste der Briten ist derzeit leider nicht jeder deutsche Politiker mit Fingerspitzengefühl ausgestattet. Vor der Brexit-Abstimmung am 23. Juni ist es kontraproduktiv, den Briten jetzt Verbalohrfeigen zu verpassen, indem man ihnen selbstgerecht droht, wenn das Königreich für den Austritt stimme, sei auch der Zugang zum Binnenmarkt passé: "In ist in, out ist out".
    Vielleicht konnte man die Griechen in Kreditverhandlungen mit harter Rhetorik beeindrucken. Briten sind aber ein ganz anderes Kaliber. Die sind davon not amused.  So schüttet man noch Brandbeschleuniger in das bereits lodernde Feuer der Austrittbefürworter. Damit schürt man die eingebildete Angst vieler Briten vor der deutschen Allmacht und dem britischen Souveränitätsverlust, was die britische Kampfpresse polemisch auszunutzen versteht.
    Seite 3 von 5




    Robert Halver
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

    Lesen Sie das Buch von Robert Halver*
    *Werbelink

     

    Mehr anzeigen
    Verfasst von Robert Halver
    D-Day am 23. Juni - Der Brexit als Anfang vom Ende von EU und Euro? - Seite 3 Vor einem Jahr war der Grexit keine reine Utopie mehr. Damals ging sogar die Angst um, dass nach einem griechischen Exodus schnell auch weitere Länder wie Zypern oder Portugal leise Servus zur Währungsunion sagen könnten. Denn Griechenland …