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    Selbstbetrug  1922  0 Kommentare Wie viele Nadeln gibt es im Heuhaufen?
    Oder: Wenn alle "selektiv" kaufen - Seite 2

    Viele Marktteilnehmer kaufen nicht auf eigene Rechnung, sondern mit dem Geld anderer Leute. Für sie ist der Druck besonders hoch, wenn sie "zu früh" aus dem Markt aussteigen und ihnen ihre Geldgeber vorhalten, dass die Preise weiter steigen und sie nicht davon partizipieren. Daher ist es folgerichtig, dass die Meisten bei dem Spiel weiter mitspielen: Täten sie es nicht, würde man ihnen den Vorwurf machen, sie seien viel zu pessimistisch und würden dadurch Geld verlieren. Wenn es hinterher aber schiefgeht, weil sie zu teuer eingekauft haben und dann große Wertberichtigungen vornehmen müssen, dann können sie sich damit herausreden, alle anderen hätten ja ähnlich gehandelt und vor Markteinbrüchen sei man nun einmal nicht gefeit.

    Da zunehmend weniger Produkte zu einigermaßen angemessenen Preisen zur Verfügung stehen, erhöhen die Kaufwilligen sukzessive das Risiko. Wer etwa seinen Investoren eine Rendite von 5 Prozent versprochen hat, aber nur noch zum 25 oder gar 30fachen einkaufen kann, der fängt plötzlich an und kauft Assets, die er bisher wegen (wirklich oder vermeintlich) zu hohem Risiko nicht einmal angeschaut hätte. Diese sind natürlich auch im Preis ganz erheblich gestiegen, aber eben noch zum 17- oder 18fachen verfügbar. Was eben noch als viel zu riskant abgelehnt wurde, gilt nun auf einmal als hoch attraktives Schnäppchen (= Nadel im Heuhaufen). Das Gesetz der steigenden Risikotoleranz in Phasen der yield-compression kann man an den Anleihemärkten ebenso beobachten wie an den Aktien- oder Immobilienmärkten.

    Institutionelle Investoren haben meist keine andere Wahl - sie müssen stets weiter kaufen, egal wie teuer der Markt ist. Da es sich hier meist um Angestellte handelt, die mit dem Geld anderer Leute arbeiten, ist es für sie nicht so schlimm. Wenn sich später herausstellt, dass sie viel zu teuer gekauft haben, können sie sich damit herausreden, dass "alle" anderen ebenso teuer gekauft hätten. "Ich war es nicht, das war der Markt." Da es nicht ihr eigenes Geld ist und sie keine negativen Konsequenzen zu befürchten haben, handeln sie im Grunde genommen rational, wenn sie weiter zu teuer kaufen.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Selbstbetrug Wie viele Nadeln gibt es im Heuhaufen?
    Oder: Wenn alle "selektiv" kaufen - Seite 2
    In Phasen der Überhitzung an den Märkten neigen die Marktteilnehmer dazu, sich selbst zu betrügen. "Ja, der Markt ist zu teuer, aber wir kaufen sehr selektiv, wir suchen die Nadel im Heuhafen." Je häufiger Sie solche Statements hören, umso misstrauischer und vorsichtiger sollten Sie werden.

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