Die Flut muss alle Boote heben - Seite 2
Ein Rücksetzer - " Muss" es diesen geben?
Aber was ist nun mit den Argumenten der Zweifler? Kann man diese einfach vom Tisch wischen oder sind sie gar irrelevant? Schauen wir uns ein paar davon an.
Da sagen einige „Charttechniker“, der S&P 500 könne ja noch gar nicht steigen, weil er zunächst sein Ausbruchsniveau der großen Seitwärtsbewegung seit Ende der 1990er Jahre testen müsse. Langjährige Leser wissen, dass wir diese Seitwärtsbewegung seit mehreren Jahren immer wieder thematisiert haben. Das geschah vor dem Hintergrund, dass nach einem Ausbruch aus dieser Seitwärtsbewegung eine lang anhaltende Rally starten könnte. Wir haben diese Seitwärtsbewegung auch immer wieder mit ihren Vorgängern verglichen, insbesondere der großen Seitwärtsbewegung der 1960/70er Jahre. Und tatsächlich kam es damals zu einem Rücksetzer an das Ausbruchsniveau (siehe Pfeil im folgenden Chart).
(Chart erstellt mit MarketMaker)
Allerdings ist dieser Rücksetzer wohl eher eine Ausnahme. Der Ausbruch aus der großen Seitwärtsbewegung der 1930/40er Jahr kam ohne einen Rückfall aus. Typischer ist hingegen eine kleine Konsolidierung wenige Jahre nach dem Ausbruch (siehe blaue Ellipsen). Allerdings stiegen die Kurse danach weiter – ohne noch einmal an frühere Ausbruchsniveaus zurückzukehren. Eine solche kleine Konsolidierung in einem neuen Trend könnte die Phase von 2015/2016 im S&P 500 gewesen sein.
Es kommt auf den richtigen Vergleich an
Im Vergleich dieser drei Seitwärtsbewegungen erscheint die aktuelle Situation zudem eher vergleichbar mit der Lage zu Beginn der 1950er Jahre. Auch damals erreichten nämlich die Zinsen (siehe unterer Chartteil) einen Tiefpunkt bei damals rund 2 % (siehe gestrichelte Linie). Derzeit haben wir erneut ein historisch niedriges Zinsniveau. Im Gegensatz zu damals fallen die Zinsen aber noch, während sie damals schon leicht anzogen.
Anfang der 1980er Jahre, als es zu dem genannten Rücksetzer kam, lagen die Zinsen dagegen auf historisch hohem Niveau. Hier war es sicher viel schwieriger, Anlegern Aktien schmackhaft zu machen – wenn Sie sich für die nächsten zehn Jahre Zinsen von bis zu 16 % sichern konnten. Insofern hatten die Anleger immerhin eine relevante Alternative zu Aktien. Der Rücksetzer ist also vermutlich eher der Ausdruck dieser Abwägung zwischen den verschiedenen Anlageklassen als eine Gesetzmäßigkeit – die es so im Übrigen auch charttechnisch gar nicht gibt.