ING-DiBa-Analyse
Deutsche Privatanleger beweisen zunehmend Mut zur Aktie
Die Deutschen scheinen ihre Akien-Scheu zumindest stückweise abzulegen. Wie die Direktbank ING-DiBa im Rahmen einer Depot-Analyse herausgefunden hat, greifen Privatanleger seit 2014 immer öfter zum risikobehafteten Wertpapier.
Der deutsche Ottonormalanleger steht ja bekanntlich allem, was risikobehaftet ist, grundsätzlich erstmal argwöhnisch gegenüber. Am liebsten bleibt er bei Altbewährtem, wie Spareinlagen, Tages- und Festgeldern, bei denen er relativ sicher abschätzen kann, wie viel er am Ende rausbekommt (mehr dazu hier).
Doch auch der ängstlichste Sparer kann langfristig nicht die Augen vor dem omnipräsenten Zinstief verschließen. Dass sich die Beteiligung an einem börsennotierten Unternehmen auf lange Sicht vielleicht mehr rechnet, als ein sich selbst verzehrendes Zinsprodukt, wird von Banken und Versicherungen zurzeit fast schon mantraartig wiederholt.
Bei einigen scheint die Botschaft mittlerweile angekommen. So legte zum Beispiel der Aktienanteil in den Depots von 920.000 ING-DiBa-Kunden seit 2014 um jeweils rund 1,5 Prozent im Jahr zu. Wo sich das Gesamtvolumen der Aktieninvestments vor drei Jahren noch auf 11,9 Milliarden Euro belief, waren es 2016 schon 16,8 Milliarden Euro.
Quelle: ING-DiBa
Ältere investieren häufiger in Aktien
Dabei konnte die Direktbank feststellen, dass die Bereitschaft, sein Geld in Aktien anzulegen, mit dem Alter steigt. Demnach hielten 2016 jene Kunden, die 76 Jahre und älter sind, im Durchschnitt 65 Prozent ihres Depots in Aktien. Bei den Kunden im Alter von maximal 35 Jahren machte der Anteil dagegen 59 Prozent, bei den Kunden bis 25 Jahren sogar nur 51 Prozent aus.
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Quelle: ING-DiBa
Auch die vielen Krisen, welche im Jahresverlauf eingetreten sind, haben dem Trend keinen Abbruch getan. Im Gegenteil, anstatt zu verkaufen, wurde oftmals sogar noch fleißig weiter investiert. Tatsächlich wurden am Tag nach dem Brexit-Referendum Wertpapiere in Höhe von 383 Millionen Euro dazugekauft, nur 201 Millionen Euro wurden zum selben Zeitpunkt verkauft.
Was der Bauer nicht kennt...
Bei der Wahl der Wertpapiere lässt sich indes wieder das typisch deutsche Sicherheitsbedürfnis erkennen. So fühlen sich die meisten bei den großen, bekannten DAX-Unternehmen am besten aufgehoben. Das beliebteste Wertpapier war in diesem Jahr die Daimler-Aktie, der insgesamt 259,6 Millionen Euro aus den untersuchten Depots zuflossen. Aber auch bei Papieren der Allianz SE (164,8 Mio. Euro), der Deutschen Bank (108,9 Mio. Euro), der Commerzbank (91,8 Mio. Euro), sowie der Bayer AG (74 Mio. Euro) wurde gern zugeschlagen. Einziger ausländischer Vertreter der Top-Fünf-Titel war - wie schon in den vergangenen drei Jahren - die Apple Aktie (66 Mio. Euro).
"Ein zartes Pflänzchen"
Mit 920.000 untersuchten Depots ist diese Studie natürlich nicht vollends repräsentativ für die Grundgesamtheit der deutschen Anlegerschaft. Laut ING-Pressesprecher Alexander Baumgart ließe sich dennoch beobachten, dass die Kunden langsam anfangen, ihre Sparguthaben in Wertpapiere umzuschichten. Sicherlich handele es sich hierbei nicht um einen plötzlichen Sinneswandel, wohl aber um ein erstes "zartes Pflänzchen" des Umdenkens.