Politisch korrekt leben
Politisch korrekt ins neue Jahr
Erfahrungsbericht: Meine korrekte Woche - Seite 3
Erfahrungsbericht: Meine korrekte Woche - Seite 3
Wagenknecht lobt Trump - ziemlich verwirrend
Politisch korrekt zu denken, ist gar nicht so einfach. Manchmal bin ich richtig verwirrt. Sarah Wagenknecht, die ich bewundere, weil sie sich so nachhaltig für soziale Gerechtigkeit und gegen den
Kapitalismus einsetzt, hat neulich Donald Trump gelobt. Und der stellvertretende Boss der amerikanischen Autogewerkschaft hat sogar vor Freude geweint, weil Trump es den Großkonzernen endlich mal
mit seinen Twitter-Kommandos zeigt und sie zwingt, neue Arbeitsplätze nicht mehr in Mexiko, sondern in Amerika zu schaffen. Eigentlich dachte ich, das sei nur ein weiterer Beleg für den wirklich
üblen Rassismus von Trump, aber dann waren da die zustimmenden Kommentare des amerikanischen Gewerkschaftsführers und von Sarah Wagenknecht. Und jetzt bin ich einfach nicht mehr sicher, ob Trump
wirklich ein so schlimmer Rassist, Sexist, Klimaleugner, Frauenfeind und überhaupt Menschenfeind ist, wie ich dachte. Also ziemlich verwirrend. Und wirklich anstrengend, nachhaltig politisch
korrekt zu leben und zu denken.
Die Willkommenskultur lebt
Und dann gab es doch noch eine wirklich gute Nachricht: Ich hatte manchmal die Befürchtung, Deutschland habe unter dem Eindruck der ausländerfeindlichen Hetze von CSU und anderen Rechtspopulisten seinen Kurs in der Flüchtlingspolitik geändert und sich von der Willkommenskultur verabschiedet. Das machte mir wirklich Sorgen. Und dann kam die gute Nachricht vom Statistikamt: In Deutschland wurden in den ersten drei Quartalen 2016 mehr Asylanträge gestellt, als in den übrigen 27 Staaten zusammengenommen. In der EU wurden insgesamt 988.000 Asylanträge gestellt, davon entfielen rund zwei Drittel alleine auf Deutschland! Da war ich einen Moment richtig stolz auf Deutschland, obwohl ich dann wieder unsicher war, ob Stolz auf Deutschland nicht ziemlich nationalistisch und damit auch wieder politisch unkorrekt ist. Schließlich hatte ich mir geschworen, bei der nächsten Fußball-WM nicht mehr für Deutschland die Daumen zu drücken - und schon gar nicht ein Deutschlandfähnchen an mein Auto zu machen, weil das ja wirklich Ausdruck eines ganz üblen Nationalismus ist.