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    Politisch korrekt leben  1896  2 Kommentare Politisch korrekt ins neue Jahr
    Erfahrungsbericht: Meine korrekte Woche - Seite 3


     

    Wagenknecht lobt Trump - ziemlich verwirrend

    Politisch korrekt zu denken, ist gar nicht so einfach. Manchmal bin ich richtig verwirrt. Sarah Wagenknecht, die ich bewundere, weil sie sich so nachhaltig für soziale Gerechtigkeit und gegen den Kapitalismus einsetzt, hat neulich Donald Trump gelobt. Und der stellvertretende Boss der amerikanischen Autogewerkschaft hat sogar vor Freude geweint, weil Trump es den Großkonzernen endlich mal mit seinen Twitter-Kommandos zeigt und sie zwingt, neue Arbeitsplätze nicht mehr in Mexiko, sondern in Amerika zu schaffen. Eigentlich dachte ich, das sei nur ein weiterer Beleg für den wirklich üblen Rassismus von Trump, aber dann waren da die zustimmenden Kommentare des amerikanischen Gewerkschaftsführers und von Sarah Wagenknecht. Und jetzt bin ich einfach nicht mehr sicher, ob Trump wirklich ein so schlimmer Rassist, Sexist, Klimaleugner, Frauenfeind und überhaupt Menschenfeind ist, wie ich dachte. Also ziemlich verwirrend. Und wirklich anstrengend, nachhaltig politisch korrekt zu leben und zu denken.
     

    Die Willkommenskultur lebt

    Und dann gab es doch noch eine wirklich gute Nachricht: Ich hatte manchmal die Befürchtung, Deutschland habe unter dem Eindruck der ausländerfeindlichen Hetze von CSU und anderen Rechtspopulisten seinen Kurs in der Flüchtlingspolitik geändert und sich von der Willkommenskultur verabschiedet. Das machte mir wirklich Sorgen. Und dann kam die gute Nachricht vom Statistikamt: In Deutschland wurden in den ersten drei Quartalen 2016 mehr Asylanträge gestellt, als in den übrigen 27 Staaten zusammengenommen. In der EU wurden insgesamt 988.000 Asylanträge gestellt, davon entfielen rund zwei Drittel alleine auf Deutschland! Da war ich einen Moment richtig stolz auf Deutschland, obwohl ich dann wieder unsicher war, ob Stolz auf Deutschland nicht ziemlich nationalistisch und damit auch wieder politisch unkorrekt ist. Schließlich hatte ich mir geschworen, bei der nächsten Fußball-WM nicht mehr für Deutschland die Daumen zu drücken - und schon gar nicht ein Deutschlandfähnchen an mein Auto zu machen, weil das ja wirklich Ausdruck eines ganz üblen Nationalismus ist.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
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    Erfahrungsbericht: Meine korrekte Woche - Seite 3
    In einer Welt, wo überall Rechtspopulisten an der Macht sind oder an die Macht drängen, habe ich mir vorgenommen, ein Gegenzeichen zu setzen - und 2017 politisch korrekt zu leben, zu denken und zu sprechen. Nach einer Woche habe ich festgestellt, dass das anstrengender ist, als ich dachte. Ein Erfahrungsbericht.