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    Politisch korrekt sprechen  4031  0 Kommentare Das Geheimnis mit dem Gendersternchen*
    Warum heißt es nicht "TerroristInnen"?

    Meine zweite politisch korrekte Woche beginnt mit einem Sprachkurs. Ich lerne, warum "Migranten" falsch ist, "MigrantInnen" schon besser, aber nur "Migrant*innen" richtig. Ziemlich stolz war ich, als ich endlich begriffen hatte, warum man (frau) politisch korrekt dennoch "Terroristen" schreibt - und nicht etwa "Terrorist*innen" oder "TerroristInnen".

    Ich engagiere eine SprachlehrerIn

    Ich hatte an dieser Stelle von meiner ersten politisch korrekten Woche berichtet. Um die Leser, die das erste Stück nicht gelesen haben, auf den Stand zu bringen: Wegen des weltweit grassierenden Rechtspopulismus hatte ich mich entschlossen, genau ab dem 1.Januar 2017 nur noch politisch korrekt zu denken, zu sprechen und zu fühlen: Politisch korrekt ins neue Jahr - Erfahrungsbericht: Meine korrekte Woche

    Es hatte sich herausgestellt, dass das viel schwieriger ist, als ich zuerst dachte. Also entschloss ich mich, am Beginn der zweiten Woche die Sache etwas systematischer anzugehen und einen Sprachlehrer in politischer Korrektheit zu engagieren. Am Beginn der ersten Stunde klärte mich mein Lehrer auf, dass er gar kein Lehrer sei, sondern eine Lehrer*in.

    Ich lerne politisch korrekt zu schreiben

    Als ich fragte, was das denn mit dem * auf sich habe, lächelte er nur mitleidig. "Hm, du hast noch sehr viel zu lernen. Vor allem solltest du erst einmal richtig schreiben lernen." Da war ich jetzt doch ein wenig beleidigt und traute mich, trotz der strengen Miene des Lehrers, zu widersprechen: "Also, ich weiß ja, dass ich in politischer Korrektheit noch eine Menge zu lernen habe. Aber schreiben??? Ich habe gerade mein 19. Buch geschrieben und schreibe täglich seit 50 Jahren. Ich weiß nicht so recht…" Mein Lehrer erwiderte: "Du hast bisher nur geglaubt, du könntest richtig schreiben. In Wahrheit verrätst du mit deinem schlechten, unaufgeklärten Deutsch, wie unsensibel du gegenüber Frauen, Transgendern und allen anderen Geschlechtern bist." Nun gut, unsensibel wollte ich bestimmt nicht sein, und schon gar nicht gegen Frauen oder Transgender. Zum Glück hatte mein Lehrer Geduld und Verständnis dafür, dass Jahrzehnte, die ich diskriminierend gedacht, gefühlt und geschrieben habe, nicht von heute auf morgen auszumerzen sind.

    Warum "MigrantInnen" nur halb richtig ist

    Plötzlich erinnerte ich mich, dass ich mal von dem sogenannten "Binnen-I" gelesen hatte: Also man sagt "StudentInnen" oder "MigrantInnen" oder "FlüchtlingshelferInnen", um nicht durch die Verwendung der männlichen Form Frauen zu diskriminieren und auszugrenzen. Stolz schrieb ich also "FlüchtlingshelferInnnen" in mein Schulheft. "Naja", seufzte mein Lehrer (ich hatte immer noch nicht verstanden, warum es eigentlich eine Lehrer*in ist), "immerhin hast du schon ein wenig politisch korrektes Bewusstsein entwickelt, aber trotzdem diskriminierst du mit deiner Schreibweise immer noch ganze Bevölkerungsgruppen. Und dazu noch solche, die sowieso schon besonders benachteiligt und diskriminiert sind." Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Mein Lehrer klärte mich auf, dass die Grünen schon 2015 auf ihrem Parteitag beschlossen hatten, dass das Binnen-I nicht genug ist. "Transsexuelle, transgender und intersexuelle Personen würden so unsichtbar gemacht und diskriminiert", hieß es in dem Grünen-Antrag. Transgender "unsichtbar" machen… Hm, also, das leuchtete mir spontan ein, dass das ganz bestimmt nicht politisch korrekt sein könne. Dennoch erschien mir die Sache zunehmend kompliziert.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
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    Meine zweite politisch korrekte Woche beginnt mit einem Sprachkurs. Ich lerne, warum "Migranten" falsch ist, "MigrantInnen" schon besser, aber nur "Migrant*innen" richtig. Ziemlich stolz war ich, als ich endlich begriffen hatte, warum man (frau) politisch korrekt dennoch "Terroristen" schreibt - und nicht etwa "Terrorist*innen" oder "TerroristInnen".

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