VW-Abgasaffäre
VW-Vergleich: Noch lange nicht das Ende - Strafzahlungen bis zu 35 Milliarden erwartet
Satte 4,3 Milliarden US-Dollar muss der Volkswagenkonzern laut einem Vergleich mit dem US-Justizministerium berappen. Doch Ausruhen gilt nicht. Das Ende der Fahnenstange ist damit noch lange nicht erreicht. Es kann es noch sehr viel teurer werden. Und die Rückstellungen werden voraussichtlich nicht ausreichen.
Im Zuge der Ermittlungen zum Betrug und der Verletzung des Luftreinhaltegesetzes in den USA haben sich der deutsche Autobauer und die US-Behörden auf einen Vergleich geeinigt. Im gleichen Atemzug räumt Volkswagen kriminelles Fehlverhalten ein. "Volkswagen bedauert die Handlungen, die zur Dieselkrise geführt haben, zutiefst und aufrichtig", erklärte Vorstandschef Matthias Müller in einem Statement. "Wir werden weiter mit Nachdruck den Wandel im Denken und Handeln vorantreiben.“ Das muss der Autobauer auch, denn drei Jahre werden VW und seine Kontrollsysteme auf „Bewehrung“ gesetzt. Sprich: Ein externer Aufseher wird dem Konzern auf die Finger schauen.
Noch muss der Vergleich vom zuständigen Gericht abgesegnet werden (die Zeit rennt, mehr dazu hier). Aber auch das Justizministerium scheint zufrieden: "Die heutigen Aktionen spiegeln den unerschütterlichen Einsatz wider, Verbraucher zu verteidigen sowie die Umwelt und das Finanzsystem zu schützen", sagte US-Justizministerin Loretta Lynch. "Verantwortliche Personen und Unternehmen werden für die Vergehen von Konzernen zur Rechenschaft gezogen." Die Ermittlungen seien jedoch noch nicht beendet. Gegen sechs amtierende und frühere VW-Manager laufen Strafermittlungen. Einer der Männer, die eher dem mittleren Management oder der zweiten Reihe als der Konzernspitze zugerechnet werden können, war am Samstag von der Bundespolizei FBI in Miami gefasst worden.
Der Vergleich und die Rückstellungen - 35 Milliarden sein stehen im Raum
Der größte europäische Autokonzern legt 2,8 Milliarden US-Dollar auf den Tisch, um die strafrechtlichen Ermittlungen wegen Manipulationen von Abgaswerten zahlreicher Dieselautos beizulegen. Hinzu kommen zivilrechtliche Bußgelder in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar. Zuvor hatte sich VW bereits im Zuge von Hunderten US-Zivilklagen von Kunden, Autohändlern und Behörden auf Vergleiche geeinigt, die über 17 Milliarden US-Dollar kosten könnten. Doch das ist noch nicht alles. Denn im Zuge der Verhandlungen werden auch Rechtskosten fällig, für die VW bereits 18,2 Milliarden Euro beiseite gelegt hatte. Voraussichtlich zu wenig. (Lesen Sie mehr: Puh, das kann teuer werden! Staranwalt fordert Milliarden für deutsche Dieselgate-Geschädigte und VW-Dieselskandal - 6,7 Milliarden Euro Rückstellungen reichen nicht)
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Es kann noch ganz dicke kommen: Zu den jüngst ausgehandelten Bußgeld- und Strafzahlungen werden noch weitere hinzukommen, erwartet Frank Schwope, Analyst bei der Norddeutschen Landesbank (NordLB). Und das mal nicht zu knapp. „Das Ende der Fahnenstange“ für VW wegen anstehender Strafen sei noch nicht erreicht, so der Analyst gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Er rechne gar mit einer zu zahlenden Endsumme von 25 bis 35 Milliarden Euro aus. Steht damit die Existenz des Traditionsunternehmens auf dem Spiel? Wohl nicht. Die Begleichung dieser Summe werde sich auf Jahre verteilen und nach Einschätzung des Analysten für den Autokonzern "nicht existenzbedrohend auswirken". (Siehe auch: Volkswagen-Bankrott? US-Anwalt sieht VW-Konzern in seiner Existenz bedroht)