Politische Korrektheit
Satire: Ich lerne politische Korrektheit (8)
"Regenbogenhauptstadt" Berlin
"Regenbogenhauptstadt" Berlin
Als frisch zur politischen Korrektheit Bekehrter war ich geradezu euphorisch, als ich den Koalitionsvertrag von SPD, Linken und Grünen las. Besonders das Kapitel "Regenbogenhauptstadt Berlin" hat alle Chancen, in die Bibliothek der Klassiker der Political Correctness einzugehen.
Zu Erinnerung: Ich habe mir vorgenommen, seit dem 1. Januar politisch korrekt zu denken, zu sprechen und zu handeln. Zur Vorwarnung: Zwar ist der Text Satire, aber die Zitate aus dem Koalitionsvertrag stimmen alle - auch wenn es sich vielleicht für rückständige Menschen wie Realsatire lesen mag.
Keiner wird abgehängt: LSBTTIQ*
"Die LSBTTIQ*-Communities brauchen starke Partner*innen an ihrer Seite", so heißt es im Abschnitt über die "Regenbogenhauptstadt Berlin". Sehr mitfühlend fand ich, dass die Verfasser des Koalitionsvertrages diese Abkürzung übersetzt haben, denn für Menschen wie mich, die noch nicht so lange politisch korrekt denken, ist somit sichergestellt, dass keine auch noch so kleine Minderheit vergessen geht. Früher ging es nur um die Rechte von Lesben und Schwulen - doch das waren die Urzeiten, an die sich wirklich politisch Korrekte allenfalls mit leicht nostalgischen Gefühlen erinnern (so wie an die Schlachten um das Atomkraftwerk Brokdorf oder die revolutionären 1. Mai-Demos in Berlin-Kreuzberg).
Im Koalitionsvertrag werden wir aufgeklärt: "In Berlin lebt eine große Vielfalt von Lebensentwürfen [hm, stilistisch vielleicht keine Glanzleistung], und starke Communities [hier wird die Grammatik falsch] von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen, Transgendern, Intersexuellen und Menschen, die sich als Queer verstehen (LSBTTIQ*). Sie prägen Berlin mit und tragen mit viel Engagement zur Weltoffenheit und zum Berlin-Gefühl bei." Zwar kann ich mir unter "Menschen die sich als Queer verstehen", nicht so recht etwas vorstellen, aber vermutlich ist das einfach eine Bildungslücke. Ich schreibe mir die Frage auf, denn ich habe ja extra einen Lehrer für Political Correctness engagiert und kann in der nächsten Unterrichtsstunde fragen, was denn Menschen auszeichnet, die sich als "Queer" verstehen und warum deren Anliegen für die Hauptstadt ganz besonders wichtig sind.
ISV, LADS und LADG für LSBTTIQ*
Während der Berliner Senat bisher sparsam war und beispielsweise für die Polizei und die Feuerwehr zu wenig Geld übrighatte, ist es erfreulich, dass man wenigstens bei LSBTTIQ-Themen gar nicht knauserig ist. Im Gegenteil. Die Koalition wird die "Haushaltmittel für die ISV bis zum Ende der Legislaturperiode verdoppeln", so wird versprochen. Halt mal - ISV? Ja, das ist die Initiative "Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt". Also: ISV ist die Lobby für LSBTTIQ*. Und dann wird noch versprochen: "Im Sinne eines Diversity-Mainstreamings soll Vielfalt systematisch in allen Verwaltungsprozessen Berücksichtigung finden. Mit dem LADG wird eine Verpflichtung zur Gleichbehandlung und Diversity-Mainstreaming bei der Vergabe öffentlicher Aufträge und der Gewährung staatlicher Leistungen an Private eingeführt."
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