Politische Korrektheit
Satire: Ich lerne politische Korrektheit (8)
"Regenbogenhauptstadt" Berlin - Seite 2
"Regenbogenhauptstadt" Berlin - Seite 2
Zwar klingen "Queer*" und "Mainstream" für mich auf Anhieb nicht so, als ob das beides zusammenpasst, aber insgesamt klingt das dennoch ziemlich vielversprechend. Als Berliner weiß ich, dass sich viele Menschen in der Hauptstadt über langsame Bürgerinnen*ämter und Verwaltungen ärgern, vor allem über lange Wartezeiten. Aber das sind doch alles nur Scheinprobleme, verglichen mit dem bislang unzureichenden Diversity-Mainstreaming der Verwaltung im Sinne der LSBTTIQ*-Communities.
Jugend wird beim Coming-out unterstützt
Bevor ich politisch korrekt wurde, wusste ich nicht so recht, was "Transgender" sind und wie viele Menschen dazugehören. Ich glaube, in ganz Deutschland sind es immerhin 20.000. Und, wie ich zugegeben habe, weiß ich immer noch nicht, was Menschen sind, die "queer" fühlen - und wie viele es davon gibt. Wahrscheinlich geht es vielen anderen Berlinern ebenso. Ich vermute sogar, ganz viele, die sich bislang für langweilig-heterosexuell hielten, sind wahrscheinlich Trans*, Inter*, Queer* usw., aber haben das bisher verdrängt. Deshalb ist es toll, dass diesen Menschen jetzt sogar von den Politikern von SPD, Linken und Grünen bei ihrem Coming-out geholfen wird. "Zur Unterstützung des Coming-outs und der Belange junger LSBTTIQ* wird die Koalition die queere Jugendarbeit ausbauen und mindestens ein queeres Jugendzentrum mit berlinweitem Auftrag einrichten. Sie unterstützt insbesondere queere Projekte, die in der Jugendfreizeit- und Jugendberatung und in der Schulaufklärung mit dem Peer-to-Peer Konzept arbeiten." Zudem wird die Koalition "ein Netzwerk von Trans*- und Inter*menschen initiieren". Und dann auch noch das Versprechen: "Kinder und Jugendliche in Regenbogenfamilien werden durch uns Empowerment erfahren." Ein Satz, der sich auf jeden Fall nach Power anhört, auch wenn ich nicht ganz verstanden habe, was genau damit gemeint ist.
"Ich bin queer* und das ist auch gut so"
Ich finde, das alles liest sich vielversprechend. Jetzt hoffe ich nur, dass es nach den nächsten Wahlen auch im Bund R2G gibt, damit nicht nur die Berliner*innen in den Genuss all dieser Dinge kommen. Lächeln kann ich nur darüber, dass Menschen es damals für etwas Besonderes hielten, als Klaus Wowereit 2001 bekannte: "Ich bin schwul, und das ist auch gut so." Wirklich zur Regenbogenhauptstadt wird Berlin erst dann geworden sein, wenn ein Regierender Bürgermeister öffentlich erklärt: "Ich bin queer* und das ist auch gut so" - und dann alle wissen, was gemeint ist und sich darüber freuen können.
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größere Ziele!", das in 7 Sprachen übersetzt wurde.