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    Inkompetent!  6779  4 Kommentare Krugman zeigt Tsipras die rote Karte - "Griechenland ist ein hoffnungsloser Fall"

    Paul Krugman galt als Wortführer der Austeritätsgegner und hielt in den vergangenen Wochen immer wieder seine schützende Ökonomen-Hand über die griechische Regierung. Doch ausgerechnet er zeigt ihr jetzt die rote Karte.

    Egal mit welchem Manöver Athen seine Gläubiger überraschte, der Wirtschaftsnobelpreisträger hatte in seiner Kolumne in der „New York Times“ stets Verständnis (siehe hier): Sich der Sparpolitik zu widersetzen? Richtig. Die Verhandlungen abzubrechen? Richtig. Ein Referendum einzuberufen? Richtig. Mit Nein zu stimmen? Richtig… und trotzdem war am Ende alles falsch.

    „Ich habe die Kompetenz der griechischen Regierung wohl überschätzt“, sagte Krugman jetzt in einem Interview mit „CNNmoney“. Der Gastgeber Fareed Zakaria hatte ihn mit Vorwürfen konfrontiert, wonach Krugman eine Mitschuld an den noch härteren Sparmaßnahmen trage, eben weil er das Verhalten von Ministerpräsident Alexis Tsipras so vehement verteidigte. Darauf Krugman: „Nun, das ist sicherlich richtig ...“ Es sei ihm nicht einmal in den Sinn gekommen, dass die griechische Regierung den Geldgebern Widerstand leisten würde ohne sich einen Alternativplan auszudenken. „Sie haben erstaunlicherweise geglaubt, sie könnten bessere Bedingungen verlangen, ganz ohne einen Plan B in der Tasche zu haben.“ Griechenland sei nun ein hoffnungsloser Fall, konstatiert Krugman. Bereits vor dem Referendum seien die Bedingungen der Geldgeber undurchführbar gewesen, doch nun seien sie umso schlimmer – und könnten daher unmöglich funktionieren.

    „Ich wette auf einen Grexit“

    Der Wirtschaftsnobelpreisträger sieht das Land deshalb unweigerlich auf einen Grexit zusteuern. Entweder es komme zu einem umfangreichen Schuldenschnitt, prophezeit er, oder Griechenland werde die Eurozone verlassen müssen. Letzteres hält er für wahrscheinlicher: „Ich wette auf ein Ausscheiden, so oder so.“

    Ob ein Grexit ein zweites Lehman Brothers wäre, fragt ihn daraufhin der Moderator. Krugman schüttelt den Kopf. Griechenland werde zwar keine Finanzkrise wie 2008 auslösen, „trivial“ seien die Folgen aber trotzdem nicht: „Ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone hätte enorme Konsequenzen für die Zukunft des europäischen Projektes.“ Sollte Griechenland austreten und sich dann erholen, was aus seiner Sicht der Fall sein würde, könnte es andere politische Bewegungen dazu ermutigen, ebenfalls den Euro herauszufordern, so der Wirtschaftsnobelpreisträger mit Blick auf Podemos und Co. (Lesen Sie hierzu auch: Wenn der Protest zur Gefahr wird – Regiert in Europa bald das Chaos? sowie Gute Nacht Europa! Grexit, wenn das Schule macht…).

    Eine inkompetente griechische Regierung auf der einen und unnachgiebige Gläubiger auf der anderen Seite – Wie will man dieses Dilemma überhaupt lösen? Austerität sei jedenfalls nicht die Lösung, findet Krugman. Trotzdem mache Europa genauso weiter, obwohl eine solch eiserne Sparpolitik noch nie funktioniert habe und in so einer Situation auch nie funktionieren werde.

    Griechenland ist nicht wie Puerto Rico – sondern viel schlimmer!

    US-Ökonom Barry Eichengreen hatte jüngst vorgeschlagen, die Eurozone solle es den USA gleichtun, immerhin sei Puerto Rico so etwas wie das amerikanische Griechenland. Und während man in Europa noch immer um eine Rettung ringe, hätten die USA das Problem längst gelöst und könnten sich wieder den wirklich wichtigen Dingen zuwenden (siehe: Seht her, Amerika macht alles besser – Eichengreen packt die Oberlehrer-Keule aus). Kollege Krugman sieht das anders. Seiner Meinung nach seien Puerto Rico und Griechenland nicht vergleichbar. Puerto Rico habe als US-Freistaat in Krisenzeiten automatisch Zugang zu umfangreichen Hilfen, eben weil es Teil der USA ist. Aus diesem Grund würde Puerto Rico eine Solidarität zuteil, von denen man in Europa noch weit entfernt sei. Warum? „Wenn du eine gemeinsame Währung haben willst, dann willst du auch eine Fiskalunion haben – die Europa natürlich nicht hat.“ Und weil das so ist, meint Krugman, befinde sich Puerto Rico zwar in einer Depression, „aber nicht in dem Ausmaß, in dem die griechische Wirtschaft am Boden liegt.“



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