Bleiben Rohstoffe auch 2016 die verschmähte Anlageklasse?
Öl hatte seinen Rekordwert im Juli 2008 mit fast 150 US-Dollar pro Barrel erreicht. Von vermeintlich renommierten Rohstoffhäusern wurden damals weiter steigende Ölpreise von weit über 200 Dollar prognostiziert. Die Gründe lagen auf der Hand. Die BRIC-Staaten wuchsen mit ganz viel Schmackes, China sogar mit fast 10 Prozent. Daher war man hinter Rohstoffen her wie der Teufel hinter der armen Seele. Ein Treiber für Rohstoffe war ebenso der schwache US-Dollar. Für einen Euro mussten Amerikaner fast 1,60 bezahlen. Eine schwache Weltleitwährung ist gut für in Dollar notierte Rohstoffe, da sich beide u.a. aus Absicherungsgründen entgegengesetzt entwickeln. Damals war die Rohstoffwelt noch in Ordnung.
An Chinas Wirtschafts-Wesen können die Rohstoffe nicht mehr genesen
Heute hat sie eine 180°-Wende nach unten vollzogen. Zunächst ist die neue Sachlichkeit der Schwellenländer in puncto Wirtschaftswachstum schuld. Der Übergang von Export und Investitionen hin zu Konsum ist eben nicht so problemlos möglich wie ein Zugwechsel am Mannheimer Hauptbahnhof auf dem Weg von Frankfurt nach Stuttgart. Und was Rohstoffen damals mit einem schwachen Dollar noch zur Blüte verhalf, wirkt sich heute über eine starke Weltleitwährung als deren Vertrocknung aus.
Die von Energiepreis-Völlerei lange Zeit verwöhnten Ölländer mussten sich auf strikte Diät einstellen. Die Ölpreise sind so tief wie seit 2009 nicht mehr. Die Öleinnahmen der Opec-Staaten haben sich seit 2012 halbiert. Ausgeglichene Staatshaushalte allein auf Basis des Ölverkaufs sind zurzeit für kein Land mehr erreichbar. In einigen Opec-Ländern wurden bereits Pleitegeier beobachtet.
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Da der Ölpreis so etwas wie der Rudelführer unter den Rohstoffpreisen ist, haben auch Industriemetalle wie Tränensäcke nachgegeben. Das ist der Grund, warum sich Brasilien - unabhängig von einer ohnehin fatalen Wirtschaftspolitik unter Rousseff - tief in der Rezession befindet. Alle Rohstoffländer sehen sich 2015 gegenüber 2012 einem Nachfrageausfall von annähernd zwei Billion US-Dollar ausgesetzt. Dieser Kaufkraftverlust macht natürlich auch vor Exportnationen nicht halt. Insgesamt braucht eine so gehandicapte Weltwirtschaft noch weniger Öl und Industriemetalle. Die Rohstoffbaisse nährt die Rohstoffbaisse.