FBI ermittelt in VW-Abgasaffäre
FBI verhört Manager und Techniker - VW soll bereits 2013 US-Behörden angelogen haben
Die US-Bundespolizei FBI ermittelt mit Hochdruck in der VW-Abgasaffäre. Etliche Manager und Techniker wurden bereits in den USA verhört, berichtete die „BILD am SONNTAG". Das FBI versuche sogar, VW-Mitarbeiter „abzuwerben“, um an Insider-Informationen zu kommen, heißt es aus Konzernkreisen.
Laut den FBI-Ermittlungen hatte die US-Umweltbehörde EPA bereits Mitte 2013 den Verdacht, dass VW Abgaswerte manipuliert, berichtet „BILD am Sonntag“ weiter. Demnach habe es damals Auffälligkeiten bei der Routine-Überprüfung eines Modells gegeben. In einer Telefonkonferenz sei es Technikern aus Wolfsburg aber gelungen, der Behörde weitere Nachforschungen auszureden. Dabei wurde laut Zeugen-Aussagen beim FBI die Existenz einer Betrugssoftware verneint. Erst im September 2015 gab VW offiziell die illegale Manipulation zu.
Wie es weiter heißt, hat die Braunschweiger Staatsanwaltschaft jetzt auch Ermittlungen gegen einen Mitarbeiter der Firma Bosch eingeleitet. Der Zulieferer hatte für Millionen Dieselfahrzeuge die Software gestellt, mit der VW nach einer Umprogrammierung Abgaswerte manipulieren konnte.
Hintergrund: Dieselgate, Benzingate, Razzia, Rücktritte und Whistleblower...
Im September musste der Volkswagenkonzern eingestehen, bei Abgas-Tests auf dem Prüfstand mithilfe einer Software die Ergebnisse für Dieselwagen manipuliert zu haben. Die Software erkennt, wenn ein Auto gerade auf dem Prüfstand getestet wird und schaltet den Motor dann in einen Modus um, in dem er deutlich weniger Stickoxide ausstößt. Weltweit geht es um etwa 11 Millionen Autos der Konzernmarken VW-Pkw, VW-Nutzfahrzeuge, Audi, Seat und Skoda. Allein in Deutschland müssen 2,4 Millionen Diesel in die Werkstatt zurückbeordert werden. Diese Aktion soll im Januar beginnen. EU-weit sind rund 8,5 Millionen Fahrzeuge betroffen. Neben Ausgaben für Rückrufe drohen noch größere Kosten, etwa für Klagen und möglichen Schadenersatz.
Mittlerweile gesellte sich zum sogenannten Dieselgate auch das Benzingate. Der Autobauermusste nach Manipulationen bei Stickoxid-Werten auch Unregelmäßigkeiten bei CO2-Werten einräumen (mehr dazu hier). Die neuen Vorwürfe einer möglichen Manipulationen der CO2-Emissionsangaben von VW-Fahrzeugen durch einen internen Whistleblower ans Licht. Dieser habe gegenüber dem neuen Vorstandschef Matthias Müller berichtet, dass bei Messungen auf dem Rollenprüfstand und bei der Auswertung der Messdaten aus dem europäischen NEFZ-Zyklus betrogen wurde (siehe: Whistleblower brachte neue VW-Enthüllungen ans Licht - Was wissen Prüfinstitute?).
Erster Quartalsverlust seit 20 Jahren
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In der Folge des VW-Abgasskandals fährt der Volkswagenkonzern zum ersten Mal seit 20 Jahren einen Quartalsverlust ein. Die Zahlen sind sogar noch schlechter als befürchtet. Das Dieselgate hat dem Konzern demnach einen Verlust von 3,5 Milliarden Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit) eingebrockt. Auch unter dem Strich ist das Ergebnis mit minus 1,7 Milliarden Euro tiefrot (mehr dazu hier).