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    Die größten Börsencrashs - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 31.08.02 19:10:08 von
    neuester Beitrag 04.09.02 13:45:11 von
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      schrieb am 31.08.02 19:10:08
      Beitrag Nr. 1 ()
      Die größten Börsencrashs

      Von Joachim Wingert

      Im Jahr 2000 haben einige Kleinanleger viel Geld verloren, aber einen klassischen Crash hat es nicht gegeben - auch wenn das Wort oft benutzt wurde. Was zeichnet einen echten Börsencrash aus? Das Lexikon spricht von einem massiven, dramatischen Kurseinbruch innerhalb kurzer Zeit als Vorbote einer weltweiten wirtschaftlichen Depression.


      2000 war ein schlechtes Börsenjahr - die Kurse an der Wall Street fielen. Einen klassischen Crash hat es aber nicht gegeben.
      ap
      Ein echter Klassiker ist der sogenannte "Schwarze Freitag" vom 25. Oktober 1929, der gemeinhin als erster Crash bezeichnet wird. Zu Beginn des Monats steigt der New Yorker Aktienindex "Dow Jones" noch auf eine neue Rekordmarke, um dann nur tiefer fallen zu können. Als Banken Kredite zurückziehen, weil sie selbst wieder liquide werden müssen, kommt es zu panikartigen Notverkäufen der Anleger. Der Crash reißt weltweit alle weiteren Finanzplätze mit sich und mündet in die Weltwirtschaftskrise der Dreißiger Jahre.
      1987 kommt es zu ähnlichen Szenarien mit Kurseinbrüchen von 23 Prozent an einem Handelstag. Die Kurse sinken aufgrund einer Auseinandersetzung zwischen den USA und Deutschland um die Zinspolitik der Deutschen Bundesbank und wegen der Irankrise. Ein neues Phänomen löst dann einen Crash aus: Börsenkomputer erteilen ab einer bestimmten Verlustgrenze automatisch Verkaufsorder und verursachen Kursstürze. Die Börse von Hongkong wird für eine Woche geschlossen. Der 19. Oktober 1987 geht als "Schwarzer Montag" in die Geschichte ein, allerdings waren die Folgen für die Weltwirtschaft dieses Mal nicht so gravierend, schon im November erholen sich die Kurse.

      Einen so genannten Mini-Crash gibt es 1989 im Angstmonat Oktober. Ein geplatzter Unternehmensverkauf im Zusammenhang mit Kreditschwierigkeiten in den USA bringt an der Wall Street und daraufhin auch international die Kurse ins Rutschen. Die Frankfurter Wertpapierbörse schließt mit einer halben Stunde Verspätung, weil Verkaufsorder abgearbeitet werden müssen. Aber auch danach können sich die Kurse nach wenigen Tagen wieder fangen und übertreffen bald ihre alten Höchststände. Die Asienkrise von 1997 löst im Oktober weltweit Kursstürze aus. An der Wall Street wird der Handel zwei Mal unterbrochen und vorzeitig beendet. Ende September, Anfang Oktober 1998 verursachen Rezessionsängste Kursstürze an den internationalen Börsen.



      Auch in der Vergangenheit gab es schon Hochspekulation

      Börsencrashs sind nicht ausschließlich Erscheinungen des 20. Jahrhunderts. Bereits im 17. Jahrhundert verursachen Spekulationen an europäischen Börsen sogenannte "bubbles". Das sind aufgeblähte Märkte, an denen die Kurse in keinem wirtschaflichen Verhältnis zum Aktienwert stehen, wie beispielsweise der Amsterdamer Tulpenschwindel und der daruf folgende Crash von 1637.

      Tulpenzwiebeln wurden seit dem 16. Jahrhundert aus dem Orient eingeführt. Schon bald beteiligt sich eine breite Bevölkerungsschicht am Tulpenhandel und die Marktpreise steigen ins Unermessliche. Schließlich platzt die Spekulationsblase und die Zwiebeln eignen sich nur noch zum Eigenanbau.

      Später, während der Industrialisierung, ist es vor allem der Eisenbahnbau, der die Phantasie der Spekulanten beflügelt. Im 19. Jahrhundert erlebt dann auch Deutschland seinen ersten Börsencrash: So wie sich heute am Neuen Markt Internetfirmen mit angeblich innovativen Ideen tummeln, werden damals Eisenbahnpapiere unzähliger Anbieter auf dem Markt eingeführt. Das alte wie neue Problem dabei: Nicht jede Idee ist börsenfähig. Im Mai 1873 gibt es einen "Schwarzen Freitag" an der Wiener Börse, der sich an den Deutschen Börsen fortsetzt.

      Egal ob Crash oder Mini-Crash: Ausgangspunkt ist in der Vergangenheit ein Kursverfall an der New Yorker Wall Street, der internationalen Leitbörse, gewesen. Der Hintergrund ist aber stets wirtschaftlicher oder politischer Art. Warum es immer wieder der Oktober ist, kann man nicht rational erklären. Jedenfalls reagieren Anleger auch emotional und eine nur geringe Abwärtstendenz kann negative Erinnerungen wach rufen und Verkäufe auslösen.
      © nordwest.net, dpa, ap, sid, teleschau
      Avatar
      schrieb am 31.08.02 19:15:49
      Beitrag Nr. 2 ()
      Crash-Warnsignale


      Die Commerzbank hat ein Crash-Frühwarnsystem entwickelt, daß Alarm gibt, wenn zwei der folgenden vier Signale aufleuchten:

      1. Warnung vor Liquiditätsverknappung

      Signal: Die Wachstumsrate der Geldmenge M3 fällt unter 5%.

      Die Bundesbank veröffentlicht M3 immer im letzten Monatsdrittel.

      2. Warnung vor Konjunkturüberhitzung

      Signal: Die Industrieproduktion steigt im Jahresvergleich um mehr als 8%.

      Das Statistische Bundesamt gibt die Rate jeweils am Monatsanfang bekannt.

      3. Warnung vor der Zinswende

      Signal: Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen klettert über 6,2%.

      4. Warnung vor Ertragsenttäuschung

      Signal: Der Dollar fällt unter 1,65 €

      Die Geldzeitung hat noch 6 weitere Crash-Warnsignale hinzugefügt und die Punkte 1 - 3 genau wie die Commerzbank definiert. Punkt 4 löst jedoch schon ein Signal bei unter 1,70 € aus, gemäß Geldzeitung. Hier die weiteren Warnsignale:

      5. Inflationsgefahr

      Die Teuerungsraten steigen, die Angst vor einer Zinserhöhung wächst.

      Signal: Die jährliche Inflationsrate steigt über 2,5%.

      6. Hohe Bewertung

      Aktien werden zu teuer.

      Signal: Durchschnittliches KGV steigt über 23.

      7. Überhöhtes Aktienangebot

      Die Zahl der gehandelten Aktien nimmt rapide zu.

      Signal: Zunehmende Kapitalerhöhungen, Privatisierungen und Neuemissionen.

      8. Phantasiepreise

      Aktien werden ohne Rücksicht auf Qualität gekauft.

      Signal: Kursexplosionen infolge Übernahmespekulationen, überhöhte Preise für Neuemissionen.

      9. Zu große Euphorie

      Sind alle positiv gestimmt, sind auch alle investiert und die Liquidität für den Nachschub fehlt.

      Signal: Optimistische Analysten und Börsenbriefe, niedrige Barreserven der Fonds und der Anleger.

      10. Massive €-Abwertung

      Die € verliert drastisch an Wert. Gefahr einer importierten Inflation mit folgenden Zinserhöhungen.

      Signal: Importpreise steigen über 5%.

      habe mal bisschen Änderungen vorgenommen, ist etwas Älter dieser Bericht!
      ------------------------------------------------------------

      Crash / Baisse / Konsolidierung

      Wenn die Indizes nicht mehr steigen wollen, gibt es drei Szenarien, mit denen man konfrontiert werden kann. 1. Schlagartig stark fallende Kurse, 2. rückläufige Kurse oder 3. gleichbleibende Kurse. Oder anders ausgedrückt:

      1. Crash

      2. Baisse

      3. Konsolidierung / Korrektur / Seitwärtsbewegung

      Die Vergangenheit ist immer noch die beste Prognose für die Zukunft, aber leider auch keine Garantie dafür, daß es immer so weiter gehen wird. In der Vergangenheit haben sich die folgenden Verhaltensmuster gezeigt.

      Zum Crash:

      Meines Erachtens ist ein Crash kaum vorhersehbar. Also wird man überrascht ,wenn man investiert ist, bzw. hat Glück, wenn man es nicht ist. Wenn die Euphorie auf dem Höhepunkt ist, ist die Crashgefahr am höchsten. Ohne vorherige Euphorie ist ein Crash eigentlich nur möglich, bei schwerwiegenden Nachrichten, wie Tod des Staatsoberhauptes, Kriegsausbruch etc.

      Hat man im Crash Aktienbestände - es sollten möglichst Wachstumswerte sein - dann kann man es nicht mehr ändern und sollte die Positionen durchhalten. Qualität erholt sich erfahrungsgemäß recht schnell wieder.

      Anders ist es bei den zyklischen Titeln. Diese werden wohl am meisten betroffen sein und man muß individuell entscheiden, ob es lohnt zu halten. Goldminen bilden hier eine Ausnahme. Sie werden zwar auch vom Crash betroffen, weil die "Zocker" Ihre Kredite eindecken müssen, aber danach gab es immer einen Run auf diese Werte. Gold ist Sachwert, Goldminen sind Sachwerte, die auch noch Dividende abwerfen.

      Andererseits sind Goldminen stark zyklisch - also kauft man sie nicht um jeden Preis. Sie sollten schon ein angemessenes Preisniveau haben. Zu beachten ist auch, daß die Mechanik des steigenden Gold / Goldminenpreises, bei fallenden Aktienindizes, in letzter Zeit nicht mehr so verläßlich funktioniert. Gold hat nicht mehr den Stellenwert und die Aufgabe, wie zu früheren Zeiten. Auch die Mechanik des steigenden Dollarkurses, gleichzeitig mit fallendem Goldpreis, und umgekehrt, scheint ausgedient zu haben. Der Goldpreis wird derzeit mehr durch Goldverkäufe der Notenbanken bewegt als durch irgend etwas anderes.

      Ist man beim Crash nicht investiert, hat man doppelt Glück. Die Kursverluste haben die Ergebnisse nicht geschmälert und man hat die seltene Gelegenheit, wirklich günstig einsteigen zu können.

      Das sind eindeutige Kaufgelegenheiten! Jedoch, man hat Zeit, das Publikum wird noch eine Weile passiv bleiben. Keine Käufe überstürzen. Die Aktienfonds - es werden immer mehr mit immer mehr Anlagekapital - werden wahrscheinlich nicht auf einmal, sondern gestaffelt verkaufen. Also kann es sein, daß der Crash nicht an einem Tag vollzogen sein wird, sondern er könnte noch "Nachbeben" haben.

      Zur Baisse:

      Nach jeder Hausse folgt eine Baisse. Die Schwierigkeit besteht nur darin, den Anfang der Baisse bzw. das Ende der Hausse zu erkennen.

      Das Ende eines Aufwärtstrends ist dann wahrscheinlich, wenn die Mehrzahl der Börsenteilnehmer zu optimistisch ist. Aber es gibt natürlich auch unberechenbare marktpsychologische Prozesse.

      Wenn aber schlechte Konjunkturdaten positiv geredet werden, dann ist das ein ernstzunehmendes Alarmsignal.

      Wenn "Lieschen Müller" in Aktien geht und sogar die Bildzeitung über phantastische Gewinnmöglichkeiten an der Börse schreibt, dann ist äußerste Vorsicht geboten.

      Wenn die Börsenteilnehmer aufhören rational zu denken, wenn der gesunde Menschenverstand ausgeschaltet ist, wenn Unternehmensgewinne prozentual auf die nächsten zwei, drei oder noch mehr Jahre hochgerechnet werden, wenn ein großer Teil des Publikums Aktienbestände aus Kreditmitteln kauft , dann ist die Baisse - wenn nicht sogar ein Crash - vor der Türe. Nur der autonome Anleger kann sich dem Massenverhalten entziehen und sich von den Ansichten der übrigen Marktteilnehmer distanzieren!

      Ist man sich sicher, daß die Baisse kurzfristig kommt, verkauft man natürlich seine Bestände in der Hoffnung, diese zum Ende der Baisse wieder billiger zurückzukaufen. Aber m.E. kann man sich da nie sicher sein.

      Hält man eine Baisse für möglich, ist aber nicht sicher, gibt es die Kompromißlösung. Man verkauft einen Teil seiner Bestände. Wie groß dieser Anteil ist, richtet sich nach der Höhe der vermuteten Wahrscheinlichkeit.

      Als erstes müssen dann die zyklischen Titel und die absoluten Nebenwerte aus dem Depot, weil diese das höchste Rückschlagspotential haben. Sollen Wachstumswerte verkauft werden, dann zuerst die Verlierer - die Gewinner erst bei großer Wahrscheinlichkeit verkaufen.

      Das gilt im übrigen generell: Muß aus irgendeinem Grunde Liquidität geschaffen werden, dann werden die Titel verkauft, die den größten Verlust bzw. den geringsten Gewinn erbracht haben. Gewinnmitnahmen bei den Erfolgspapieren sind meist nicht lohnend, da diese Gewinne auch weiterhin gut laufen werden. Die Verlustverursacher bringen meist aber weitere Verluste und werden dann zu Depotleichen, die man dann gar nicht mehr verkauft, weil der Kurs schon so stark nachgegeben hat. Man wird sogar doppelt bestraft. Das Kapital für erfolgversprechende Neuinvestments fehlt, da es in schlechten Depotpapieren gebunden ist.

      Zur Konsolidierung / Korrektur / Seitwärtsbewegung:

      Alle drei Begriffe meinen dasselbe: weder Hausse noch Baisse. Eine Konsolidierung kann einer Hausse folgen, bevor die Baisse folgt und umgekehrt. Sie kann jedoch auch eine Verschnaufpause während einer Hausse oder Baisse darstellen. Konsolidierungen müssen sein, um Überhitzungen vorzubeugen.

      Es gilt also festzustellen, ob es sich um die Vorstufe einer Trendumkehr handelt, oder ob nur eine Pause im intakten Trend eigelegt wird. Man muß das Umfeld begutachten. Wie entwickeln sich die Zinsen, die Liquidität, die Konjunktur, die Arbeitslosenzahlen etc. Je nachdem zu welchem Ergebnis man kommt, man muß unterschiedlich handeln.

      Ist die Euphorie nicht so übertrieben wie oben beschrieben und sind die Marktteilnehmer nervös und in "Bullen" und "Bären" zu etwa gleichen Anteilen zu finden, dann handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Pause im Aufwärtstrend. Umgekehrt, wenn der totale Pessimismus nicht vorherrscht und die Teilnehmer sind eher unentschlossen, dann ist der Abwärtstrend noch intakt und legt eine Pause ein, um dann seinen Verlauf nach unten fortzuführen.

      In beiden Fällen ist kein Handlungsbedarf angesagt, denn man hat ja bereits vorher auf Hausse oder Baisse disponiert, liegt also richtig und läßt den Trend weiterlaufen.

      Handelt es sich jedoch um eine Zwischenstation zur Trendwende, dann sollte man Handeln. Folgt nach permanenten Kursanstiegen das oben beschriebene übertrieben euphorische Börsianerverhalten und die Kurse wollen seit einiger Zeit nicht mehr weiter steigen, dann ist mit einer Seitwärtsbewegung zu rechnen, die in einer Baisse endet.

      Umgekehrt, wenn die Umsätze extrem niedrig sind, die Kurse seit geraumer Zeit nicht weiter fallen, die Stimmung auf dem Tiefstpunkt verharrt, dann hat man es wohl mit einer Korrektur zu tun, die in einer Hausse endet.

      Buchtipp für Börseninteressierte

      Club der Diebe

      Allgemeines:

      Da es mitunter extrem schwierig sein wird, die einzelnen Börsenphasen zu identifizieren, zumal es immer wieder auch undefinierbare Verhaltensmuster gibt, ist man vor Überraschungen nie ganz sicher.

      Deshalb hat es sich bewährt, möglichst nur Wachstumswerte ins Depot zu nehmen mit allerbester Qualität und guter Streuung. Die Streuung sollte nicht nur branchenmäßig, sondern auch geographisch erfolgen.

      Bei den Goldminen verhält es sich etwas anders, siehe oben.

      Solch ein Depot kann notfalls eine Baisse lang durchgehalten werden und die Gewinne werden sich bald wieder einstellen und nach einiger Zeit werden sogar mit etwas Glück die alten Höchstkurse übertroffen werden. Wenn sich die Stimmung gebessert hat, kann man die Minen verkaufen.,Wachstumswerte halten.

      Ist man "sicher", daß der Crash kommt, kauft man auch Puts, wenn man zudem auch noch mutig ist. Hier ist es eine Mentalitätsfrage, ob man Aktienputs oder Indexputs bevorzugt. Wer Puts kauft, ist sich also "sicher", daß der Crash bevorsteht, er sollte dann konsequenterweise alles andere verkauft haben. Liegt man richtig, macht man sogar bei fallenden Kursen satte Gewinne. Da man aber, wie gesagt, eigentlich nie ganz sicher sein kann, sollte immer auch nur ein geringer Anteil des Vermögens in Puts - bzw. Optionen aller Art - investiert werden.

      Ein wirklicher Feind der Börse - und das ist nicht zu unterschätzen - ist mangelnde Liquidität. Diese wird meistens durch steigende Zinsen verursacht. Also unbedingt auf die Zinsentwicklung achten, wobei Anhebungen von 0,25 oder auch 0,50 % nicht ganz so starken Einfluß haben werden, es sei denn, das Publikum erwartet schon bald die nächste Zinserhöhung.

      Amerikas Börse ist die Leitbörse. Eine Hausse z. B. in Deutschland und gleichzeitig eine Baisse in Amerika kann ich mir über längere Zeit nicht vorstellen, hat es auch - soweit ich informiert bin - nie gegeben. Im Rahmen des vereinten Europas und mit der Einführung der gemeinsamen Währung, könnte sich das Bild jedoch etwas zugunsten Europas ändern.


      "Crash"-Historie Jahr Intervall Minus % vorher + % Dow vorher Dow hinterher aufgeholt in Monaten
      1981 4 20 33 1000 800 6
      1984 3 15 63 1300 1100 3
      1987 3 28 127 2500 1800 18
      1990 3 20 67 3000 2400 8
      1994 4 13 67 4000 3500 9
      1996 2 1 166 5800 5200 3
      1997 1 13 59 8300 7200 3
      1998 1 19 30 9300 7500 3 (Stand 11/98)


      Das sind die historischen "Crash"-Werte des Dow Jones Index, Stand 1998. Man sieht, daß die Rückschläge relativ schnell wieder aufgeholt wurden. Außerdem hatte der Index vor jedem Crash enorm zugelegt. War man länger schon investiert, lag man trotz Rückschlag gut im Gewinn. Das Wort Crash ist nicht immer zutreffend in dieser Historie, aber jeder weiß was gemeint ist.

      Man sieht also, ein Crash ist kein Grund zur Panik. Wenn man eine Weile nicht hinschaut, ist der Rückschlag schnell wieder vergessen.



      Aussitzen des "Crashs"

      Wenn man die "Crashhistorie" studiert hat und sich mit den Themen "Crash-Baisse-Konsolidierung" befaßt hat, muß man zwangsläufig zu folgender Einsicht gelangen:

      Ein Crash ist wohl kaum zeitlich genau vorhersehbar. Logischerweise kann ich ihm also auch nicht entkommen, wenn ich in Aktien investiert bin. Also wenn es rappelt, hat es mein Depot wahrscheinlich ebenso erwischt, wie alle anderen auch.

      Bricht deshalb die Welt zusammen? Nein, keineswegs. Wie die Statistik (Crashhistorie) deutlich zeigt, war selbst der große Crash von 1987 nach 18 Monaten wieder aufgeholt und die meisten Crashs waren sogar erheblich schneller wieder vergessen. Oft waren es nur 3 Monate, bis die Börse wieder dort stand, wo sie vorher war. Und vorher hat man doch satte Gewinne eingefahren, was auch in der Crashhistorie zu sehen ist. Eine vernünftige Alternative hatte man auch nicht, oder wäre Festgeld mit 3% (vor Steuern) etwa eine Alternative. Absolut nicht! Man muß sich also keinerlei Vorwürfe machen, daß man sein Geld ggf. hätte anders anlegen sollen, oder daß man es hätte kommen sehen müssen, oder, oder ...

      Was heißt das nun in der Praxis und wie reagiere ich bei einem Crash? Übrigens - das Wort Crash ist natürlich nicht immer zutreffend, oft ist es nur eine größere Korrektur, aber es hat sich eben eingebürgert alles, was irgendwie rückläufig ist an der Börse, mit Crash zu bezeichnen. Jeder weiß aber was gemeint ist ...

      Falsch wäre es sicherlich, wenn es gerappelt hat, kopflos zu werden und alles zu jedem Preis zu verkaufen. Dann ist es so wieso zu spät und man realisiert nur die schlechten Kurse unnötigerweise.

      Das Beste wird sein, man legt sich beruhigt zurück - einfacher gesagt als getan - und sieht sich das ganze Geschehen mit etwas Distanz an. Immer wenn man unruhig wird, weil es vielleicht noch ein weiteres Stück bergab geht, sieht man sich die Crashhistorie an und man wird wieder beruhigt sein. Ich weiß aus eigener Erfahrung, es wirkt besser als Baldrian forte. Warum sollte es dieses mal anders sein als in der Vergangenheit?

      Hat man sogar noch etwas Liquidität übrig, dann schlägt man erbarmungslos zu und kauft was das Zeug hält, sobald man meint, der Boden sei gefunden. Dazu muß man natürlich etwas Mut haben, in solch einer Situation, wenn die Kanonen knallen, zumal der Buchwert des Depots ja schon hat leiden müssen, was die Kaufeuphorie nicht gerade anheizt. Aber es lohnt sich, wenn man dann noch mehr Geld - soweit vorhanden - ins Depot pumpt.

      Mit dieser Einstellung kann man einem Crash sogar seine guten Seiten abgewinnen - man hat schließlich preiswert nachkaufen können und der Markt ist wieder ruhiger geworden und die Gefahr ist zunächst einmal vorbei. Das sind gute Voraussetzungen für Kursgewinne. Die Börse ist wieder "offen".

      Irgendwann, wenn der ganze Spuk vorüber ist und die Indizes wieder von einem Hoch zum nächsten eilen, dann denke man darüber nach, ob man nicht wieder etwas Liquidität schaffen sollte, indem man etwas verkauft, um beim nächsten Crash wieder preiswert dabei sein zu können.

      Übrigens ... es bietet sich geradezu an, in Crashzeiten weit weg in Urlaub zu fahren, denn da hat man die nötige Distanz und Ruhe. Kommt man dann erholt zurück, hat sich das Depot wohl auch schon vom Gröbsten erholt
      Avatar
      schrieb am 31.08.02 19:17:57
      Beitrag Nr. 3 ()
      Serge Gaillard zur aktuellen wirtschaftlichen Lage


      Jubeln, wenn alles billiger wird?


      Interview: Roger Monnerat


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      Warum Japan kein Vorbild ist, was die USA besser als Europa machen und wie in der Schweiz die Stimmung besser wird: Serge Gaillard, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, erklärt, was mit der Wirtschaft los ist.

      WoZ: Der schubweise Zerfall der Aktienkurse erinnert an die Situation vor zehn Jahren in Japan. Japan steckt seither in einer Deflationskrise, die Preise fallen, die Investitionen, die Exporte, die Importe, der Konsum. Passiert das nun überall?
      Serge Gaillard: Zum spektakulären Fall der Börsenkurse kam in Japan dazu, dass gleichzeitig eine Spekulationsblase bei den Immobilien platzte und die Banken in Schwierigkeiten gerieten. Letztere hatten zu sorglos Kredite an kleine und mittlere Betriebe vergeben, unter anderem, um den Verlust des Kreditgeschäftes bei den grossen Firmen zu kompensieren, die ihr Fremdkapital zunehmend über Anleihen auf dem Markt beschafften. Ausschlaggebend aber war, dass die Geldpolitik damals noch ausschliesslich auf die Bekämpfung der Inflation ausgerichtet war. Deflationsgefahren wurden nicht ernst genommen.

      In den USA und in der Europäischen Union ist aufgrund der rigiden Inflationsbekämpfung eine deutliche Desinflation zu beobachten, und in der Wirtschaftstheorie gilt, dass Desinflation leicht in Deflation kippen kann und dieser Kippmoment schwierig zu erkennen ist. Gibt es da Grund zur Besorgnis?
      Die Geldpolitik in den USA ist nicht mit derjenigen der europäischen Staaten und jener der heutigen Europäischen Zentralbank (EZB) zu vergleichen. Die USA stabilisieren seit fast zwanzig Jahren mit der Geldpolitik die Wirtschaftsentwicklung. Sie haben deshalb auch im letzten Jahr die Zinsen im Galopp gesenkt und würden die Zinsen weiter senken, wenn Deflationsgefahren entstünden. Die EZB hingegen setzt die fatale, ausschliesslich auf Preisstabilität konzentrierte Politik fort, die zu Beginn der achtziger Jahre in der Europäischen Union eingeschlagen wurde und zu einer beispiellos hohen Massenarbeitslosigkeit geführt hat. Deflationsgefahr droht im Moment noch keine, das kann sich aber ändern, wenn die Krise noch lange andauert.

      Als KonsumentIn stellt man fest, dass in einzelnen Bereichen die Preise sinken, Flüge, Computer, Telefone; in anderen Bereichen wie Mieten und Krankenkassenprämien hingegen steigen. Wären fallende Preise überall, also Deflation, aus der Sicht der KonsumentInnen nicht höchst wünschenswert?
      Sinkende Preise in Teilbereichen der Wirtschaft sind kein Problem. Wenn die Preise aber auf breiter Front sinken, entsteht eines.

      Weil die Unternehmen keine Gewinne mehr erzielen.
      Wenn die Löhne schneller als die Preise fallen, können die Unternehmen auch dann noch Gewinne erzielen. Das Problem ist ein anderes. Der Kapitalismus entwickelt sich sehr unregelmässig, es wechseln sich Phasen mit hoher Investitionstätigkeit und wachsender Wirtschaft und solche mit rückläufiger Investitionstätigkeit und steigender Arbeitslosigkeit ab. Beide Entwicklungen haben kurzfristig die Tendenz, sich zu verstärken. Deshalb braucht es eine stabilisierende Geldpolitik. Hohe Zinsen in der Hochkonjunktur bremsen das Wachstum und damit die Teuerung, tiefe Zinsen in Rezessionen helfen, aus der Krise herauszukommen und die Beschäftigung zu stabilisieren, weil sie Investitionen billiger machen und Mietpreissteigerungen verhindern.
      In Deflationszeiten haben wir nun ein Problem: Die Zinsen können nicht unter null Prozent gesenkt werden. Bei fallenden Preisen investieren die Unternehmungen nicht, und wegen der Deflation können die Zinsen nicht mehr gesenkt werden. Die Zinspolitik der Notenbanken ist das mächtigste Instrument, das der Wirtschaftspolitik zur Verfügung steht, um die Wirtschaftsentwicklung zu stabilisieren. Bei einer Deflation steht also das wichtigste Mittel für die Stabilisierung der Wirtschaft nicht mehr zur Verfügung. In dieser Situation ist Japan seit rund fünf Jahren. In einem solchen Fall gibt es nur noch ein Instrument, der Staat muss einspringen und investieren. Das führt zu riesigen Defiziten und ist deshalb politisch nur schwer durchsetzbar. «Nie mehr Deflation», das war die Lehre aus der Depression der dreissiger Jahre.

      Nie wieder Deflation – trotzdem ist Japan in eine Deflationskrise geraten.
      Eine neue Studie der amerikanischen Zentralbank zeigt auf überzeugende Weise, dass die japanische Deflation durch Leitzinssenkungen um zwei Prozent zwischen 1991 und 1995 hätte verhindert werden können. Aber damals war Deflation kein Thema. Die ultraliberale Doktrin, wonach die Notenbanken nur für die Inflationsbekämpfung zuständig seien und nicht für die Stabilisierung des Wachstums und der Beschäftigung, galt damals – ausser in den USA – noch als der Weisheit letzter Schluss. In den USA betrieb die Reagan-Administration bereits in den achtziger Jahren, trotz gegenteiliger Beteuerungen, sehr bald keynesianische Politik, leider in Form eines Rüstungs- und Kriegskeynesianismus.

      Kann man sagen, dass die EU und Japan musterschülermässig an einem Ultraliberalismus festgehalten haben und im Falle der EU noch immer festhalten, den die USA schon seit längerem aufgegeben haben?
      Bei der Sozialpolitik und bei der Arbeitsmarktpolitik trifft dies nicht zu. Arbeitnehmende sind in den EU-Ländern besser geschützt und haben die besseren Sozialversicherungen. Aber die Globalsteuerung – also Geldpolitik der Zentralbank und Staatsausgaben – ist in der Euro-Zone schlechter als in den angelsächsischen Ländern. Das frühere Ziel der Vollbeschäftigung wurde in der EU zu Beginn der achtziger Jahre aufgegeben. Vorrang erhielt die hohe Rentabilität der Unternehmen, ein forcierter Strukturwandel und ein hoher Realzins für die Vermögenden. Die Rede vom Shareholdervalue kam damals auf. Die Lohnquote sank in den achtziger Jahren deutlich.
      In den neunziger Jahren führte diese Politik dann in Europa zu einem sehr langsamen Wachstum und hohen Arbeitslosenzahlen. Die Schweiz geriet 1996 an den Rand einer Deflation mit 250 000 Erwerbslosen. Die schweizerische Nationalbank kehrte 1996 wieder zu einer eher keynesianischen Konjunkturpolitik zurück, die Leitzinsen wurden gesenkt, und der Franken schwächte sich wieder ab. In nur vier Jahren konnte die Arbeitslosigkeit stark gesenkt werden. Für ein kleines Land wie die Schweiz war es relativ einfach, aus der Deflation herauszukommen, für eine grosse Volkswirtschaft wie die japanische ist dies viel schwieriger.

      Wie erklären Sie sich die unflexible Politik der EU?
      Ein Grund dafür ist, dass das Projekt der Einheitswährung in der Zeit ausgestaltet wurde, als der Ultraliberalismus die Wirtschaftsdiskussion dominierte. Ein anderer, dass die Einheitswährung in Frankreich und in den südeuropäischen Staaten mit dem Ziel angegangen wurde, deutsche Preisstabilität zu importieren. Die einseitige Politik der EZB wird inzwischen in den meisten EU-Ländern infrage gestellt. Das Gleiche gilt für den Stabilitätspakt, der von einzelnen kleinen Ländern wie Portugal nicht mehr eingehalten werden kann, aber auch für Grosse wie Deutschland zu einem Problem wird.
      Staatliche Budgetziele können nicht abstrakt und ohne Rücksicht auf die konjunkturellen Schwankungen festgelegt werden. Das Preisziel der EZB – Inflation unter zwei Prozent – ist zu restriktiv. Weil es als Durchschnittswert für den gesamten Euro-Raum angewendet wird, schliesst es ein, dass einzelne Länder schon bei einer Nullinflation angelangt sein, darauf aber nicht reagieren können. Die angelsächsischen Länder visieren heute zweieinhalb Prozent Inflation an.

      Die USA betreiben seit längerem eine ziemlich vernünftige Konjunkturpolitik, die EU könnte zu einer solchen übergehen. In welche Richtung zeigen die realwirtschaftlichen Indikatoren?
      Ich rechne damit, dass die Konjunkturerholung etwa in einem halben Jahr spürbar sein wird. Alle Indikatoren deuteten vor den Sommerferien auf einen Aufschwung hin, dann kam es zu einem weiteren Einbruch der Börsenkurse und zu einer Vertrauenskrise wegen dem Lug und Trug in den US-Konzernspitzen. Das wird die Erholung der Investitionstätigkeit um einige Monate verzögern. Der Rückgang der Investitionstätigkeit dauert in den USA schon seit Herbst 2000 an, die Überkapazitäten sollten in vielen Bereichen abgebaut sein, und die Zinsen sind tief. Deshalb erwarte ich, dass die Erholung sich spätestens in diesem Herbst fortsetzt. Falls nicht, wird die US-Notenbank reagieren.
      Die realwirtschaftlichen Voraussetzungen sind im Euro-Raum ähnlich, vielleicht sogar besser. Aber die Wirtschaftspolitik der EU ist trotz der Grösse des Wirtschaftsraumes mit der eines kleinen Landes vergleichbar: Die Euro-Zone wartet auf die Exporterholung und verlässt sich darauf, dass anschliessend der Binnenaufschwung in Gang kommt. Durch mutige Leitzinssenkungen und koordinierte Investitionsprogramme könnten die Länder der Euro-Zone, davon bin ich überzeugt, selbst einen Aufschwung herbeiführen und dabei erst noch die Arbeitslosigkeit halbieren. So weit ist die EU leider noch nicht.

      In der Schweiz ist die Stimmung gedrückt, was schlägt der Gewerkschaftsbund in der aktuellen Situation vor?
      Wir haben seit einem Jahr praktisch kein Wachstum mehr, seit einem halben Jahr sinkt die Zahl der Beschäftigten. Der SGB rechnet damit, dass die Zahl der Arbeitslosen bis Januar auf etwa 125 000 steigen wird. Die Konsumausgaben haben bisher dank steigender Reallöhne die Konjunktur stabilisiert, die Bauausgaben haben sich nicht schlecht entwickelt. Vier Punkte sind wichtig: Erstens sollten sich die tiefen Zinsen dank tieferen Hypothekarzinsen positiv auf die Bautätigkeit und Unternehmungsinvestitionen auswirken. Die Hypozinsen könnten noch weiter gesenkt werden, die Margen der Banken sind sehr gross.
      Zweitens ist der Franken leider wieder überbewertet. Es ging relativ lange, bis die Nationalbank dagegen etwas unternommen hat. Ich habe jetzt aber den Eindruck, dass sie entschlossen ist, die Frankenaufwertung zu bekämpfen.
      Drittens müssen wir aufpassen, dass die Schuldenbremse des Bundes uns nicht zur Unzeit ein Sparprogramm auferlegt. Die Ausgaben des Bundes dürfen diesen Herbst nicht zurückgestutzt werden.
      Viertens wäre es zur Unterstützung des Konsums ideal, wenn das Parlament im Herbst durch einen dringlichen Bundesbeschluss herbeiführen würde, dass der Bund die Kinderkrankenkassenprämien übernimmt. Die Kaufkraft der Familien würde um eine Milliarde Franken verstärkt. Wir haben dies in anderem Zusammenhang schon vorgeschlagen, weil es sozial- und wirtschaftspolitisch weit mehr bringen würde als Kaspar Villigers Steuersenkungsvorschlag, von dem nur Haushalte mit hohen Einkommen profitieren. Ich hoffe, dass dieser Vorschlag der Arbeitnehmerverbände im Parlament die nötige Unterstützung finden wird.
      Avatar
      schrieb am 31.08.02 19:18:53
      Beitrag Nr. 4 ()
      Eine Geschichte der Kapitalvernichtung, fiktiv und real


      Der Crash vor dem Crash


      Roger Monnerat



      Skrupellose Spekulation und verantwortungsvolles Unternehmertum gegeneinander auszuspielen, dieses Spielchen ist so alt, wie es Spekulation und Unternehmertum sind. Für die letzten zwanzig Jahre gilt, dass alle grossen Konzerne ihre Gewinne nicht allein durch den Verkauf von Waren und Dienstleistungen erzielten, sondern zusätzlich durch Spekulation auf den Finanz- und Geldmärkten. Als herausragendes Beispiel einer solchen Kombination von Industrie- und Finanzgeschäft in einer Hand wurde in den achtziger Jahren der Basler Chemiekonzern Roche gefeiert. Die in grossem Massstab durchgeführten spekulativen Geschäfte der Konzerne bildeten das Umfeld, in dem Hasardeure wie Martin Ebner überhaupt eine Chance hatten.
      Weshalb aber begannen die Konzerne Mitte der siebziger Jahre (wieder) zu spekulieren? Zum einen, weil durch die Liberalisierung und Internationalisierung der Finanzmärkte sich neue Möglichkeiten für spekulative Geschäfte eröffneten, zum anderen, weil das Wirtschaftswachstum in den alten Industrieländern von früher vier Prozent auf rund zwei Prozent gesunken war. Die alten Märkte waren gesättigt, die Erschliessung neuer Märkte konnte sich nicht auf eine allgemein und stetig wachsende Kaufkraft der dortigen Bevölkerung stützen. Die Nachfrage beschränkte sich auf eine zwar wachsende, aber instabile Mittelschicht.
      Die Folge waren Überkapazitäten, schwindende Profite im operativen Bereich und der Versuch, diese durch spekulative Geschäfte zu kompensieren. Immer mehr Konzerne nahmen zu dieser Methode Zuflucht. Dann traten die Wirtschaftsfachleute auf den Plan und machten Vorschläge, wie diese Situation grundlegend zu ändern sei. Dies war die Stunde der neoklassischen ÖkonomInnen, die sich wie Milton Friedman «Monetaristen» oder «Neoliberale» nannten und mit letzterer Namensgebung hoffen durften, einen Teil der künftigen Elite, die gegen den Krieg in Vietnam demonstriert hatte und sich beim Kiffen befreit und beim Diskutieren liberal vorgekommen war, für sich zu gewinnen.
      Die neoliberale Doktrin lässt sich auf eine einfache Formel bringen: Schaffen wir möglichst schnell möglichst viel Unsicherheit für möglichst viele, dann kommt wieder Bewegung in die Gesellschaft, und die durch Verlangsamung des Wachstums und Überkapazitäten bewirkte Blockade wird aufgesprengt.
      Ein Mittel, die Lohnabhängigen auf Trab zu bringen, war, ihnen die Arbeitsplatzgarantie wegzunehmen. Dies als politisches Programm zu verkünden, war allerdings nicht möglich. Aber mit dem «Heiligen Krieg» gegen die Inflation, wie ihn der damalige US-Notenbankpräsident Paul Volcker 1979 ausrief, liess sich Politik machen. Und was, wenn nicht die masslosen Lohnforderungen und von den Gewerkschaften durchgesetzten Lohnerhöhungen, waren die Ursachen der Inflation? Und welches Mittel ist wirksamer, um einen Lohnstopp durchzusetzen, als Arbeitslosigkeit?
      Würde aber stagnierende Kaufkraft nicht zur Erlahmung der Wirtschaftstätigkeit führen? Nicht, wenn die Preise für Güter und Dienstleistungen sanken. Die Durchsetzung des Lohnstopps löste die Blockade auf der Kostenseite der Unternehmen auf. Dies war die Voraussetzung, um den zweiten Schritt des neoliberalen Programms in Angriff zu nehmen: den Abbau der Überkapazitäten. Die Unternehmen, die es am schnellsten schafften, ihre Kosten zu senken und ihre Rentabilität zu steigern, würden ihre Konkurrenz aus dem Markt drängen können.
      Wenn dies nicht direkt, das heisst über die Preise auf dem Markt, möglich war, konnte nachgeholfen werden. With a little help from my friends von der Börse. Steigende Aktienkurse erleichterten es den Firmen, durch Aktienemissionen das Eigenkapital zu vergrössern und durch Unternehmenanleihen das Fremdkapital. So ausgestattet, liess sich eine längere Periode des Preisdumpings durchstehen oder die Konkurrenz aufkaufen und zumachen.
      Was war gegen Inflationsbekämpfung und mehr Wettbewerb einzuwenden? Die Löhne stagnierten zwar, doch plötzlich rückten Wochenendtrips nach London oder Ferien in der Karibik in die Reichweite von Normalhaushalten. Breite Bevölkerungsschichten konnten sich mehr als je zuvor leisten, eine breiter werdende, aber minderheitliche Schicht verarmte dabei gleichzeitig. Die Maschine auf jeden Fall war in Schwung gesetzt, spuckte da Arbeitslose aus und absorbierte dort die Neuzugänge auf dem Arbeitsmarkt, blähte da die Börsenkurse und liess sie dort ins Bodenlose fallen, wenn jemand Interesse hatte, eine gesunde Firma aus dem Weg zu räumen, um sich ihren Marktanteil einzuverleiben.
      Haben die Neoliberalen ihr Ziel erreicht? Offensichtlich nicht. Alfred Schindler, in der NZZ am Wochenende als Vorzeigeunternehmer vorgeführt, antwortet auf die Frage, wie er die Globalisierung erlebe: «Man trifft sich überall und hat überall Überkapazitäten.» Nicht nur bei Ice-cream, präzisiert Schindler, sondern auch bei Aufzügen und Rolltreppen, wie sie die Firma Schindler herstellt. Was nun?
      Ganz einfach, sagt Schindler: «Die Wachstumsgrenze, an die wir heute stossen, ist gesetzlicher Natur. Antitrustgesetze behindern im Moment weitere Grossübernahmen. Das kann sich allerdings ändern. So gibt es in der Flugzeugindustrie praktisch nur noch zwei grosse Anbieter. Es ist ja eine Interpretation der Wettbewerbshüter, wie viele Players es braucht, damit ein Markt funktioniert. Heute würden drei Firmen ausreichen, um einen scharfen Wettbewerb zu garantieren; es braucht nicht fünf oder sechs. Und es wird in zehn Jahren auf keinen Fall mehr fünf oder sechs geben.»
      Dass es einmal weltweit nur noch drei grosse Auto-, drei Bahn-, drei Pharma-, drei Computerhersteller geben würde, wurde vor über hundert Jahren von einem Ökonomen vorausgesehen, nämlich von Karl Marx. Er analysierte den Konzentrationsprozess im Kapitalismus als eine Zwangsläufigkeit und leitete daraus die Notwendigkeit ab, den Besitz an den Konzernen und die Kontrolle über diese zu vergesellschaften. Dies nebenbei.
      Zurzeit schmelzen an den Börsen Buchwerte weg, KleinanlegerInnen verlieren ihre Ersparnisse, und Kredite, die durch Buchwerte verbürgt waren, sind nicht mehr gedeckt und führen zu Firmenbankrotten. Die grosse Kapitalvernichtung hingegen geschah im Laufe der neunziger Jahre während der Fusionswelle. Zehntausende von zum Teil neu gekauften und noch nicht amortisierten Produktionsanlagen wurden stillgelegt. Die Konzerne schickten keine Bomber los, um die Anlagen der Konkurrenz in Schutt und Asche zu legen und so die allgemeine Produktionskapazität auf eine dem Markt angemessene Dimension zu senken. Es geschah zivil. Gebombt wurde andernorts. Beides soll nach Ansicht von Leuten wie Alfred Schindler und George Bush so weitergehen.
      Avatar
      schrieb am 31.08.02 19:20:05
      Beitrag Nr. 5 ()
      Neun Thesen zur Börse. Mit Ökonom Robert H. Frank


      Der Crash der Superstars


      Constantin Seibt



      Woher die Gier der neunziger Jahre? Eine Analyse und eine Lösung.

      Und nun zum Wetter. Fürs Erste ist der Crash abgeflaut. Für einige Wochen krachte die Börse auf immer neue Fünfjahrestiefs, seit einigen Tagen steigt sie wieder steil an. Ein blauer Himmel am Ende des Sommergewitters? Oder ist dies nur das Auge des Orkans, der schon morgen wieder mit unverminderter Heftigkeit losbrechen wird?

      1. Nichts über die Zukunft!
      Frisst man sich durch Wirtschaftszeitungen und Analystenreporte, sind das Einzige, was man hört, die Schreie der Matrosen an Bord. Keine Kennzahl, die nicht verschieden interpretiert werden könnte. Stehen die Aktien nun fair, über- oder unterbewertet? Sind die extrem tiefen Zinsen gut oder eine Katastrophe, weil sie nicht weiter gesenkt werden können? Warum ist der Konsum besser als die Konsumentenstimmung? Welche Finanzinstrumente funktionieren noch? (Selbst die theoretisch auch bei Baisse erfolgreichen Hedge-Funds haben reihenweise mangels Rendite das Handtuch geworfen – weil einfach zu viele in die gleiche Richtung spekulierten.) Welche Bomben verbergen sich in den Bilanzen – und ist es gut oder schlecht, wenn sie jetzt alle auf einmal explodieren werden? (Am 14. August müssen die CEOs in Amerika ihre Bilanzen beeiden – zuvor wird Übles erwartet.) Kurz: Was wird passieren?
      Die Antwort darauf lässt sich in einem Satz zusammenfassen: «Das einzige Gescheite, was jemand einmal über die Börse gesagt hat, ist, dass man sie nicht vorhersagen kann. Denn wüsste man die Kurse von morgen, würde man die Kurse von morgen bereits heute haben.»
      Der Mann, der diese Antwort gibt, ist Professor an der Cornell University in Ithaca, New York, Robert H. Frank. Ausserdem sagt er: «Sehen Sie – wir hatten die grösste Börsenblase der Geschichte. Und es war immer logisch, dass sie platzen musste. Vor allem im Nachhinein sieht es extrem logisch aus.»

      2. Alles über die Vergangenheit!
      In der Tat hat Professor Frank Recht: Die Folge eines geplatzten Hypes ist eine unklare Zukunft, dafür ein nüchterner Blick auf die Vergangenheit. Die neunziger Jahre – Zeiten des Fiebers – sind nun zu besichtigen: Seltsam, wie mittelalterlich sowohl die Revolutionen der New Economy oder die Shareholder-Rezepte des Herrn Ebner heute erscheinen: wie Alchemie. Oder wie unklar einst war, dass letztlich in einem Strudel der Gier jene Kaste, die die Regeln machte, notwendig gewinnen musste: das Management. (Im grossen Boomjahr 1999 kassierten die Manager 550 Milliarden Dollar der 1100 Milliarden Gewinn ab.) Die Aktionäre behielten den Papiergewinn und endlich den Realverlust – letztlich hätte das Spiel nicht Shareholder-, sondern Insidervalue heissen müssen.
      Reden wir also über die Vergangenheit: Wie konnte die Blase, wie konnte die Management-kaste, wie ihre Gier entstehen?

      3. Die Superstar-Ökonomie
      Robert H. Franks These ist, dass in den Neunzigern eine ehemalige Ausnahme zum ökonomischen Regelfall geworden ist: der Winner-takes-all-Markt. Er basiert auf einem einfachen Modell – dem Sportmarkt. Der Sieger, obwohl meistens nur einen Hauch leistungskräftiger als der Zweite, kassiert ein Mehrfaches. Und die Ersten das x-fache der Letzten.
      Durch die Globalisierung hat sich dieses Modell verallgemeinert: Plötzlich ist das Geschäft global, die Einsätze enorm, die Starsaläre ebenfalls. Leidtragende sind die lokalen Stars, die in die Bedeutungslosigkeit absinken. Obwohl nicht wesentlich schlechter und schlanker als Pavarotti, verdient der Provinztenor den Bruchteil eines Pavarotti, der den CD-Markt fast monopolisiert hat: Dem Provinztenor wird nichts als lebenslanges Improvisieren in zweitklassigen Häusern bleiben, konkurrenziert von hundert gleich guten Tenören. Für Hollywood, den Tenniszirkus, den Kunstkuchen gilt: Die Stars werden astronomisch entlöhnt, die zweite Garnitur ist auswechselbar, also miserabel bezahlt.
      Dies setzte sich mit dem Aufkommen des Shareholdervalues auch in den Unternehmen durch: die Topmanager und Spezialisten galten als Tom-Cruise-artige Garanten für den Unternehmensgewinn und wurden deshalb wie Popstars bezahlt – und dies fortlaufend höher, da die Konkurrenz mitzog. Letztlich wurden dadurch die Unternehmen erpressbar: Feudalherrscher mit feudalsten Optionsprogrammen waren das Resultat.

      4. Die Popstarfalle
      Die Tragödie der Manager bestand darin, dass ihre Leistungen im Gegensatz zu Sport oder Entertainment (okay: Verdient DJ Bobo seine Millionen oder eher eine Tracht Prügel? Darüber kann man sich streiten) nirgends ausser im Aktienkurs gemessen wurden: Resultat dessen war wilder Aktionismus, wilde Expansion, riesige Papiergewinne und auch schamlose Tricks – der Superstar musste seine Performance zeigen. Immer wieder, immer neu, immer besser.
      Letztlich sind die Bilanzfälschungen und die nachhaltigen Schädigungen ehemals stolzer und solider Unternehmen so wenig eine Frage der Moral wie das Doping im Radsport: Es ist schlicht die Folge der Umkämpftheit der Winner-takes-all-Märkte, wo ein winziger Unterschied der Leistung eine enorme Differenz ausmacht: an Geld, Ruhm, Macht, Status.

      5. Schlechte Investments
      Die Winner-takes-all-Märkte zeichnen sich durchs Band weg durch schlechte Investments – also durch eine enorme Verschleuderung von Ressourcen – aus. Zum Ersten personell: Viele Leute versuchen, Superstar (oder das Superstarunternehmen mit dem grössten Marktanteil) zu werden; das Risiko lohnt sich nur für sehr wenige. Übrig bleibt eine Bande frustrierter, schlecht bezahlter Opportunisten, die ihr Talent verspielt haben – und zu Tode aufgeblähte Unternehmen.
      Dazu kommt, dass Superstar wird, wer wie ein Superstar aussieht: Eine Spirale an sich sinnloser Status-Ausgaben beginnt sich auch in der zweiten, dritten, vierten Garde zu drehen. Zwar profitieren die Schnellsten von Harvard-Nachkurs, Brioni-Anzug oder auch der Epo-Spritze, doch müssen bald alle Teilnehmer nachziehen, die Sache wird Standard – und alle verschwenden Geld und Zeit. Der Nutzen davon ist letztlich null.

      6. Glück schafft Unglück
      Die These hinter der Superstar-Ökonomie ist letztlich naiv: dass jemand, der wie ein Superstar bezahlt wird, auch so handelt. (Eher im Gegenteil, wie die aktuellen Sterne der Schweizer Wirtschaft beweisen.) In der Tat macht ein hohes Gehalt nicht einmal besonders glücklich: Dies machen laut zahlreichen Untersuchungen weder das grosse Haus noch der neue Ferrari – derartige Emotionen verpuffen schnell –, sondern Dinge wie Freizeit, Zeit mit der Familie, Freundschaften und Sex – die Zeit für Letzteren betrug Ende der goldenen Neunziger im Durchschnitt pro AmerikanerIn wöchentliche dreieinhalb Minuten, während die Wochenarbeitszeit eindrücklich gestiegen war.
      Das Problem mit den materiellen Gütern ist, dass sie durchaus für das Wohlbefinden zählen. Allerdings nicht absolut, sondern in Relation. Wichtig ist, a) dass es aufwärts geht, b) dass man ein wenig mehr hat als die Nachbarn. In einer Hütte zwischen Palästen zu leben, macht unglücklich, in derselben Hütte zwischen Trümmern zu leben, glücklich.
      Die Relativität des Wohlbefindens erklärt einiges: sowohl das Statuswettrüsten mittels Markenartikeln von Superreichen bis zu den Superarmen als auch das Phänomen der schlechten Laune in der wirtschaftlichen Stagnation: Wo einige gewinnen, müssen hier auch einige verlieren: Die Bitterkeit des sozialen Abstiegs wird weit stärker gefühlt als das schnell Gewohnheit werdende Hochgefühl des Aufstiegs. (Schopenhauer begründete seinen Pessimismus einmal damit, dass man nur die Zufriedenheit des Tieres, das frisst, mit den Schmerzen des Tieres, das gefressen wird, vergleichen müsse – dann habe man die Glücksbilanz der Welt.)

      7. Steuersenkungen sind verheerend
      Das Falscheste, so Robert H. Frank, was zu tun ist, wäre a) das Problem nur moralisch zu sehen,
      b) weiter falsche Anreize Richtung Superstar-Ökonomie zu schaffen. Problem a) ist ein kleines Problem der Linken, Problem b) sind die enormen Taten der FDP- und SVP-Neoliberalen: Steuersenkungen für die Multis und die Ultrareichen. Die Theorie dahinter, dass mehr Reichtum der Reichen letztlich allen zugute kommt, kontert Frank mit dem trockenen Argument: «Wir leben in einer Demokratie, nicht? Und was würden Sie Ihren Wählern erklären: Dass Sie Ihre Klientel bedienen oder dass die Wähler davon profitieren?»
      Letztlich wird das Geld der Superreichen (wie Statistiken beweisen) nur sehr beschränkt sinnvoll investiert – es landet auf der Bank, in der Finanzblase oder dem Status-Wettrüsten.

      8. Die progressive Mehrwertsteuer
      Die Lösung, so Professor Frank, liegt allerdings nicht in der Dämpfung der Einkommen, sondern in der Dämpfung verschwendeter Investments: Seine kühne (und deshalb umstrittene) Lösung liegt in einer progressiven Mehrwertsteuer. Da alle mit weniger Statussymbolen relativ gleich und also gleich glücklich wären, wäre es sinnvoll, den überflüssigen Konsum zu dämpfen und ökologisch wie lebenspraktisch sinnvolleren Konsum anzukurbeln: mit einer progressiven Konsumsteuer, bei der man, je mehr man pro Jahr ausgibt, desto mehr bezahlt (im Gegensatz zur unfairen Mehrwertsteuer, bei der jeder denselben Aufpreis auf das Produkt zahlt) – eine perfekte Möglichkeit, die Einkommensschere moderat zu schliessen.

      9. Ab jetzt wieder Sport!
      «Sie haben Recht», sagte Professor Frank am Telefon, «Wirtschaft war wirklich das Ding der neunziger Jahre und Ökonomie vielleicht ihr bestimmender Diskurs. Die Leute sahen die steigenden Charts am Fernsehen wie Footballspiele oder einen Spielfilm.»
      «Und nun im Crash? Das Horrormovie?»
      «Falsch. Die Kurse fallen zu sehen, das interessiert niemand. It’s not fun. Und in drei Monaten interessieren alle Skandale auch niemanden mehr. Dann reden die Leute wieder über Football und das Wetter, denke ich. Sie sollten dann über so etwas schreiben.»

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      Avatar
      schrieb am 31.08.02 19:22:40
      Beitrag Nr. 6 ()
      Sehr informative Homepage über den CRASH
      http://www.boersendschungel.de/frameset.php?url=http://www.b…
      Avatar
      schrieb am 31.08.02 19:28:44
      Beitrag Nr. 7 ()
      Wie der Traum von der ewigen Hausse jäh endete

      Im Oktober 1929 ließ der Börsenkrach ein
      kreditfinanziertes Spekulationsgebäude zusammenfallen
      Beginn der Weltwirtschaftskrise
      Eine Chronologie


      Deutschland ist im Börsenfieber. Immer mehr Kleinanleger wollen am Höhenflug des Aktienmarktes mitverdienen. Das war schon einmal so - Ende der zwanziger Jahre in den USA. Auch damals erfasste das Börsenfieber ein ganzes Land, bis der Börsenkrach im Oktober 1929 den Traum von der ewigen Hausse jäh enden ließ. Hugo Ritter hat in seinem 1952 erschienenen Buch "Der Mensch und das Geld" die damaligen Ereignisse beschrieben. Die Parallelen zur heutigen Situation sind zum Teil erstaunlich. Wir veröffentlichen Auszüge, legen aber Wert auf die Feststellung, dass es in Deutschland keineswegs so kommen muss wie Anno 1929 an der Wall Street.

      Es gibt aber doch warnende Signale. Die wachsende Arbeitslosigkeit steht im krassen Gegensatz zu den Aktienkursen, und die Wirtschaftspropheten im Hauptberuf, die Büros und Agenturen, die ihre Zukunftsdeutungen verkaufen, warnen. Aber alle diese warnenden Stimmen finden keinen Widerhall in der amerikanischen Öffentlichkeit, die vom romantischen Glauben an die ewige Prosperity fasziniert ist.

      Rückschläge stören nicht

      Wall Street wird zum Idol der Masse. Das Wort allein zieht alles in seinen Bann. Und neue Gelder, oft nur geborgt, fließen der Börse zu. Ein neuer Aufstieg beginnt. Radioapparate und Autos, diese Verkaufsschlager der zwanziger Jahre, Zeichen und Stützen des Glaubens an den technischen Fortschritt und damit an die Prosperity, verzeichnen neue Absatzrekorde. Die Aktien dieser Gesellschaften steigen deshalb zuerst und leiten einen neuen Taumel an der Börse ein.

      Wohl gibt es manchmal Rückschläge, aber die stören nicht. Sie werden schnell wieder wettgemacht. Das Spekulationsfieber erfasst das ganze Land, das erfüllt ist von Geschichtchen über die Börse und über den Reichtum, den viele Bürger durch sie erlangt haben. Der Friseur versteht mehr von Börsenpapieren als von seinem Handwerk, Frauen treiben ihre Männer zur Eile an, damit sie nicht zu spät kommen beim Rennen um den Reichtum. Die Nachrichten über die Börse erscheinen an erster Stelle in den Zeitungen, bilden oft die Schlagzeilen.

      Bei all dem werden immer mehr Kredite zu Investitionen an der Börse in Anspruch genommen. Amerika erlebt eine Kreditinflation höchsten Grades - und will es nicht merken, zumindest nicht an deren Folgen denken. Erst im Juni kommt es zu größeren Rückschlägen, und ein konservatives New Yorker Blatt schreibt: "Die Wall-Street-Hausse brach mit einer Detonation zusammen, die über die ganze Welt gehört wurde." Aber diese Meldung bestätigt sich nicht.

      Im November 1928 gibt es einen neuen Kursanstieg, der alles bisher da gewesene in den Schatten stellt. Früher war es der Traum der Makler, einmal einen Tag zu erleben, an dem fünf Millionen Aktien umgesetzt werden. Dies ist jetzt so regelmäßig der Fall, dass es schon langweilig wird. Am 23. November 1928 wechseln fast sieben Millionen Aktien ihre Besitzer. Aber selbst ein so alarmierendes Zeichen reicht nicht aus, Beunruhigung hervorzurufen. Die Amerikaner kaufen Anteile am künftigen Wohlstand des Landes auf Abzahlung. Die Abschaffung der Armut steht ja unmittelbar bevor.

      Anfang Dezember 1928 gibt es zwar wieder einen Zusammenbruch, aber auch der geht vorüber. Das Federal Reserve Board glaubt weniger und rechnet mehr. Eine weitere Erhöhung des Diskonts ist nicht möglich. Dadurch würde zwar die Spekulation eingeschränkt, aber auch die wirkliche Wirtschaft empfindlich gestört. Das ausländische Geld würde noch mehr angelockt und der Zahlungsmittelumlauf erhöht. Aber das Federal Reserve Board findet ein Hintertürchen: Am 2. Februar 1929 veröffentlicht es eine Erklärung, dass die Reserven der Mitgliedsbanken nicht dazu da sind, um Spekulationskredite zu gewähren. Solche Kredite sollen eingeschränkt werden.

      Die Folge dieser Erklärung ist zunächst ein Kurseinbruch an der Börse. Aber da nur langfristige Kredite gesperrt sind, wird "tägliches Geld" in Anspruch genommen. Der Zinssatz hierfür steigt schnell. Am 26. März springt er von zwölf auf 15 Prozent, dann auf 17 und 20 Prozent. Die Banken scheuen sich nicht, den Kreditnehmern die Wege zu ebnen. Denn mittlerweile ist der Kreditapparat so aufgeblasen worden, dass er über kurz oder lang platzen muss. Aber das wollen die Banken so lange wie möglich hinausschieben.

      Der Glaube an die Prosperity treibt neue Blüten. Und eine Betrachtung der Börsenentwicklung zeigt, so meinen die Amerikaner, dass es nur darauf ankommt, gute Aktien zu kaufen und durchzuhalten. Wenn es einen Kurseinbruch gibt, dann darf man nicht verkaufen, denn auf das Sinken der Kurse folgt immer ein neuer Anstieg, der über den früheren Höchststand noch hinausführt. Mr. J. Raskob, ein großer Finanzmann der damaligen Zeit, schreibt in "Ladies Home Journal" einen aufsehenerregenden und zur Spekulation anregenden Artikel, der die verlockende Überschrift trägt: "Everybody ought to be rich". Und wie zu Zeiten John Laws Frankreich, so wird jetzt Amerika vom Wahn des Reichtums erfasst. Chauffeure hören nur mit einem Ohr auf die Signale der übrigen Verkehrsteilnehmer. Sie versuchen vielmehr, von den Fahrgästen einen Börsentipp aufzuschnappen.

      Armut wird abgeschafft

      Der Kammerdiener eines Maklers verdient eine Viertel Million an der Börse mit den Tipps seines Herrn. Eine Krankenpflegerin nutzt die Tipps dankbarer Patienten und verdient 30.000 Dollar. Eine ehemalige Schauspielerin schmückt ihre Räume mit graphischen Darstellungen über die Kursentwicklung. Amerika wird der Welt zeigen, dass die Armut wirklich abgeschafft werden kann. Aber Anfang September 1929 zeigen sich doch dunkle Wolken an dem bis dahin so makellos blauen Wall-Street-Himmel. Die Aktien geben nach, und zwar zum Teil ganz erheblich. Aber es tritt bald wieder eine Erholung ein, und am 2. Oktober erreichen die Maklerkredite die Riesensumme von 6,8 Milliarden Dollar. (und so sieht es heute aus: Margin Debt seit 1959 )

      Aber so richtig will das Rezept nicht mehr stimmen, dass einem Rückgang der Kurse um einen Punkt ein neuer Aufstieg um zwei Punkte folgt. Doch die meisten sind immer noch optimistisch, darunter auch die Fachleute der Harvard Economic Society. Und am 17. Oktober 1929 hält Professor Irving Fisher eine Ansprache, in der er ausführt, dass in wenigen Monaten der Aktienmarkt "a good deal higher than it is today" läge. Nur wenige, darunter der Finanzredakteur der "New York Times" sagen ein weiteres Nachgeben der Aktienkurse voraus.

      In Wirklichkeit aber tritt die von den Experten vorausgesagte Erholung nicht ein. Statt dessen beginnt jene Reihe unglücklicher Tage, deren markanteste der 24. Oktober, ein Donnerstag, und der 29. Oktober, ein Dienstag, sind. Ihnen folgt der Aschermittwoch des Wall-Street-Karnevals, der 30. Oktober 1929.

      Am 22. Oktober beginnen die Kurse nach der ersten Börsenstunde zu fallen. Am 23. Oktober setzt sich dieses Nachgeben der Kurse gleich bei Eröffnung der Börse fort. An diesem Tag wechseln über sechs Millionen Aktien die Besitzer. Der Ticker kann mit den Abschlüssen nicht mehr Schritt halten und hinkt 104 Minuten hinter der Abschlusszeit nach.

      Am 24. Oktober, einem Donnerstag, sind bei Eröffnung der Börse die Kurse niedrig, aber verhältnismäßig fest. Doch bald werden so viele Aktien zu diesen niedrigen Kursen angeboten, dass die Kurse nachgeben müssen, erst langsam, dann immer schneller. Der Grund für diese Verkäufe ist in der ersten Börsenstunde noch nicht etwa die Furcht vor einem allgemeinen Zusammenbruch. Es handelt sich um Zwangsverkäufe der auf Kredit gekauften Aktien, da diese Kredite zurückgezahlt werden müssen.

      Aber nach diesem Präludium kommt die Angst. Und dann steigen die Verkaufsorders unerwartet zur Flut an. Der Ticker hinkt nach. Und in den Maklerbüros werden die Kurse der Verkaufsaufträge laut verlesen. Sie liegen alle niedriger, als der Ticker noch angibt. Dadurch steigt die Panik. Der Zusammenbruch ist da. Amerika blickt in den Abgrund, in dem die Trümmer des Traums vom schnellen Reichtum liegen.

      Kurz nach Mittag findet gegenüber der Börse, in Wall Street Nr. 1, im Haus der Bankfirma 1. P. Morgan und Co., eine Lagebesprechung führender Bankiers statt. Es wird beschlossen, eine Stützung der Kurse vorzunehmen, wenigstens der wichtigsten Papiere. Die Reporter bestürmen den Teilhaber des Bankhauses Morgan, Thomas W. Lamont. Und während an der Börse die Panik tobt, gibt Lamont jene betont bagatellisierende Erklärung ab: "Es hat einige Notverkäufe an der Börse gegeben, und wir haben eine Sitzung der Vorsitzenden mehrerer Finanzinstitute abgehalten, um die Lage zu erörtern. Wir haben festgestellt, dass kein Haus in Zahlungsschwierigkeiten ist, und die Berichte der Aktienhändler beweisen, dass die Risiko-Reserven in befriedigender Höhe gehalten wurden."

      Diese Erklärung von so berufener Seite wirkt zunächst beruhigend. Später gibt Richard Whitney, der Vizepräsident der New Yorker Börse und die ausführende Hand der Bankengruppe bei den Maklern der wichtigsten Werte Kaufaufträge. Das wirkt weiter beruhigend. Aber es gelingt nur, die Preise einigermaßen auf ihrem tiefen Punkt zu halten. Zu einer Steigerung fehlen Maklern wie Publikum nach diesem Schock die Kraft und der Mut.

      Der Zusammenbruch

      Bis in den Abend hinein laufen die Tickers in den Maklerbüros. Abends um 19:08 Uhr werden die letzten Abschlüsse mitgeteilt, die nachmittags um 3 Uhr getätigt worden sind. Die Kurse sind zusammengebrochen. Eine Illusion ist zerstört. Am Freitag und Sonnabend ist die Entwicklung nicht mehr ganz so panikartig. Viele sind aus dem Rennen bereits hinausgeworfen. Aber am Montag setzt ein weiterer Sturz ein, und am Dienstag, dem 29. Oktober 1929, schlägt mit dem Gong, der die Eröffnung der Börse ankündigt, die Todesstunde der Prosperity und des "Big Bull Market". Die Kurse erholen sich nicht mehr.

      Die Selbstmordspalte in den Zeitungen muss vergrößert werden. Es befinden sich unter denen, die aus dem Leben scheiden, die an der zerstörten Hoffnung auf leichten Reichtum zerbrechen, bekannte Persönlichkeiten, aber noch viel mehr unbekannte Amerikaner, Opfer eines Massenwahns vom leicht erreichbaren ewigen Glück.

      Die Kreditblase ist geplatzt, das Spekulationsgebäude zusammengefallen wie ein Kartenhaus. Milliarden von Dollar sind einfach verschwunden. Die amerikanische Massenillusion ist entzaubert, die Prosperity zu Ende gegangen, und die Weltwirtschaftskrise beginnt.



      --------------------------------------------------------------------------------

      Und zuletzt noch ein paar Zeitungsmeldungen der New York Times aus der Zeit vor und während des Crashs:



      Mittwoch, 3. Juli 1929, Seite 31

      SEES STOCK RISE JUSTIFIED
      Moody`s Says Returns Are In Line With Industrial Activity
      _________________________

      Sonntag, 13. Oktober 1929, Seite 7

      STOCK PRICES WILL STAY AT HIGH LEVEL
      FOR YEARS TO COME, SAYS OHIO ECONOMIST
      _________________________

      Mittwoch, 16. Oktober 16 1929, Seite 8

      FISHER SEES STOCKS PERMANENTLY HIGH
      Yale Economist Tells Purchasing Agents Increased Earnings Justify Rise
      _________________________

      Dienstag, 22. Oktober 1929, Seite 24

      FISHER SAYS PRICES OF STOCKS ARE LOW
      Qoutations Have Not Caught Up With Real Values As Yet, He Declares
      SEES NO CAUSE FOR SLUMP
      Economist Tells Credit Men that Market Has Not Been Inflated, But Merely Readjusted
      _________________________

      Donnerstag, 24. Oktober 1929, Seite 1

      PRICES OF STOCKS CRASH IN HEAVY LIQUIDATION, TOTAL DROP OF BILLIONS
      PAPER LOSS $4,000,000,000
      2,600,000 Shares Sold In The Final Hour In Record Decline
      MANY ACCOUNTS WIPED OUT
      _________________________

      Donnerstag, 24. Oktober 1929, Seite 2

      SAYS STOCK SLUMP IS ONLY TEMPORARY
      Professor Fisher Tells Capital Bankers Market Rise Since War Has Been Justified.
      ECONOMIC REASONS CITED
      "Public Speculative Mania," He Declares, is Least Important Cause of Price Inflation.
      _________________________

      Mittwoch, 30. Oktober 1929, Seite 1

      STOCKS COLLAPSE IN 16,410,030-SHARE DAY,
      BUT RALLY AT CLOSE CHEERS BROKERS;
      BANKERS OPTIMISTIC, TO CONTINUE AID
      240 Issues Lose $15,894,818,894 in Month; Slump in Full Exchange List Vastly Larger
      Avatar
      schrieb am 31.08.02 19:35:10
      Beitrag Nr. 8 ()
      Was soll bei 500Pkt am NM noch Crashen??
      auf die kommt es auch nicht mehr an!
      Crashpropheten tzzzzzzz

      Kastor
      Avatar
      schrieb am 31.08.02 19:42:59
      Beitrag Nr. 9 ()
      Und alle haben Geld um für die Zeit der fallenden Kurse in Urlaub zu fahren.....bla bla bla
      und leben in Freuden,und wenn es mit dem Reichtum in diesem Leben nicht klappt dann eben erst im nächsten.....
      mfg micro
      Avatar
      schrieb am 31.08.02 19:45:25
      Beitrag Nr. 10 ()
      @Kastor
      ich habe hier Artikel reingestellt, damit wir uns im klaren werden was ein Crash überhaupt ist. Okay bei 500 Punkten crashen wir -20%, bei 420 punkte z.B crashen wir 25% usw.
      Ist immer noch ein Crash oder. Mein Kursziel für den neuen Markt ist immer noch 300-310 Punkte. Ist doch immer noch heftig oder!
      burakiye
      Avatar
      schrieb am 31.08.02 19:47:22
      Beitrag Nr. 11 ()
      Und beim Dax werden wir die 2800 Punkte auch sehen und dann sehen wir weiter. Ich möchte nicht unbedingt Recht haben, aber hoffentlich können wir zusammen dann weiter reden.
      burakiye
      Avatar
      schrieb am 31.08.02 19:58:19
      Beitrag Nr. 12 ()
      Teil 1(3)
      Nur exemplarisch für so viele Dinge, die man sagen könnte, möchte ich am Beispiel Zins kurz darstellen, wie die Gewöhnung dafür sorgt, daß gefährliche, zerstörerische Ideen zur Selbstverständlichkeit werden, obwohl mit wenig Nachdenken herauszufinden ist, wie mörderisch das Akzeptierte doch ist, auch wenn es sich dabei lediglich um eine Idee handelt, um Geist, um Wahn.
      Einfache Gemüter plappern gern: Das Geld ist an allem schuld, Geld regiert die Welt usw. Aber Geld ist eben nur Mittel zum Zweck, für viele ist das Geld, bzw. seine Möglichkeiten, auch das Ziel, aber durch diese ausnutzbare Motivation werden diese nur steuerbar für jene, denen es nicht um das Geld selbst geht, weil sie alle geldmäßigen Möglichkeiten im Überfluss haben.
      Aber Geld selbst ist gut und genial. Man gab es der Menschheit zu ihrem Nutzen, nicht zu ihrem Schaden. Das Problem ist allein die Geldanhäufung, die es zum übergroßen Machtfaktor macht. Geld ist deshalb gut, weil es den Menschen unendlich viel Mühe in der arbeitsteiligen Gesellschaft abnimmt. Stellen Sie sich nur vor, ein Schäfer geht mit einem Schaf auf den Markt um dort Seife, Kartoffeln, Holz, Gewürze, Stoff und einige Kleinigkeiten zu besorgen. Ohne die Einigung auf die Idee Geld wäre das eine gewaltige, unter Umständen unlösbare Aufgabe. Eine Frau, die Socken herstellt, wäre womöglich länger mit der Suche nach Tauschpartnern beschäftigt, als sie es mit der Herstellung der Socken gewesen ist, die sie nun gegen andere Güter oder Dienstleistungen eintauschen möchte. Also reden Sie nicht dumm daher: "Das Geld ist an allem schuld", denn es ist an gar nichts schuld – es hat keinen Willen.
      Geld ist eine allgemeine Einigung darauf, dass es gültig ist. Nach dieser Einigung wird es zum Blut der Wirtschaft, was ein nicht hundertprozentig richtiges Gleichnis ist, aber in einigen wesentlichen Punkten ist dieser Vergleich doch treffend. Geld speichert sozusagen ein beliebiges Tauschpotential in sich. Sie geben etwas her und erhalten nichts Konkretes, sondern einen Ersatz, der Ihnen die Möglichkeit gibt, später etwas Konkretes dafür zu erhalten. Dann entladen Sie das Potential und jemand anders hat es nun. Im Grunde ist das Geld auch ein Spiegel des Waren- und Leistungsaustausches. Es sollte natürlich so sein, dass das Geld nur genau diese Funktion erfüllt und ganz und gar passiv den eigentlichen Wirtschaftsverkehr in Speicherung und Entladung abbildet, ihn aber niemals selbst irgendwie beeinflusst. Unter diesen Umständen wäre Geld eine sehr menschenfreundliche geistige Erfindung.
      Das Geld soll vor allem fließen und es heißt ganz richtig: Taler, Taler, du musst wandern. Die Wirtschaft sollte die Musik machen und das Geld sollte danach tanzen, so wäre alles in Ordnung, es gäbe Blüte ohne Ende und Wohlstand für alle und keinen Wachstumszwang.
      Die zerstörerische Idee ist allein der Zins. Schon das Ansinnen Geld gegen mehr Geld tauschen zu wollen ist etwas absurd, aber um diesen betrügerischen Aspekt will ich mich gar nicht kümmern, denn es geht mir um die zwingende und unabwendbare Katastrophe, die sich regelmäßig daraus ergeben muss. Eigentlich sollte, wie gesagt, das Geld frei fließen, sozusagen der Wirtschaft willig folgen. Der Zins bringt nun eine erhebliche Störung in das System, denn der Zins erst macht die Geldhortung attraktiv, die durch ihn erst in grenzenlos übermäßigem Umfang bewirkt wird. Geldberge wären viel weniger attraktiv, wenn man nicht noch mehr Geld damit verdienen könnte. Ein Großgeldbesitzer würde sich nämlich irgendwann fragen, was er mit dem ganzen Geld soll, und um sich damit mehr Geld zu erwirtschaften, müsste er damit etwas machen, z.B. eine Fabrik einrichten, d.h. er würde sein Geld wieder hergeben und das ist ja der Sinn des Geldes. So lähmt der Zins also zunächst den natürlichen Unternehmerdrang, während er eine völlig unproduktive Geldwirtschaft fördert.
      Durch den Zins wird die Geldhortung leider sinnvoll und deshalb auch durchgeführt. Theoretisch würde durch die zunehmende Hortung nun Geld im Wirtschaftskreislauf fehlen, das heißt, die Waren würden teurer werden, was sehr schlecht für den Geldhorter wäre, es brächte ihm Verlust wenn man wieder in Waren umrechnet. Oder man müsste ständig neues Geld einführen, um das durch Hortung fehlende "Blut" wieder zu ersetzen. Dann wird das Geld aber immer mehr.
      Doch beides ist ja nicht richtig betrachtet, denn in Wirklichkeit behält der Geldhorter sein Geld nicht tatsächlich, vielmehr will er ja Zinsen und behält sein Geld nur auf dem Papier, als Forderung. Über diesen `Trick` gibt also auch der Geldhorter sein Geld wieder weg - an einen Schuldner.
      So muss also, und das ist furchtbar wichtig für das Problemverständnis, jeder gehorteten Mark auch eine geschuldete Mark gegenüberstehen. Doppelte Buchführung. Eine gehortete Mark, die nicht von irgendwem geschuldet wird, kann logischerweise keine Zinsen bringen, denn dazu muss sie in Forderung und Schuld gespalten werden. So funktioniert der Kreislauf also eine Weile ganz hervorragend und fast so, wie er soll, durch die faktische Geldhergabe des Horters an den Schuldner, der ja meist nur Schulden macht, um das Geld sofort auszugeben, als Konsument oder als Investor. Die Taler wandern also zunächst ganz prima über diesen kleinen Umweg.
      Nun könnte man denken, das sich das ja ewig fortführen ließe, aber eben das ist nicht möglich. Die Geldhorter erhalten ständig mehr Geld durch ihre Zinsen. Es ist hier gleichgültig, ob es sich um zehn, tausend, oder hundert Millionen Geldhorter handelt, entscheidend ist, dass der Gesamthortungsbetrag ganz unpersönlich betrachtet immer riesiger wird.
      Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass das nichts ausmacht, die Geldhaber mögen soviel Geld haben, wie sie wollen, da kann sich ohne Ende immer mehr sammeln. Wenn man nur die Haberseite betrachten will, so ganz einseitig, dann ist das schon richtig, aber die natürliche Grenze liegt nun mal nicht auf der Haberseite, sondern auf der Schuldnerseite. Die Schulden können nicht unbegrenzt anwachsen (und in diesem Bereich liegt, nebenbei bemerkt, auch der Grund für den ebenfalls ungesunden Wachstumsdruck), denn irgendwann kann keinen Schuldnern mehr genügend Geld gegeben werden, ohne dass der Geldhaber befürchten müsste, dass er sein Geld verlieren könnte, da der Schuldner rückzahlungsunfähig zu werden droht. Und hier tritt nun, etwas verzögert, eben doch die Endkonsequenz des Hortungsproblems ein. Wenn die Schuldnerseite allmählich voll ist, wenn da nichts mehr rein geht, wenn auf dieser Seite eine Sättigung eingetreten ist, die auch durch Wirtschaftswachstum nicht mehr ausreichend erweitert werden kann, dann hapert es allmählich mit dem Rückfluss des Habergeldes in die Wirtschaft über die Schuldner, denen sozusagen die Luft ausgeht, es gehen langsam die Geldabnehmer aus. Dadurch entsteht ein Geldüberangebot und eine Niedrigzinsphase gemäß den Regeln von Angebot und Nachfrage.
      Jedoch kann der Zins nicht unbegrenzt sinken, da er mindestens ein wenig für den Geldhaber bringen muss und noch ein wenig mehr als Zinshandelsspanne der Banken oder anderer Zwischenhändler. An dieser Stelle ist anzumerken, dass durch den Zins ein enormer Geldhandel entsteht, in dessen Bereich etliche Leute zwar eine Menge tun, aber absolut Nichts und Nullkommagarnichts erwirtschaften, was andere daher für sie erledigen müssen. Aber auch dies ist nicht das Hauptproblem, die könnte man noch durchfüttern.
      Bei Erreichen der Schuldnersättigung ergibt sich also ein recht niedriger Zins an der tiefstmöglichen Marke, die nicht mehr unterschritten werden kann. Diese Sättigung kann als erreicht angesehen werden, wenn viele Staaten bis zum Hals voll mit Schulden sind, und die Unternehmen eine nur noch dünne Eigenkapitaldecke besitzen, und selbst die Privaten reichlich Schulden haben. Gerade diesen versucht man dann noch einige Waren auf Kredit aufzuschwatzen, gar nicht so sehr wegen der Waren, sondern vor allem, um ihnen Schulden aufzuladen, die die Großgeldhaber doch in ständig steigendem Umfang brauchen. In dieser Phase finden die Menschen dann auffällig viele günstige Kreditangebote in den Zeitungen und im Briefkasten, man versucht ihnen insbesondere Häuser, Wohnungen und Autos zu geben, wofür sie Schulden aufnehmen sollen. Und allmählich bestimmt nun die Geldseite den Ablauf der Wirtschaft, nicht umgekehrt. Die Wirtschaft wird zum reagierenden Teil, während die Geldseite, die ja eigentlich ganz passiv nachtanzen sollte ohne selbst Bedingungen zu stellen, die Musik spielt, nach der die Wirtschaft tanzen soll. Aber auch mit noch so vielen Konsumkrediten ist irgendwann das Ende der Schuldnerfahnenstange erreicht.
      Und nun geschieht etwas sehr Unerfreuliches: Das Geld verschwindet aus dem Wirtschaftskreislauf. Wenn es keine Schuldner mehr findet, dann geht es andere Wege. Mangels ausreichender Abnehmer als Kreditoren strömt das Habergeld in die Spekulation und schlägt dort mächtige Wellen. Die Aktienkurse explodieren. Noch vor wenigen Jahren stand der für maßgeblich gehaltene Dow-Jones-Index der amerikanischen Wallstreet bei 2.000 und nun bei 8.000 Punkten. Diese Wertvervierfachung ist aber mehr Schein als sein, sie ist reine Spekulation, die sich daraus ergibt, dass die Geldhaber ihr überschüssiges Geld, welches keine Kreditnehmer mehr findet, sich immer hin und her zuwerfen und dadurch steigende Kurse auslösen, wobei immer mehr Geld dorthin strömt. Sie müssen ja irgendwohin mit dem Überschussgeld, und so wird der Aktienmarkt in der Endphase für eine Weile zu einem Speicher. Das geschieht dann auch woanders, z.B. auf den Kunstmärkten. Betrachtet man die Wirtschaft als lebenden Körper und das Geld als dessen Blut, so fließt das Geld aus dem Körper heraus in eine Kiste, auf der Spekulation steht. Und da liegt das Blut dann so herum. Das dadurch im Kreislauf verminderte Geld sorgt für niedrige Inflationsraten, zunächst.
      Das weitere Geschehen ist abhängig vom Verhalten derer, die dieses tödliche Zinssystem genauso gut verstehen, wie ich und nun auch Sie, denn es ist einfach zu verstehen. Am Ende einer Zinsphase muss ein hohes Geldhaberkartell, das die ungünstigen Folgen genau kennt, zu seinem Vorteil eingreifen, um sicher in die nächste Phase zu gelangen, während dieses Kartell den notwendigerweise entstehenden Schaden auf andere abwälzt. Der genaue Ablauf der Endphase hängt daher davon ab, wann dieses Kartell die in der endgültigen Sackgasse angekommene Zinsphase abbläst. Es ist klar, dass auch dem Geldauffangen in der Spekulation Grenzen gesetzt sind. Man kann die Aktienkurse in gewisse, auch bereits vollkommen unrealistische Höhen schrauben, jedoch nicht ohne Ende. Wenn z.B. eine Aktie 100 DM realen Sachwert verkörpert und gegenwärtig pro Jahr 20 DM realen Ertrag bringt, dann kann man diese Aktie wohl von 300 DM auf vielleicht 1.300 DM hochschrauben, was bereits übertrieben wäre, aber es ist unmöglich, sie auch noch mit 3.000 DM oder 8.000 DM zu bewerten. Irgendwann ist auch an den Börsen und anderen Spekulationsschauplätzen Schluss. Das ist Gesetz.

      Teil 2(3)
      In gewisser Weise wird das überschüssige Geld, das ein Ziel sucht, nun zur Bestie, zur ernstlichen Gefahr des Wirtschaftssystems. Die Gefahr geht weniger von einem bösen Willen der Geldhaber aus, als von den logischen Gesetzen des Zinssystems, denen alle folgen. Sie können sich mal eben einen unpersönlichen Geldhaufen vorstellen, groß, wachsend, der nun zum unkontrollierbaren Orkan werden würde, wenn die Wissenden noch nicht eingreifen. Tun sie es nicht, so wird das Geld irgendwann, wenn die noch harmloseren Spekulationsmärkte ebenfalls dicht sind, auf gefährliche Spekulationsmärkte strömen, insbesondere auf den Rohstoffmarkt. Wenn dies geschieht, gibt es eine schreckliche Katastrophe, denn sämtliche Rohstoffpreise explodieren nun ebenso, wie vorher z.B. der Aktienmarkt. Alles wird nun rasant teurer, ob Öl, Gas, Kaffee, Gummi, Metalle, ganz egal. Das abnehmerlose Geld reißt die Rohstoffpreise ohne wirtschaftlichen Grund in die Höhe, und nun gibt es eine große Teuerung, eine Extreminflation, die großes Elend verursacht, Millionen Menschen müssen verarmen und sterben.
      Die Privaten, die zuvor Grund und Häuser auf Schulden erwarben, werden gezwungen sein, die Güter wieder herzugeben. Diese Superkatastrophe könnte das höchste Kartell jedoch verhindern, indem es bereits vorher tut, was es eh irgendwann tun muss. Ob also nun vor oder nach Eintritt einer Rohstoffspekulation (vermutlich danach, denn es lassen sich Vorteile daraus erzielen), eines Tages werden die Wissenden das bereits zerstörte System liquidieren. Die Spekulation baute Preise auf, die Luftschlösser sind und diese müssen eh irgendwann einstürzen. Es profitiert der, der den Zeitpunkt des Zusammenbruchs dadurch kennt, dass er ihn selbst bestimmt.
      Dass der `Schwarze Freitag`, der große Börsencrash der Wallstreet im Jahre 1929, der die Weltwirtschaftskrise auslöste (die man auch für Hitler benötigte), nicht `einfach so` entstand, sondern planmäßig herbeigeführt wurde, war längst klar, bevor es offiziell bekannt wurde. Andere, ähnliche `Schwarze Freitage` fanden bereits 1869, 1873 und 1927 statt. In letzter Zeit wird gern der Oktober verwendet, doch erlebten wir während der letzten Jahrzehnte nur kleinere Manöver. Die, die das meiste Geld konzentriert als Kartell einsetzen können, bestimmen nicht nur den Moment, sondern auch den Umfang einer Korrektur, von der sie allein stets profitieren, während andere, selbst ziemlich wohlhabende Nichteingeweihte, zahlen müssen.
      Ganz am Ende einer Phase findet jedoch nicht nur eine Korrektur statt, sondern eine totale Zerstörung, aus der heraus dann ein ganz neuer Zyklus geboren werden kann. Während alle Geldhaber, auch auf Schuldenfinanzierung, mit Begeisterung spekulieren und `leichtes Geld` in großen Mengen verdienen, bringt das Kartell allmählich größere Geldmengen in Anlagen, die den Zykluswechsel gut überstehen werden, weil sie einen sicheren Dauerwert haben. Es erwirbt insbesondere Grund und Gold und Edelsteine, bzw. tat dies schon die ganze Zeit, zum Finale hin aber noch verstärkt. Um beim Aktienmarkt als wesentlichem Ausschnitt zu bleiben: Das Kartell behielt etliche Aktien, die es nun massiv zum Verkauf stellt. Dadurch entsteht, für alle anderen ganz überraschend, ein Aktienüberangebot, das den Kursturz einleitet. Das Kartell hat ein Interesse daran, diesen so tief und vernichtend wie möglich kommen zu lassen, es schädigt sich nicht selbst, da es die jeweils höchstmöglichen Preise erzielt.
      Die Nichteingeweihten `lauern` nun auf einen günstigeren Neueinstiegspunkt, den das Kartell auch für kurze Zeit vortäuschen mag, indem es die Verkäufe reduziert, um eben Wiedereinsteiger anzulocken (und aufs Kreuz zu legen). Aber es drückt die Kurse weiter und irgendwann erreichen die Kurse einen kritischen Punkt, an dem nun viele, die ihre Aktienbestände z.B. zu 50% auf Schulden finanzierten (und rechnerisch durchaus reich waren), zum Verkaufen gezwungen sind, da ihr im Wert verringerter Aktienbesitz nun mit dem Schuldenstand identisch wurde. Sie müssen verkaufen und das Überangebot verstärkt sich, die Kurse fallen noch tiefer. Wenn wir uns einen ursprünglichen Wallstreet Höchst-DJ-Index von 8.000 vorstellen, so mag es sein, dass der Verfall bis zurück auf 2.000 geht, vielleicht noch weit darunter. Viele Anleger flohen derweil bereits in Gold, wo es nun einen rasanten Wertanstieg, wahrscheinlich eine enorme Wertvervielfachung gibt, wovon insbesondere das Kartell profitiert, das von Anfang an viel Gold besaß. Da Gold eigentlich die `Endzeitanlage` schlechthin ist, wird es den Massen als nicht attraktiv dargestellt, und es wird auch dafür sorgt, dass Gold tatsächlich nicht attraktiv ist, `normalerweise`, außer einmal - und dann hat kaum jemand Gold. Um den Goldpreis nicht zu früh signalisierend steigen zu lassen, kauft das entscheidende Kartell im Vorfeld das Gold am besten direkt z.B. von Zentralbanken.
      Irgendwann beschließt das Kartell, einen echten Boden auf dem Aktienmarkt zu bilden, es hat mehr als genügend Geld und Gold (letzteres mit nun vielfachem Wert), um den gewünschten Boden auch durchzusetzen. Es kauft die Aktien, hinter denen noch ein realer Wert steckt in großen Mengen auf. Nach Ablauf der Aktion hat das Kartell sein Gesamtvermögen auf einen Schlag gewaltig vermehrt, wenn man wieder in Sachwerten, auf die es letztlich ankommt, rechnet.
      Doch etliche Firmen und Private wurden wirtschaftlich vollkommen zerstört. Viele Unternehmen haben eine nur sehr dünne Eigenkapitaldecke, und da etlichen von ihnen Forderungsverluste entstanden, ev. auch Aktienkursverluste, gibt es eine riesige Pleitewelle und Massenarbeitslosigkeit natürlich auch. Die Pleitewelle durch Forderungsausfälle durchzuckt die Welt wie ein Blitz nach dem Dominoeffekt, eben noch rechnerisch gesunde Betriebe werden durch Forderungsausfälle überschuldet und können selbst ihre Forderungen nicht begleichen usw.
      Die ganze Aktion hätte aber keinen Sinn, wenn nicht auch die Währungen der Welt zu Fall kämen, was wichtig ist. Letzen Endes geht es nämlich sehr darum, dass die Schulden gestrichen werden, die ja das eigentliche Problem waren, was das Kartell sehr wohl weiß. Die Schulden müssen weg, damit ein neuer, dann wieder längere Zeit `normaler` Zyklus kommen kann. Wir haben schon manche Bankenpleite erlebt, und ab und zu hört man, dass das Sicherungssystem zwar eine ruinierte Bank abfangen kann, vielleicht auch noch zwei, aber einer Katastrophe kann es nicht standhalten. Die Banken sind in so einer Phase sogar extrem labil, da sie wenig `Konkretes` besitzen, das ihnen gebrachte Geld nur weiterverleihen, oder in Aktien und Anleihen stecken (überwiegend). So werden gerade die Banken durch Ausfälle ihrer Forderungen und durch den Wertverfall ihrer Aktien in den Untergangsstrudel gezogen. Die Bankenwelt ist so verflochten, dass der Dominoeffekt dort ganz besonders gut durchschlägt, und wenn das Sicherungsnetz der Banken nicht hält, dann wird das gesamte Bankensystem zusammenbrechen. Wie labil das Währungssystem ist, dürfte allein aus den erlebten Kleinkrisen des Europäischen Währungssystems bekannt sein, welches bereits kleinere, spürbare Beben erlebte. Ihr Geld ist buchstäblich nichts Wert, es hat nur seinen Papierwert als Sicherheit.
      Früher war das anders. Lange gab es Goldmünzen und zumindest den reinen Goldwert Ihrer Münzen konnte Ihnen keine Krise jemals nehmen. Doch dann ging man zum Geld ohne Realwert über, insbesondere zum Papiergeld. Alles geschah Schritt um Schritt, denn zunächst galt für das Papiergeld, welches die Notenbank druckte, der sog. Goldstandard. Dies bedeutete, dass der Wert des Papierumlaufgeldes zu xy Prozent mit Gold gegengesichert war, welches die jeweilige Staatsbank als Sicherheitsgarantie hielt. Diese war sogar verpflichtet, für einen Geldschein eine bestimmte Menge Gold herauszugeben, weshalb dies dann noch halbsicheres Geld war. Halb deshalb, weil die Deckungspflicht natürlich jederzeit widerrufen werden könnte, was z.B. zum I. WK in Deutschland auch geschah. Im Laufe dieses Jahrhunderts wurde nun aber jegliche Deckungsgarantie bei allen Währungen vollständig aufgegeben. Und das geschah ja sicher nicht ohne Grund, es war ausgesprochen unseriös.
      Das heutige Geld hat keinerlei sicheren Wert mehr. Die Notenbanken halten zwar Währungsreserven in Fremdwährungen und versuchen mit diesen die Wechselkurse stabil zu halten, manche haben auch etwas Gold, aber das alles nützt im Ernstfall gar nichts. Im Untergang der Firmen und Banken werden, wenn er gewaltig genug ist, auch ganze Staaten und Währungen fallen, was durch die Verflechtung ebenfalls zum Dominoeffekt führt. Und dieses Endziel, den Währungsverfall, muss das Kartell anstreben. Denn dadurch erst wird die notwendige Schuldenstreichung möglich, die ja nicht `einfach so`, wie ein Geschenk kommen kann. Es müssen auch dementsprechende Habenbeträge storniert werden, und diese sind z.B. die Werte der in Umlauf befindlichen Staatsanleihen, Bankguthaben und Guthaben bei Lebensversicherungen, aber auch die vielen Streichungen in der Geschäftswelt selbst. Den größten Beitrag zur allgemeinen Schuldenstornierung leistet aber die Masse der Menschen, ganz besonders der schuldenfreie Teil davon, der etwas `auf der Kante` hat, was entwertet werden kann. Mit diesen durch Währungsverfall stornierten Guthaben ist es dann möglich, auch die Schulden wegfallen zu lassen. Letztlich kommen also die, die etwas haben, einmal für die Schulden auf und außerdem für den Sondergewinn des Kartells.
      Zum Teil sind das Menschen, die einem leid tun können. Zum Teil sind es aber auch Menschen, die sich dümmlich über ihre vielleicht 4,8 % Zinsen freuten und über nichts glücklicher waren, als über ihre Guthaben. Es gibt Menschen, denen es absolut zuwider ist, ihr Geld auszugeben, und deren größtes Vergnügen darin besteht, in Zahlen zu sehen, in welchem Umfang sie es nicht ausgegeben haben. Da Geld aber nichts weiter ist, als die potentielle Möglichkeit, etwas zu tun oder zu kaufen, ist der krankhafte Drang, dieses Potential ungenutzt zu lassen, eine Dummheit, die den Endverlust oftmals nicht ungerecht erscheinen lassen wird. Selbst Schuld, oder? Wer sich immer am Nichtverwenden des Potentials erfreute, der muss sich auch nicht ärgern, wenn das Potentials plötzlich weg ist.
      Nach alledem kommen neue Währungen, vielleicht auch eine Welt- oder Großwährung(en). Wenige haben einen riesigen Wertebestand wissend hinübergerettet und können sofort über einen sehr großen Bestand des Nachkatastrophengeldes verfügen. Nun sind die Schulden weg, und die neuen (alten) Großgeldhaber wollen selbstverständlich schnell wieder einige Zinsen fließen sehen. Schulden würden die Entschuldeten aber nur allmählich wieder neu aufnehmen, während die Großgeldhaber ein natürliches Interesse daran haben, möglichst schnell eine umfangreiche Menge an neuen Schulden unterzubringen, sozusagen einen Sockelbetrag. Dies ist am leichtesten möglich, wenn während der Übergangsphase, oder kurz davor oder danach, durch Kriege möglichst viele Dinge kaputt gegangen sind, für die anschließend ein ganz akuter Wiederherstellungsbedarf und also auch Kreditbedarf besteht. Ideal sind zerstörte Häuser, Straßen, Schienen, Maschinen, Schiffe usw., eben alles mögliche, was man ziemlich unbedingt braucht.
      Mit einer ausreichenden Zerstörung solcher Dinge, lässt sich gewährleisten, dass dann sofort eine umfangreiche, nun wieder problemlos mögliche Schuldensockelabnahme erfolgt, weshalb Kriege durchaus einen zinswirtschaftlichen Sinn haben. Nach Erledigung all dieser Dinge beginnt dann eine schöne Zeit des Aufbaus, Aufschwungs und der Vollbeschäftigung. Bis zur nächsten Schuldnerüberlastung.
      Es ist insbesondere das Grenzproblem auf der Schuldnerseite, das für die Zwangsläufigkeit sorgt, die ich eben geschildert habe. Diese Entwicklung muss gesetzmäßig eintreten, sie ist durch die Idee des Zinses in unser Wirtschaftssystem fest eingebaut und keine `einfach so` auftretende Erscheinung. Das Ganze endet also mit vollkommener Sicherheit immer wieder irgendwann in Zerstörung, Tod und Betrug, wobei der Betrug jene trifft, die stets ganz stolz auf ihre mickrigen Zinsen sind, welche ihnen, wenn sie mit in eine Umbruchphase gehen, samt Sparbetrag wieder genommen werden. Aber das ist noch das geringste Übel. Das Schlimmste ist das unnötige Sterben und Elend der Menschen und Kinder, an dem sich die kleinen Zinsfans nicht ganz schuldlos fühlen dürfen, denn Zins ist Mord, unabwendbar Mord. Da die Zinsidee aber nun am Ende Betrug sein muss, ist sie es auch die ganze Zeit über.

      Teil 3(3)
      Was würde nun geschehen, wenn jetzt, sofort, weltweit der Zins abgeschafft würde? Folgendes würde geschehen: Die Geldhaber würden denken: Hoppla, mein Geld arbeitet ja nicht mehr. Und das wäre gut so, denn entgegen dem entsprechenden Volksglauben ist noch nie und nirgends Geld tatsächlich bei der Arbeit gesehen worden, es arbeiten immer nur Menschen und auch die Maschinen. Ohne Zins ab morgen würden sich übermorgen sämtliche Großgeldhaber überlegen, wie sie denn mit ihrem Geld nun stattdessen Erträge erzielen können. Und viele würden beginnen, etwas herzustellen, eine Fabrik bauen, nützliche und weniger nützliche Dinge produzieren. Andere Großgeldhaber würden auch einfach mehr konsumieren. Das Geld täte ziemlich rasch wieder das, was es tun sollte, es würde fließen, fließen, fließen. Und all die Geldhändler müssten auch selbst etwas Produktives machen. Es gäbe wieder Vollbeschäftigung und Blüte ohne Ende.
      Um den Flussdrang noch weiter zu verstärken, dachten sich besonders pfiffige Leute als Idee das `Schwundgeld` aus, welches bei Lagerung allmählich weniger wird. Als Idee nicht übel, doch fehlt es an der konkreten Vorstellung, wie denn dieses Schwundgeld beschaffen sein sollte. Es ist auch gar nicht nötig, denn ein gewisser Schwundeffekt ergibt sich schon so. Zwar gäbe es keine Inflation mehr, aber wer viel Geld auf der Bank lagert, zahlt eine Gebühr dafür, die einen gewissen Schwund bewirkt. Nicht zufällig kam es zu einer großen Wirtschaftsblüte, als im Jahre 1142 der Erzbischof Wichmann eine jährliche Abgabe i.H.v. 20% auf die Münzen (Münzsteuer) erhob. In so einer Situation will natürlich jeder sein Geld schnell wieder los werden, und stattdessen Waren und Güter haben, was zu einem gigantischen Boom führt. Durch den allgemeinen Aufschwung wird die Abgabe ganz leicht verkraftbar. Laut Herbert Runge in »Bibel, Bebel, Babel«, S.13, berichteten die Chroniken aus jener Zeit, dass "kaum ein Unterschied zwischen den Schlössern der Adligen und den Wohnungen der Bauern festzustellen war." Und so etwas ist kein `Wunder`, sondern ganz einfach logisch.
      Es wäre zum Nutzen aller, auch der Reichen selbst, denen nichts genommen oder geneidet werden müsste. Reich und Arm würden sich in allgemeinem Wohlstand angleichen. Es wäre insbesondere auch der innere Friede der zinslosen Wohlstandsgesellschaft, der den Reichen mit Sicherheit gefallen würde, denn sie blieben ja reich, ohne Gefahr laufen zu müssen, von einer verarmten, um ihr Überleben kämpfenden Menge eines Tages aus Neid oder Hunger gelyncht zu werden, oder von kaum vermeidbarer Kriminalität bedroht zu werden. Das sind alles nur logische Folgeerscheinungen. Sie bekommen vielleicht Zinsen, aber Sie bekommen auch eine immer gewaltvollere Umwelt, die nicht nur Ihren Besitz, sondern auch Ihr Leben bedroht. Lohnt sich das?
      Gegenargumente gibt es nicht. Projekte mit hohem Geldbedarf, die die Möglichkeiten des Einzelnen übersteigen, müssten durch Geldhaberzusammenschlüsse bewirkt werden, statt durch Schulden. Das wäre problemlos möglich und die Organisation solcher Zusammenschlüsse wäre eine Ersatzaufgabe für die Banken (nebst Geldlagerung). Die Idee der Aktiengesellschaft ist das Muster dafür. In einer finanzpolitisch klugen Idealgesellschaft gäbe es allerdings keine wild spekulierenden Börsen wie bisher, denn die Aktienkurse würden von Fachleuten ihrem Realwert entsprechend von Zeit zu Zeit festgesetzt werden.
      Und wenn jemand unbedingt Geld braucht und keines hat? Kein Problem. Dann hilft ihm die Gesellschaft (Staat) mit Schenkung oder zinsloser Leihe. Das ist ja heute auch nicht anders. Der Bedarf wäre aber gering und die Hilfe wäre für den Staat kein Problem, denn seine Kassen wären in der zinsfreien Boomgesellschaft stets voll. Schulden müssten nicht grundsätzlich abgeschafft werden, teure Dinge mögen auf Raten ohne Zinsen verkauft werden. Ohne Zins wird kein Mensch und kein Staat mehr durch eine Zinsschuldspirale zerstört.
      Sie sehen, dass die Lösungen ganz einfach sind. Der Ausstieg aus dem Menschheitsübel Zins ist bekanntlich ein real-christliches Anliegen, von dem die Kirchen nichts mehr wissen wollen. Auch die `Völkischen` vertraten recht vehement dieses Wissen, und das ergibt einen weiteren Grund für deren Ausschaltung durch Hitler. Das Thema war so stark in der Diskussion, dass die Hitler-NSDAP sogar genötigt war, die Idee in ihr Parteiprogramm aufzunehmen, was natürlich nur Bauernfang war. Sie machte nie ernst damit, verstand sich bestens mit den Banken und wurde ja von der mächtigsten Finanzgruppe der Welt emporgekauft. Diese Gruppe hatte natürlich kein Interesse an solchen Ideen.
      In viel früherer Zeit, bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts, machten schon mal die sagenumwobenen und wirklich bemerkenswerten Tempelritter einen Vorstoß gegen den Zins. Neben allerlei Finanzerfindungen (Wechsel, Scheck) kamen sie auf die Idee, Kredite zinslos zu vergeben. Vielleicht auch nicht ganz an jeden, aber mit überwältigendem Erfolg. Das ist wiederum logisch. Die Templer gaben das Geld und sagten: Wenn Du Erfolg hast, dann zahle es uns zurück und gib dem Tempel bitte eine Spende dazu. Bei Misserfolg einer Geschäftsgründung aber durfte der Kredit als Geschenk des Tempels angesehen werden. Dem Normalbürger klingt das wie ein antiegoistisches Märchen aus 1001 Nacht, aber die Idee ist genial und wirtschaftlich sinnvoll. Sie müssen bedenken, dass die Menschen in jener Zeit sehr religiös und anständig waren, und wenn sie nun mit dem Geld des Tempels geschäftlichen Erfolg hatten, vom Nichts zum wohlhabenden Kaufmann wurden, ja was denken Sie, was die Erfolgreichen dann aus religiöser Ehrfurcht und aus echter Dankbarkeit taten? Die spendeten ihr ganzes Leben lang und gaben dem Tempel vielfach mehr, als es bei einem festen Zins der Fall gewesen wäre. So schlimm wie heute, waren die Menschen ja noch nicht. Und durch solche Übererträge konnte der Tempel wiederum leicht Verluste verkraften, weshalb erfolglose Schuldner freie Menschen bleiben konnten.
      Nun stellen Sie sich dieses Verleihsystem in Konkurrenz zum Zinsleihsystem vor. Was denken Sie, wo die Menschen lieber hingingen? Natürlich zum Tempel. Den Zinsverleihern drohte der Ruin, während der Tempel reich, einflussstark, mächtig wurde. Und da war noch viel mehr. Gegen die Araber im eroberten Spanien gingen die Templer nicht etwa brutal vor, sondern waren gut zu ihnen. Das brachte ihnen nur Vorteile und das Phantastische an den Templern war, dass sie bewiesen, wie der Vorteil des Anderen sich auch als eigener Erfolg niederschlägt. Sie wurden ein Staat in den Staaten, eine Supermacht, und sie waren im Begriff ein echtchristliches Europa aufzubauen, das diesen schrecklichen Weg nicht gegangen wäre. Andere Kräfte überredeten Papst Klemens V. dazu, gegen die Tempelritter wegen Ketzerei vorzugehen. Er wollte nicht, doch beugte er sich dem Druck. 1312 wurden sie verboten und dann vernichtet, massengemordet. Vieles, was heute noch über die Tempelritter gesagt wird, ist nichts als Hetze der damaligen Zeit. Doch eine solche Kraft stirbt nicht und lebt noch immer. Dass sie aber noch in Verbindung mit Gruppen steht, die sich heute dem Namen nach templerisch nennen, das bezweifle ich. Es ist mir eine besondere Freude, dass ich in Berlin-Tempelhof wohne, denn Tempelhof wurde von ihnen gegründet, wie auch Mariendorf und Marienfelde.
      In der heutigen Zeit ist es interessant, dass nunmehr islamische Banken immerhin an die Stelle des Zinses die Profitbeteiligung am Erfolg des Kredites setzen. Hut ab. Die Antwort könnte aber erneut Krieg und Gewalt sein. Und wenn Sie sehr an Ihren vielleicht 4,5 Prozent hängen (Ihr Anteil an Mord und Sklaverei), dann machen Sie mal eine grobe Gegenrechnung über die Zinsen die Sie zahlen, das tun Sie nämlich an allen Ecken und Enden. Die gesamte deutsche Staatsverschuldung galoppiert nun jenseits von 2 Billionen DM. Bei durchschnittlich 7 Prozent ergibt das mit nur 2 Billionen DM jährliche Zinsen i.H.v. 140 Milliarden DM. Bei 80 Millionen Bürgern mit Mann und Maus sind das 1.750 DM Zinsen pro Nase. Pro Haushalt oder pro arbeitendem Bürger natürlich wesentlich mehr.
      Die Staatszinsen sind jedoch der allergeringste Zinsbetrag, für den Sie aufkommen. Fast alle Unternehmen haben eine sehr geringe Eigenkapitaldecke, also hohe Fremdkapitalanteile (Schulden), und Grundstücke sind meist mit hohen Schulden belastet. Die Unternehmen und Vermieter müssen ihre eigene Schuldzinsverpflichtung über die Preise und Mieten bei Ihnen eintreiben, weshalb Sie auch dort ständig Zinsen zahlen, die das Unternehmen oder der Vermieter an Großgeldbesitzer weiterleitet. Diese Zinsen stecken in den Preisen. So sind Sie selbst bei privater Schuldenfreiheit in hohem Maße Zinszahler, Sie erwirtschaften jährlich viele Tausend DM nur für Zwecke der Zinsbedienung, die Sie über Steuern und Preise bezahlen müssen und es gibt Preise, die zu 80% aus reinen Zinsen bestehen. Wenn Sie zusätzlich privat verschuldet sind, kommt der Ihnen genau bekannte persönliche Zinspflichtbetrag noch als dritter Bereich hinzu. Auf der anderen Seite stehen vor allem wenige Großgeldbesitzer, die ohne jeden Handschlag unermessliche Zinseinnahmen haben und gigantisches `politisches Gewicht`, und die über die Massenmedien Ihr Wissen und Denken mitbestimmen. Damit Ihnen das Ganze auch gefällt, bekommen Sie Ihre 4,5 Prozent wie einen Hundekuchen hingeworfen, über den Sie sich freuen sollen. Einiges davon nimmt die Inflationsrate, wenn Sie etwas höhere Zinseinnahmen haben, nimmt die Steuer Ihnen noch mehr. Vor Einführung der erhöhten Freibeträge in Deutschland nahm Ihnen die Steuer von `Ihren` Zinsen wohl ca. ein Drittel und die Inflation ein weiteres Drittel, manchmal auch mehr, bei hoher Inflation konnte es sein, dass Ihnen tatsächlich nichts übrig blieb.
      Es dürften wohl weit über 90 Prozent aller Bundesbürger beim Zinsgeschäft einen starken Verlust machen, der schlimmste Verlust ist aber die Instabilität, die Wirtschaftszerstörung, die mit ganzer Sicherheit gesellschaftliche Bedingungen herbeiführt, in denen die, die am Ende sind, die Nochmittelständler sogar töten können, nicht mal wegen `revolutionärer` Tendenzen, sondern allein durch die sich ergebende blühende Kriminalität und die Begünstigung mafiöser Strukturen, was wiederum auch Kosten verursacht, die zum Strom der Zinsfolgekosten gehören. Eine Gesellschaft, die am Ende einer Zinsphase die Homogenität verliert, kann nur noch eine Weile mit Terror und Gewalt überleben, bevor sie schließlich ganz zusammenbricht, und irgendwann werden Sie vielleicht doch sagen, dass Ihnen ein glückliches und harmonisches Leben lieber gewesen wäre, als wenige Prozente auf dem Konto. Das gilt letztlich auch für Reichere, denn Frieden und Glück nützen allen.
      Der wirklich interessante Herr Herbert Runge präsentierte noch eine Rechnung, die ich nicht überprüft habe, die aber sicher nicht vollkommen falsch ist. Hätte demnach Maria im Jahre 0 einen Pfennig zu einer Bank gebracht, der mit 4% verzinst worden wäre, so wäre das Konto im Jahre 1969 bei einem Goldpreis von 4800.- DM pro Kilo (heute mehr) auf 300 Goldkugeln vom Volumen unseres Planeten Erde angewachsen. (Anm.d.Verf.: 34,56*1030DM) Das geht aber nicht, mögen Sie sagen. Eben!
      Die wirtschaftlichen Probleme und deren soziale Folgeprobleme sind also so kinderleicht lösbar, wie z.B. das Drogenproblem. Gerade weil die Lösungen so simpel sind, wird offensichtlich, dass bewusster böser Wille hinter der bewusst katastrophal gehaltenen Entwicklung steckt. Damit die Menschen das nicht bemerken, wurde der Glaube an den `Lauf der Dinge` geschaffen und die Gewöhnung an den Wahn, der den Menschen als normal erscheinen soll. Diese Normalität ist aber insgesamt tödlich für alle Teilnehmer an dieser Norm. Und diese Teilnahme ist: Schuld!

      (aus "WAL3" von Norbert Marzahn)
      Avatar
      schrieb am 01.09.02 10:20:15
      Beitrag Nr. 13 ()
      Zum Thema Crash:

      Der Dow brauchte ab 1930 25 Jahre, um wieder auf plus/minus Null zu kommen! In der gleichen Zeiten hätte sich eine Anlage im Pioneer Fund verachtzehnfacht!!!

      In der Zeit von 1970 bis 1980 gleiches Szenario! Pioneer Fund: vervierfacht!

      Charts folgen, wenn gewünscht, muss aber gleich noch arbeiten! ;)

      Hans
      Avatar
      schrieb am 02.09.02 13:35:34
      Beitrag Nr. 14 ()
      Charts sind gewünscht...

      ...dann muss ich nicht soviel Text lesen!

      The real One
      Avatar
      schrieb am 02.09.02 14:33:28
      Beitrag Nr. 15 ()
      Wichtiges kurzgefaßt
      Die Baseler BIZ warnt vor den Gefahren der Wertpapierblase. In ihrem jüngsten Arbeitspapier Nr.111 Wertpapierpreise, Finanz- und Währungsstabilität: Sondierung des Zusammenhangs fordert die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) die Notenbanken auf, ihre Geldpolitik zu überdenken. Die "Zentralbank der Zentralbanken" betont, daß die Bekämpfung der Wertpapierblase mindestens ebenso wichtig ist wie die Bekämpfung der Inflation. Dies ist implizit ein Angriff gegen Notenbankchefs wie Alan Greenspan in den USA, die die Entstehung der gigantischen Wertpapierblase nicht verhinderten und sogar förderten.
      In eher akademischen Formulierungen behandelt die BIZ Finanzblasen der letzten hundert Jahre und schreibt, im Gegensatz zu dem liberalen Dogma, wonach man Blasen niemals erkennen könne, bevor sie platzen, gebe es sehr wohl deutliche Anzeichen für entstehende Blasen, wie etwa "anhaltend rascher Kreditausweitung verbunden mit starkem Anstieg der Wertpapierpreise". Die Zentralbankiers könnten langandauernde Probleme schaffen, wenn sie nicht handeln, sobald solche Anzeichen auftreten. Wenn man dann nur Zinsen senke und Liquidität bereitstelle, könne "die Saat der Instabilität" über die ganze Volkswirtschaft verstreut werden. Nur unter dem Bretton-Woods-System gab es zumindest zeitweise "Finanz- und Geldstabilität". Dies war nicht nur den festen Wechselkursen an sich zu verdanken, sondern mehr noch dem damit verbundenen "komplexen Netz von Regulierungen" und "finanzieller Repression", besonders bei Devisengeschäften. Mit der finanziellen Deregulierung und Liberalisierung nach dem Ende des Bretton-Woods-Systems "ist finanzielle Instabilität wieder als größere politische Sorge aufgetaucht".

      Investoren aus Saudi-Arabien haben bereits 100-200 Mrd. Dollar aus den USA abgezogen. Youssef Ibrahim vom New Yorker Council on Foreign Relations erklärte, mindestens 200 Mrd. Dollar saudischer Gelder seien in den letzten Wochen bereits abgeflossen, nachdem "aggressive Kommentatoren das Einfrieren saudischer Guthaben gefordert hatten". Dieser Trend habe sich noch verstärkt, als letzte Woche die Sammelklage von Opfern des 11.September gegen mehrere saudische Institutionen eingereicht wurde. Die Londoner Financial Times zitierte am 21.August einen Finanzberater aus Riad, man habe in Saudi-Arabien "kein Vertrauen mehr in die amerikanische Wirtschaft oder die amerikanische Außenpolitik. Und wenn die Klage vom Gericht nicht abgewiesen wird, wird kein saudisches Geld mehr in den USA bleiben." Nach Angaben der Saudi American Bank haben Anleger aus den ölproduzierenden Golfstaaten etwa 1,2 Bio. Dollar im Ausland angelegt.

      Schimon Peres spricht Einsatz von Atombomben an. Während die israelischen Medien über mögliche Angriffe mit Biowaffen, "schmutzigen Atombomben" und anderen Massenvernichtungswaffen spekulieren, hat Ministerpräsident Ariel Scharon nach Presseberichten die amerikanische Regierung aufgefordert, einen Angriff auf den Irak "nicht aufzuschieben". Scharons Außenminister Schimon Peres erklärte in einem Interview mit CNN über einen Irak-Krieg: "Das Problem heute ist nicht ob, sondern wann." Ein Angriff sei "ziemlich gefährlich... aber eine Verschiebung wäre noch gefährlicher", weil der Irak dann "mehr Waffen" habe. Auf die Frage, wie Israel auf einen Angriff mit Massenvernichtungswaffen reagieren würde, antwortete Peres in Anspielung auf Israels Kernwaffenarsenal: "Ich will mich da nicht festlegen. Ich kann Ihnen keine Antwort geben. Israel wäre sehr vorsichtig und zurückhaltend damit, über die konventionelle Kriegsführung hinauszugehen."

      Den staatlichen Krankenhäusern in Israel werden Ende August die Medikamente ausgehen, wenn sie keine weiteren Gelder von der Regierung erhalten, meldete die Zeitung Ha`aretz. In einigen Kliniken seien bereits verschiedene wichtige Medikamente nicht mehr verfügbar, und in anderen Krankenhäusern müssen nichtakute Operationen verschoben werden. Ohne Barzahlung liefern Blutbanken auch keine Blutkonserven mehr an verschiedene Kliniken. Hauptursache für die prekäre Finanzlage ist die Zahlungsunfähigkeit vieler Leistungsträger und Krankenkassen, die mit ihren Zahlungen an die Krankenhäuser nicht mehr nachkommen. Premier Scharon weigerte sich, auf der Kabinettssitzung vom 18.August über diese Frage zu sprechen und erklärte seinem Gesundheitsminister barsch: "Hier ist meine Telefonnummer. Rufen Sie mich an, wenn Sie Probleme mit Spritzen oder Alkoholtupfern haben!"

      Die amerikanische Regierung will daran festhalten, Personen, die sie als "Feindkombattanten" bezeichnet, unbegrenzt in Militärhaft zu halten. Das Magazin Newsweek berichtete, die Regierung prüfe auf Anraten des stellv. Justizministers Ted Olson außerdem, die Definition des "Feindkombattanten" noch auszuweiten, um verdächtige Terroristen dingfest machen und auf ewig in Militärgefängnissen "wegschließen" zu können. Ein hochrangig besetzter Ausschuß soll diese neue Definition festlegen. Das Wall Street Journal meldete inzwischen, das Marinegefängnis in Goose Creek (South Carolina) verfüge über einen Seitenflügel, in dem 20 solcher Häftlinge untergebracht werden könnten. Diese Pläne erinnern fatal an die berüchtigten Internierungslager für Japan-Amerikaner während des Zweiten Weltkriegs oder an jene Lager, die von Ende der 40er Jahre bis in die 70er Jahre für die Inhaftierung von Personen bereitgehalten wurden, die ein "Risiko für die nationale Sicherheit" darstellten.

      Das Wall Street Journal hat die Wiederzulassung von DDT gefordert. In einem Kommentar von Henry Miller im WSJ vom 19.August mit dem Titel "Eine unbesiegbare Seuche" wird die US-Umweltbehörde EPA angegriffen, die DDT vor mehreren Jahrzehnten verboten hat. DDT sei ein "kostengünstiges und verblüffend wirksames Insektenbekämpfungsmittel" und habe in Afrika, Asien und Südamerika durch die Vernichtung von krankheitsübertragenden Insekten bis zu 100 Millionen Menschen das Leben gerettet, schreibt Miller. Heute könne man damit in den USA die Moskitos bekämpfen, die das West-Nil-Fieber verbreiten.

      burakiye
      Avatar
      schrieb am 03.09.02 12:30:31
      Beitrag Nr. 16 ()
      Wie gewünscht die Charts:

      1. 1929 - 1955

      Der Dow brauchte ca. 25 Jahre, um wieder auf plus/minus 0 zu kommen:

      http://www.fokweb2.de/dow1929-1955.jpg

      Der Pioneer Fund hat sich im gleichen Zeitraum fast verdreizigfacht (!!!!):

      http://www.fokweb2.de/dowpio1929.jpg

      Verzinsung Pioneer in dem Zeitraum übrigens ca. 14% p.a.

      2. 70er Jahre

      Der Dow brauchte ca. 16 Jahre, um wieder auf plus/minus 0 zu kommen:

      http://www.fokweb2.de/dow70.jpg

      Im Verglech dazu Pioneer Fund und Templeton Growth Fund:

      http://www.fokweb2.de/dowfonds1970.jpg

      Rendite Templeton: ca. 16% p.a.
      Rendite Pioneer: ca. 9% p.a.

      So long!

      Hans
      Avatar
      schrieb am 04.09.02 13:45:11
      Beitrag Nr. 17 ()
      Aktuell



      Die zehn größten Crashs
      [ 04.09.02, 11:11 ]
      Von Joachim Dreykluft , Willi Weber




      Der Tulpencrash






      Tulpen und Amsterdam, das gehört zuammen wie Käse und Gouda.


      Seit 1593 importierten die Holländer aus Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, Tulpenzwiebeln nach Amsterdam. Sie wurden schnell beliebt, waren aber knapp, und so stieg der Preis.

      Bis zur Tulpenmanie vergingen aber noch etliche Jahre bis 1634. Auf dem Höhepunkt kostete eine Zwiebel der Sorte Semper Augustus 10.000 Gulden - den Preis eines Hauses. Ein Brauereibesitzer soll sogar für drei Tulpenzwiebeln seine Brauerei eingetauscht haben.

      1637 platzte die Blase, viele der Spekulanten blieben auf einem riesigen "Tulpenvermögen" sitzen und gingen Pleite.



      Die Südsee-Blase





      Die "Südsee-Gesellschaft" machte gar keine Geschäfte in der Südsee.


      1711 gründeten Kaufleute in England die "Südsee-Gesellschaft" mit dem Versprechen, englische Waren gegen Gold und Silber in Lateinamerika zu handeln. Jahrelang dümpelte die Aktie an der Börse, Geschäfte machte das Unternehmen kaum.

      Im Januar 1720 gelang es der Gesellschaft, dem Unterhaus die Übernahme der englischen Staatsschulden vorzuschlagen. Das Gesetz wurde im April verabschiedet. Kaufpanik griff um sich. Die Aktie stieg von 150 Punkten im Januar auf 1050 im Juli.

      Anfang August wurde öffentlich bekannt, dass die Gründer zum Höhepunkt ihre Aktien verkauft hatten. Die Papiere fielen bis Jahresende wieder auf 150. Erst 1855 wurde die Firma aufgelöst, hatte aber bis dahin nie nennenswerte Geschäfte gemacht.

      Berühmtestes Opfer dieses Crashs war übrigens der Physiker Isaac Newton, von dem der Ausspruch stammt: "Ich kann zwar die Bahn der Gestirne auf Zentimeter und Sekunden berechnen, aber nicht, wohin eine verrückte Menge einen Börsenkurs treibt."



      Der Schwarze Freitag





      Panik an der Wall Street.


      Zunehmender Optimismus über die wirtschaftliche Lage ließen seit 1921 immer mehr Amerikaner zu Aktionären werden. Investmentgesellschaften schossen wie Pilze aus dem Boden, die Kurse kannten nur eine Richtung: nach oben. Das brachte viele dazu, sich Aktien auf Pump zu kaufen, denn die Zinsen waren im Vergleich zu den Kursgewinnen geradezu lächerlich.

      Als der Statistiker Roger Ward Babson im September 1929 vor einem Crash warnte, machte er sich zunächst zum Gespött der Finanzwelt. Am Donnerstag, den 24. Oktober, bricht an der Wall Street jedoch plötzlich Panik aus, der Dow Jones fällt an einem Tag um damals unvorstellbare elf Prozent. Am "Schwarzen Freitag", den 25. Oktober, erklärt Präsident Hoover: "Die primäre Wirtschaft des Landes befindet sich in einer gesunden und florierenden Verfassung."

      In den folgenden drei Jahren stürzt die Weltwirtschaft in eine Depression, der Dow Jones fällt um 85 Prozent und erreicht erst in den 50er-Jahren wieder das Niveau des Spätsommers 1929.



      Die Ölkrise





      1973 drehten arabische Staaten den Ölhahn zu.


      Sonntagsfahrverbot, leere Autobahnen, und wenn man fahren durfte, dann nicht schneller als 100 Stundenkilometer. Das waren die sichtbarsten Auswirkungen der plötzlichen Ölknappheit, der ein Krieg im Nahen Osten vorausgegangen war.

      Am 6. Oktober 1973, dem israelischen Feiertag Yom Kippur, griffen Ägypten und Syrien gemeinsam den verhassten Nachbarn an. Doch die Offensive scheiterte. Als Reaktion beschloss die OPEC, die Ölförderung einzuschränken.

      Die westlichen Länder gerieten daraufhin in die schwerste Wirtschaftskrise seit den 30er-Jahren: Die Wirtschaft stagnierte, während die Inflation wegen des steigenden Ölpreises weiter kletterte.

      Der DAX (zurückgerechnet aus dem Index der Börsenzeitung) fiel von Januar 1972 bis September 1974 um 40 Prozent, um dann in eine langjährige Seitwärtsbewegung überzugehen.



      Der Schwarze Montag





      Entsetzte Händler auf dem New Yorker Parkett.


      Am 19. Oktober 1987 stürzte der wichtigste Aktienindex der Welt, der Dow-Jones-Index innerhalb weniger Stunden um 508 Punkte oder 22,6 Prozent von 2247 auf 1739 Punkte ab. Dies war der bis dahin stärkste Einbruch in der Geschichte der Wall Street und stellte sogar den Schwarzen Freitag von 1929 in den Schatten.

      Im Gegensatz zum damaligen Börsencrash konnte jedoch eine expansive Geldpolitik der US-Notenbank Fed eine wirtschaftliche Rezession verhindern. Ausgelöst wurde die Krise durch Sorgen über das amerikanische Haushaltsdefizit, wobei automatisch ausgeführte elektronische Verkauforder den Kurssturz dramatisch verstärkten.

      Der Crash an der Wall Street führte auch in Deutschland zu dramatischen Szenen: Der erst zum Jahresanfang eingeführte DAX brach von mehr als 1500 Punkten Anfang Oktober bis auf 945 Zähler (Stand am 10. November) ein. Der 19. Oktober 1987 ging als "Black Monday", also als "Schwarzer Montag", in die Geschichte ein.



      Die Kuweit-Krise





      Der Irak setzte brennende Ölquellen als Waffe ein.


      Als Saddam Hussein am 17. Juli 1990 irakische Truppen in Richtung Kuweit schickte, störte das an der Börse kaum jemanden. Der Dow Jones erreicht mit knapp 3000 Punkten ein neues Jahreshoch, der DAX am Tag darauf mit 1966 Zählern sogar ein neues Allzeithoch.

      Auch an den folgenden Tagen ist die Reaktion auf dem Parkett verhalten. Es kommt zu vereinzelten Gewinnmitnahmen, aber keinem Crash. Denn noch überwiegt die Hoffnung, dass sich der Konflikt zwischen dem ehemaligen US-Verbündeten Irak und dem jetzigen US-Verbündeten Kuweit diplomatisch lösen lässt.

      Als Hussein jedoch am 2. August seinen Truppen befiehlt, die Grenze zu überschreiten, schießt der Ölpreis sofort in die Höhe, Dow und DAX fallen in den Keller.

      Es folgen Monate des Krieges, in denen die USA und ihre Verbündeten in der Operation "Wüstensturm" ab dem 16. Januar 1991 irakische Truppen wieder auf das eigene Territorium zurückdrängen.

      Bis hierhin hatte der DAX 30 Prozent verloren. Doch plötzlich war die Angst auf dem Parkett wie weggefegt. Bis zum Sommer 1991 machte das deutsche Börsenbarometer wieder 25 Prozent gut.



      Die Asien-Krise





      Erst crashten die Währungen, dann die Kurse.


      Die Börsenkrise in der zweiten Hälfte des Jahres 1997 begann als Währungskrise in den Tigerstaaten Südostasiens. Thailand, Malaysia, Singapur, Indonesien, Hongkong und Südkorea hatten ihre Währung fest an den Dollar gebunden.

      Das war kein Problem, solange die Wirtschaft boomte. Aber seit Anfang 1997 gelangten die internationalen Banken und die Währungshändler immer stärker zu der Überzeugung, dass die asiatischen Währungen überbewertet seien.

      Nun schlug die Stunde der Spekulanten. Sie setzten durch Termingeschäfte die Tigerwährungen unter Druck. Bald zeichnete sich ab, dass die Regierungen der betroffenen Länder die Dollarbindung nicht mehr lange aufrecht erhalten können.

      Als erstes Land gab sich Anfang Juli 1997 Thailand geschlagen. Knapp zwei Wochen später folgte Malaysia und nach einem Monat Indonesien.

      Der Fall der Wechselkurse führte zu einem massiven Kapitalabzug der internationalen Investoren und zog Banken und Unternehmen in Südostasien in eine tiefe Krise.

      Auf Grund der regionalen Verflechtungen wurde Japan mit in die Misere gezogen, was schließlich auch zu Kursstürzen in Westeuropa und den USA führte. Im Höhepunkt der Krise im Oktober 1997 sackte der DAX innerhalb weniger Handelstage von 4326 auf 3645 Punkte ab.



      Die Russland-Krise





      Der Kreml in Moskau.


      Im August 1998 - also nur knapp ein Jahr nach der Asien-Krise - war Russland Auslöser einer Börsenbaisse. Die Ursachen ähnelten denen in Asien.

      Russland hatte seit 1995 eine Reform zur Stabilisierung der Volkswirtschaft durchgeführt. Zentraler Punkt war dabei, Vertrauen in die russische Währung zu schaffen. Der Rubel wurde an den US-Dollar gebunden, wobei ein Korridor nur geringe Abwertungen erlaubte.

      Die Reformen hatten zunächst Erfolg: Internationale Investoren strömten ins Land. Auf Grund dieser Kapitalzuflüsse kam es zu einer Investitionsblase: Der Index des russischen Aktienmarktes stieg 1996 um 142 Prozent.

      Die Wende kam 1998. Das Haushaltsdefizit Russlands schnellte hoch und machte deutlich, dass das mächtige Reich seine wirtschaftlichen Problem nach dem Fall des Sozialismus nicht überwunden hatte. Am 17. August wurde der Rubel freigegeben, der daraufhin um mehr als 50 Prozent an Wert verlor.

      Als Folge brach die russische Wirtschaft zusammen. Auch ein Hilfsprogramm des Internationalen Währungsfonds (IWF) konnte nicht mehr verhindern, dass der russische Staat in die Zahlungsunfähigkeit rutschte.

      In Deutschland krachte der DAX aufgrund der beunruhigenden Situation im östlichen Riesenreich innerhalb von drei Wochen von 6184 Punkten (21. Juli 1998) auf 3861 Zähler (08. Oktober 1998) zusammen. Das entsprach einen Wertverlust von knapp 40 Prozent.



      Die Dot.com-Bubble





      Bis Anfang 2000 machten Internet-Aktien dank heißer Luft Höhenflüge.


      Mitte bis Ende der 90er Jahre schaffte das Internet den Durchbruch als Massenmedium. Die Euphorie über die neuen Möglichkeiten der Kommunikation und Information war grenzenlos.

      Täglich wurden neue Unternehmen gegründet, im Branchenjargon als "Dot.com" bezeichnet. Das nötige Kapital holten sich die findigen Jungunternehmer zumeist über die Aktienmärkte.

      Und die Investoren waren nur allzu bereit, Geld in die junge Branche zu pumpen. Kritiklos wurden über die Börse auch die abwegigsten Geschäftsmodelle finanziert. Die Kurse florierten, was wiederum neue Gelder locker machte.

      So verdoppelten sich 1997 die Kurse am Neuen Markt. Ein Jahr später konnten die Anleger ihr Geld sogar fast verdreifachen. Der Fall kam spät, dafür aber umso heftiger. Plötzlich wurde vielen Anlegern klar, dass kaum eines der Internet-Unternehmen überlebensfähig war.

      In den Medien wurde der Ausdruck "Cash-Burn-Rate" populär: Wie lange dauert es noch bis zur Pleite? Die Börsen reagierten im März 2000 auf die veränderte Stimmungslage. Plötzlich sackten die Kurse weg - und das tun sie per Salami-Crash bis heute.



      Der elfte September





      Der Terror in den USA verunsichert die Märkte bis heute.


      Es ist Morgen in Manhattan, kurz nach acht Uhr. Ein strahlend blauer Spätsommertag beginnt. Plötzlich ist im Nordturm des World Trade Centers Feuer und Rauch zu beobachten.

      Offenbar ist ein Flugzeug in das Hochhaus gerast. Ein Versehen? Ein Unfall? Spekulationen machen die Runde. Als dann kurze Zeit später vor den Live-Kameras der Nachrichtensender ein zweites Flugzeug in den Südturm fliegt, herrscht Gewissheit: Terror.

      Ein bis dato recht unbekanntes Netzwerk namens Al Kaida unter der Führung eines gewissen Osama Bin Laden soll hinter den Anschlägen stecken, erklärt die US-Regierung nur wenige Tage später.

      Der DAX, eh seit Wochen im freien Fall, unterschreitet die Marke von 4000 und in den folgenden Tagen sogar 3600 Punkten. Doch ab dem 21. September herrscht plötzlich Optimismus. Der Terror werde die Weltwirtschaft weit weniger treffen als erwartet, so die einhellige Meinung.

      Bis März 2002 legt der DAX beeindruckende 50 Prozent zu. Inzwischen ist er wieder unter die September-Tiefstände gestürzt.


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