Negativzinsen
Sparkassen denken offenbar über Negativzinsen nach - Folgt der nächste Tabubruch?
Die Sparkassen haben ein Problem. Das Problem heißt Negativzinsen. Seit die Europäische Zentralbank (EZB) im vergangenen Jahr das Tabu gebrochen und Negativzinsen auf Bankeneinlagen eingeführt hat, versinkt die heile Zinswelt im Chaos: Sparen wird zur Bankrotterklärung und für Banken werden die Einlagen ihrer Kunden zum Verlustgeschäft.
Daran haben vor allem die Sparkassen mächtig zu knabbern, immerhin horten die Kunden bei ihnen so viel Geld wie bei keinem anderen deutschen Geldinstitut. Umgekehrt bedeutet das, dass die Negativzinsen die Sparkassen besonders hart treffen. Doch wie wollen sie künftig profitabel sein, wenn die Konten ihrer Kunden mehr und mehr zur Belastung werden?
Andere Institute folgen dem Weg der EZB und greifen ebenfalls zu Negativzinsen. Die Deutsche Skatbank führte im Oktober 2014 als erste deutsche Bank einen Strafzins auf Tagesgeldkonto ein (Siehe: Sparer entsetzt – Strafzinsen auf Spareinlagen). Kurz darauf folgten die DZ Bank und die Commerzbank (siehe hier und hier). Zugleich warnte die Deutsche Bank, Strafzinsen auf Sparkonten würden bald Realität werden.
Die Sparkassen versuchten indes zu beschwichtigen und erklärten Strafzinsen für tabu. Negativzinsen auf Spareinlagen werde es bei den Sparkassen nicht geben, erklärte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon (wallstreet:online berichtete).
Aber so tabu scheinen Negativzinsen wohl doch nicht zu sein. Informationen des „Handelsblatts“ zufolge sollen die Sorgen inzwischen so groß sein, dass negative Einlagezinsen für private Kunden intern bereits diskutiert werden.
„Fahrlässig, solche Optionen nicht auszuloten“
„Wenn die EZB den Leitzins weiter niedrig hält, führt kein Weg daran vorbei“, zitiert das Blatt einen namentlich nicht genannten Sparkassen-Chef. Ein anderer fügte hinzu, es sei fahrlässig, solche Optionen nicht auszuloten.
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Dass die Niedrigzins-Phase wohl noch über Jahre andauern wird, scheint allen klar. Michael Emrich, Präsident des ostdeutschen Sparkassenverbunds OSV, versucht trotzdem zu beschwichtigen. „Das stehen wir noch eine Weile durch. Wir müssen nicht chaotisch und kurzfristig reagieren“, sagte er gegenüber dem „Handelsblatt“.
Negativzinsen ausgerechnet bei den Sparkassen? Es wäre wohl ein massiver Imageverlust, den die Sparkassen unbedingt vermeiden wollen. Sie setzen deshalb zunächst darauf, an anderen Stellschrauben zu drehen. Beispiel Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg: Schneider forderte jüngst, der Staat solle eine Staatsprämie zahlen (Siehe: Sparkassen-Chef: „Die Sparer sind die Dummen“ – Staat soll Sparprämie zahlen!).