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    Harz IV - lesenswerter Spiegel-Artikel - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 12.07.04 15:50:59 von
    neuester Beitrag 14.07.04 19:38:45 von
    Beiträge: 49
    ID: 879.500
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      schrieb am 12.07.04 15:50:59
      Beitrag Nr. 1 ()
      http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,308279,00.html

      Im Spiegel wird exemplarisch am Beispiel eines Arbeitslosen gezeigt, welche Einschnitte Harz IV bedeuten kann. Weiterhin wird auf die strukturellen Probleme eingegangen. Insgesamt wird die Harz IV Problematik unter vielen Aspekten beleuchtet. Aber lest selbst:




      Aufbruch oder Absturz

      Die Hartz-IV-Reform bringt den umfassendsten Sozialumbau der Nachkriegszeit. Millionen Arbeitslose müssen mit drastischen Einbußen rechnen, nahezu jeder Job wird künftig zumutbar. Sinkt jetzt die Arbeitslosigkeit?




      Reformer Clement, Schröder: "Fördern und fordern"


      Die Geschichte seiner Arbeitslosigkeit hat Lutz Kirsche so sorgfältig dokumentiert, wie es sich für einen gelernten Betriebswirt gehört: in dicken Leitz-Mappen, mustergültig geordnet. Erst kommt das säuberlich ausgeschnittene Zeitungsinserat, dann das penibel verfasste Bewerbungsschreiben, schließlich der knappe Absagebrief. Und auf jedem Schriftstück steht die dazugehörige Vorgangsnummer. Auf dem jüngsten steht "625".

      Seit Kirsche vor gut acht Jahren seinen Job als Ersatzteilverkäufer bei einer Berliner Armaturenfabrik verlor, wurden die Ordner immer dicker - und das Geld knapper. Seine Arbeitslosenunterstützung schrumpfte von anfangs 1600 auf 1000 Euro zusammen, vom beschaulichen Steglitz zog er mit seiner Frau ins Ost-Berliner Plattenbauviertel Marzahn, seine Lebensversicherung musste er vor wenigen Monaten auf Druck des Arbeitsamtes verkaufen.



      Endstation Sozialhilfe


      Und nächstes Jahr wird es weiter bergab gehen, schneller denn je. Wenn im Januar die Hartz-IV-Reform der Bundesregierung greift, so hat Kirsche errechnet, muss er noch einmal auf rund 180 Euro Stütze im Monat verzichten. Nun rätselt er, wo er sparen kann: die Hausratversicherung kündigen? Das Zeitungsabo aufgeben? Noch einmal umziehen? "Auf Zigaretten verzichten geht nicht", sagt er. "Mit dem Rauchen habe ich schon vor drei Jahren aufgehört."

      Ähnliche Gedanken müssen sich in den nächsten Monaten Hunderttausende Bundesbürger machen. Nachdem der Bundesrat die so genannte Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe gegen die Stimmen mehrerer ostdeutscher Bundesländer vergangenen Freitag endgültig abgesegnet hat, kommen auf einen Großteil der drei Millionen Langzeiterwerbslosen drastische Einschnitte zu. Viele erhalten künftig überhaupt keine Leistungen mehr, anderen wird die Unterstützung nicht selten um mehrere hundert Euro im Monat gekürzt. Sie müssen sich um einen Job kümmern :rolleyes: - oder es droht der Absturz.




      Haushaltsnetto 1980 Euro

      Das gab es noch nie: Ein kompletter Zweig des traditionellen Sozialstaats, die Arbeitslosenhilfe, wird abgeschafft. Sorgte bislang ein sorgfältig gestaffeltes System verschiedener Versicherungs- und Unterstützungsleistungen dafür, dass Entlassene selbst nach jahrelanger Arbeitslosigkeit deutlich über der Armutsschwelle leben konnten, wird der finanzielle Abstieg nun drastisch beschleunigt. Wer seinen Job verliert, landet künftig nach spätestens dreieinhalb Jahren auf dem Sozialhilfeniveau: der Ingenieur genau so wie der Hilfsarbeiter, ein Mittvierziger genauso wie ein Berufsanfänger.

      Vor allem in Ostdeutschland, wo mitunter mehr als ein Drittel der Bevölkerung ohne Erwerbseinkommen ist, werden die Einschnitte die Kaufkraft Zehntausender Familien drücken - mit den entsprechenden Folgen für lokale Einzelhändler und Handwerker. Schon ist auf Konferenzen von Wohlfahrtsorganisationen und Kommunalverbänden von "sozialen Unruhen" oder "Armenaufständen" die Rede.




      Haushaltsnetto 3690 Euro

      Kein Wunder, dass die Reform vor allem unter Sozialdemokraten so umstritten ist wie kaum eine andere Maßnahme der Kanzler-Agenda 2010. Doch der Kanzler gibt sich unbeirrt. Wer den Sozialstaat erhalten wolle, befindet Gerhard Schröder, "muss ihn umbauen".

      30 Jahre lang versorgte die Bundesrepublik ihre Arbeitslosen mit milliardenschweren Unterstützungszahlungen deutlich über dem europäischen Durchschnitt. 30 Jahre lang stiegen die Arbeitslosenzahlen unvermindert an. Auch deshalb, weil sich die diversen Lohnersatzleistungen zu einer teils stattlichen Alternative zum Lohn entwickelten. Das so genannte Abstandsgebot, nach dem Arbeit stets mehr eintragen muss als Nichtarbeit, war verletzt.

      Nun setzt ausgerechnet die rot-grüne Regierung auf die harte Tour. Die Geldleistungen werden deutlich gekürzt, dafür sollen so genannte Fallmanager die Arbeitslosen mit besserer Beratung ("Profiling") und mehr Druck wieder in reguläre Stellen vermitteln. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement spricht stolz von "Fördern und fordern".

      Doch die entscheidenden Fragen lassen sich derzeit nur stellen, nicht beantworten. Kann die Nürnberger Bundesagentur für Arbeit die Mammutaufgabe überhaupt bewältigen? Sind die Langzeitarbeitslosen wirklich noch vermittelbar? Und vor allem: Gibt es in der Wirtschaft überhaupt Bedarf für drei Millionen Dauerarbeitslose?

      Der Kanzler geht ein hohes Risiko ein. Misslingt das Projekt, wird er bei Genossen und Gewerkschaften das Etikett des Sozialabbau-Kanzlers nicht mehr los. Schafft er tatsächlich neue Jobs, geht er als mutiger Sozialreformer in die Geschichte ein.

      Die Maßnahmen wirken deshalb so brutal, weil die Arbeitslosenunterstützung hier zu Lande bislang fest an den vorherigen Verdienst gekoppelt ist.
      Wer seinen Job verliert, dem überweist die Arbeitsagentur je nach Alter 12 bis 18 Monate lang Arbeitslosengeld in Höhe von 60 Prozent des letzten Nettolohns. Jobsuchende mit Kindern bekommen 67 Prozent.

      Auch danach bleibt die Stütze vom Einkommen abhängig. Ist das Arbeitslosengeld abgelaufen, zahlt die Arbeitsagentur dem Jobsuchenden auf Dauer die so genannte Arbeitslosenhilfe mit einem Satz von 53 oder 57 Prozent des letzten Nettoverdienstes.

      In der Folge haben Arbeitslose zwar von Jahr zu Jahr weniger Geld in der Tasche, die sozialen Unterschiede aber bleiben gewahrt: je üppiger der einstige Verdienst, desto höher die spätere Arbeitslosenunterstützung. Wer etwa als Ingenieur oder Abteilungsleiter einst mehr als 5000 Euro brutto verdiente, kann selbst nach mehrjähriger Arbeitslosigkeit auf eine Unterstützung von über 1500 Euro rechnen, deutlich mehr, als eine Verkäuferin oder ein Hilfsarbeiter heute netto verdient. Und das zeitlich unbegrenzt, im Prinzip bis zur Rente.

      Dass der hiesige Sozialstaat Arbeitslose somit weitaus besser stellt als andere Bedürftige, haben viele Sozialexperten schon immer für fragwürdig gehalten. Warum soll ein ehemaliger Geschäftsführer, der seit zehn Jahren aus dem Beruf ist, mehr Geld vom Staat bekommen als eine allein erziehende Mutter, die mit ihren Kindern auf Sozialhilfe angewiesen ist?

      Die Hartz-Reform rasiert die Einkünfte vieler Arbeitsloser derart radikal, dass es selbst eingefleischten Sozialstaatskritikern mittlerweile unheimlich wird. Wer künftig dauerhaft ohne Job ist, muss sich darauf einstellen, binnen weniger Jahre auf Sozialhilfeniveau abzustürzen. Egal, was er gelernt hat, ganz gleich, wie lange er zuvor in die Nürnberger Arbeitslosenkasse eingezahlt hat.

      Zwar bekommt er auch ab nächsten Januar Arbeitslosengeld wie bisher. Doch wenn der Anspruch abgelaufen ist, gibt es künftig nur noch eine Fürsorgeleistung namens Arbeitslosengeld II, die sich berechnet wie Sozialhilfe: Alleinstehende haben Anspruch auf den so genannten Regelsatz von derzeit 345 Euro (Ost: 331 Euro). Zusätzlich übernimmt der Staat die Unterkunftskosten von derzeit durchschnittlich 306 Euro. Familien erhalten zusätzliche Pauschalen (Amtsdeutsch: "Regelleistungen") für Ehepartner oder Kinder. Unter dem Strich bekommen langzeitarbeitslose Singles damit künftig im Westen rund 651 Euro pro Monat vom Staat. Eine Familie mit zwei Kindern bringt es auf 1251 Euro. In vielen Fällen wird die neue Leistung damit um mehrere hundert Euro im Monat unter der heutigen Arbeitslosenhilfe liegen. Etwas gemildert wird der Absturz lediglich zu Beginn der Langzeitarbeitslosigkeit.


      Haushaltsnetto 2200 Euro

      Wer als ehemaliger Gutverdiener keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld mehr hat, erhält im ersten Jahr einen Zuschlag von maximal 160 Euro, im zweiten Jahr bis zu 80 Euro. Nach dem dritten Arbeitslosenjahr aber fallen alle Zusatzhilfen weg, Jobsuchende müssen sich auf ein Leben an der Armutsschwelle einstellen.

      Zusätzlich getroffen werden viele, weil ihre sonstigen Einkünfte stärker angerechnet werden als bisher. Schon im vergangenen Jahr senkte die Regierung die Freibeträge, bis zu denen Dauerarbeitslose eigenes Vermögen halten dürfen, deutlich ab. Konnte ein 50-Jähriger zuvor Wertpapiere oder Sparbücher von rund 26 000 Euro haben, bevor die Arbeitsagentur zugriff, sind es vom kommenden Jahr an inklusive Altersvorsorge nur noch 20 000 Euro. Hat der Arbeitslose mehr auf der hohen Kante, muss er die entsprechenden Vermögenswerte zu Geld machen. Auch die Eigentumswohnung ist in Gefahr, wenn sie größer ist als 130 Quadratmeter.

      Andererseits: Bislang konnten selbst Wohlhabende den Sozialstaat anzapfen - was als legaler Betrug gelten muss.



      Haushaltsnetto 1300 Euro

      Noch gravierender wirken sich die Regeln aus, nach denen die Behörden künftig die Verdienste von Ehepartnern berücksichtigen. Bislang minderte es die Arbeitslosenhilfe kaum, wenn der Lebensgefährte einen eigenen Verdienst hatte. Das wird sich ändern. Arbeitslosengeld II gibt es nur noch dann, wenn die Einkünfte des Partners nicht ausreichen, die Familie über die Sozialhilfeschwelle zu heben. Die Folgen sind gravierend: Viele Bezieher von Arbeitslosenhilfe werden künftig überhaupt keine Leistungen mehr bekommen.

      So umfassend wirkt die Reform, dass sich vom kommenden Jahr an die Einkommenssituation nahezu aller Langzeitarbeitslosen ändern wird. Einige wenige werden profitieren: allein erziehende Mütter zum Beispiel, bei denen die Summe aus Regelleistung, Bedarfssatz für Kinder und Einkommenszuschlag mitunter höher ausfällt als die bisherige Arbeitslosenhilfe. Die große Masse aber wird verlieren, und so ist es auch politisch gewollt. Im Durchschnitt, so zeigen Modellrechnungen, haben die Bezieher von Arbeitslosenhilfe künftig rund 200 Euro im Monat weniger zur Verfügung als bisher.



      Haushaltsnetto 2940 Euro

      Die heutigen Arbeitslosen glauben nicht an die segensreichen Wirkungen von Hartz IV. Sie sehen nur die Kürzungen. Entsprechend mies ist die Stimmung, vor allem bei gut qualifizierten Arbeitslosen, wie zum Beispiel Annette Essing, 36, aus Dortmund. Die Sozialpädagogin hat Erfahrung mit den Mechanismen des Arbeitsmarktes. Fast fünf Jahre lang leitete sie für verschiedene Bildungsträger Projekte für Arbeitslose, finanziert vom Arbeitsamt.

      Seit drei Monaten ist Essing nun selbst arbeitslos. Derzeit lebt sie von rund 900 Euro Arbeitslosengeld, ab Oktober wird sie auf knapp 800 Euro Arbeitslosenhilfe abrutschen. Und wenn im Januar die Hartz-Reform greift, so hat sie ausgerechnet, wird sie noch einmal rund 20 Euro einbüßen. Nun steht sie wie viele Arbeitslose vor der Frage, ob sie beim erstbesten Angebot zugreifen oder versuchen soll, ihren Status zu halten. [/b] Ein Job für 1300 Euro brutto im Monat? "Dafür", so beharrt sie, "habe ich nicht studiert."

      Andere Arbeitslose haben sich schlicht mit einem Leben außerhalb der Erwerbsgesellschaft abgefunden. Helga Bartel zum Beispiel, die 24 Jahre als Industriekauffrau für einen Medizintechnikhersteller im sächsischen Radeberg gearbeitet hat, ist seit dem Konkurs der Firma 1992 arbeitslos. Drei ABM-Stellen und zwei Umschulungen brachten ihr keine neue Stelle. Jetzt, mit 56, sieht sie "keine realistische Chance mehr auf einen neuen Job".

      Stattdessen, so fürchtet sie, wird sie das Hartz-IV-Gesetz in den finanziellen Ruin treiben. Ihr Mann erkrankte vor drei Jahren an Krebs. Seither bekommt er eine Rente - genau 709 Euro im Monat. So bleiben dem Ehepaar derzeit rund 1309 Euro zum Leben. "Schon jetzt ist das Geld knapp", sagt Helga Bartel. Teure Medikamente und die Kosten für das Haus belasten die Haushaltskasse.

      Ab Januar aber wird es richtig eng. Denn nach dem neuen Gesetz haben arbeitslose Ehepaare in Ostdeutschland künftig Anspruch auf genau 596 Euro Stütze pro Monat. Bleibt es dabei, wäre die Rente ihres Mannes 113 Euro höher - und würde auf Bartels Ansprüche angerechnet. Die bittere Konsequenz: Ab Januar könnten die Eheleute bis zu 45 Prozent ihres Einkommens verlieren. "Ich weiß nicht", sagt Helga Bartel, "wie es nächstes Jahr weitergehen soll."

      Es sind vor allem solche Schicksale, die der Hartz-Reform aus Sicht der Gewerkschaften den Stempel "soziale Kälte" aufdrücken. Auch im Bewusstsein der Deutschen, so zeigen Umfragen, ist das geplante Großvorhaben vor allem als Spar- und Kürzungsaktion verankert. Dabei soll die Reform doch eigentlich dafür sorgen, wie es Wirtschaftsminister Clement unablässig wiederholt, dass die Menschen wieder "selbst für ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familie" aufkommen können.

      Jetzt rächt sich, dass die Regierung in den vergangenen Monaten vor allem damit befasst war, die Verwaltung der neuen Sozialleistung zu organisieren. Wie die Langzeitarbeitslosen wieder in den Arbeitsmarkt eingegliedert werden können, dafür gibt es bislang kaum ein Konzept.

      So müssen die Bedürftigen laut Gesetz zwar künftig nahezu jeden Job annehmen, auch wenn er noch so niedrig bezahlt ist. Doch ob die Firmen deswegen massenhaft neue Billigstellen schaffen werden, ist mehr als fraglich.

      Noch hofft die Regierung, dass die allmählich anziehende Konjunktur die Beschäftigung nächstes Jahr vielleicht doch stärker in Schwung bringt als bislang gedacht. Die Chancen seien deutlich gestiegen, hofft Wirtschaftsminister Clement, dass es nun auch am Arbeitsmarkt zu einem "neuen Aufbruch kommt".

      LUTZ KNAPPMANN, MICHAEL SAUGA
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 15:53:00
      Beitrag Nr. 2 ()
      Das Schicksal von Herrn Kirsche ist bedauerlich. Wer ist schon gerne über 8 Jahre arbeitslos, zumal er scheinbar ernsthaft versucht, eine Arbeit zu finden :(
      Aber wenn man die staatliche Unterstützung in Notfällen auf das Notwendige beschränkt, dann hat Herr Kircshe eigentlich kein Grund sich zu beklagen. Nach Harz IV blieben ihm noch 820 EUR übrig (steht ihm nicht auch noch Wohngeld zu?). Fast kein Student hat einen solchen Betrag zur Verfügung!
      Jedem Fließbandarbeiter (Getrenntlebend), der ein uneheliches Kind hat, steht nicht mehr zu Verfügung.

      Auch die arme Frau Essing muss weitere Einschnitte erdulden. Durch Hartz IV wird sie auf 20 EUR (!) monatlich verzichten. Sie wird dann nur noch 780 EUR zur Verfügung haben. Und sie sieht sich in die Notsituation gedrängt " ob sie beim erstbesten Angebot zugreifen" soll. Einen Kommentar hierzu verkneife ich mir (zwanghaft).
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 15:55:20
      Beitrag Nr. 3 ()
      Im Folgenden möchte ich die Vor- und Nachteile dieser Reform darstellen:

      Nach ALG II bekommt ein Arbeitsloser nur noch 651 EUR - das ist nun wirklich wenig und reicht nur für das Notwendigste.


      - Wohlhabende müssen vor Inanspruchnahme von Sozialleistungen erst ihr eigenes Vermögen anzapfen.
      - Das Hemmnis sich Arbeit zu suchen, weil man unmittelbar nach dem Jobverlust ein entsprechend dem Verdienst berechnetes ALG bekommt, entfällt. Einer meiner Freunde hatte sich unmittelbar nach seiner Entlassung nicht um einen Job gekümmert, weil er "ausreichend" Geld vom Arbeitsamt bekäme. Er ist mittlerweile seit Längerem arbeitslos und versucht nun - vergeblich - Arbeit zu bekommen. Ich vermute mal, hätte er sich unmittelbar nach seiner Entlassung drum gekümmert, wäre er heute beschäftigt.
      - Alleinerziehende Mütter (und Väter?) werden stärker gefördert.
      - Hoffentlich entfallen diese unnötigen Umschulungs- und ABM. Nutznießer hiervon sind eh nur die Gewerkschaften, die diese Maßnahmen anbieten. Gerade bei den Umschulungsmaßnahmen wird am Bedarf vorbei ausgebildet.



      Mein persönliches Fazit:
      Die Hartz-Reform geht in die richtige Richtung. Die Einschnitte mögen gravierend sein, dennoch dürfte es den Antrieb Arbeit zu finden, erheblich fördern.

      Wünschenswert, wäre es, wenn auch in anderen Bereichen notwendige Reformen angestrebt werden würden.

      Letzlich könnte diese Reform erhebliche Folgen für den Arbeitsmarkt bedeuten. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass verkrustete Strukturen aufbrechen und die Menschen unabhängiger und selbstständiger werden.
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 16:06:24
      Beitrag Nr. 4 ()
      Ein Job für 1300 Euro brutto im Monat? " Dafür" , so beharrt sie, " habe ich nicht studiert."


      Na Klasse, aber dafür soll dann die Allgemeinheit bluten !?Genau diese Einstellung wird sich hoffentlich demnächst gravierend ändern.
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 16:11:14
      Beitrag Nr. 5 ()
      Genau so sehe ich das auch. Diese Frau ist seit 3 Jahren arbeitslos und nimmt nicht ihr angebotene Jobs an. Ich bin mir sicher, dass es ihr mehr gebracht hätte, irgendeinen Job anzunehmen, als auf einen Super-Job zu warten. Schließlich ist man nicht lebenslang mit dem aktuellen Job verbunden und kann sich in Ruhe einen anderen Job suchen.
      Wer aber einmal für eine längere Zeit arbeitslos ist, der wird es relativ schwer haben, den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt zu schaffen.

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      schrieb am 12.07.04 16:12:07
      Beitrag Nr. 6 ()
      das interessante für mich als anleger ist, was passiert
      wenn die arbeitslosen alle ihre ersparnisse aufbrauchen müssen um alg2 zu bekommen!

      -verkauf von lebensversicherungen (kapital was allianz und co. an der börse angelegt haben)
      -verkauf von fonds jeglicher art etc.

      und das bei keiner nachfrage -
      "da weniger geld an kapitalmarkt von alg2 empfänger investiert wird"
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 16:16:42
      Beitrag Nr. 7 ()
      #4

      So denken viel zu viele:

      Bzw "Bin doch gelernter Metzger", "da geh ich doch nicht als Schreiner arbeiten".

      Bzw "Offene Stelle 30 km weit weg", " da müsste ich ja jeden Tag fahren".

      Bzw "Offene Stelle in Westdeutschland bei Wohnsitz im Osten", " da müsste ich ja in den Westen umziehen".

      Vielen Faulenzern geht es halt immer noch viel zu gut.
      Hartz IV hätten wir schon 1989 gebraucht !

      :mad::mad::mad:
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 16:26:06
      Beitrag Nr. 8 ()
      kniebeisser,

      du solltest vorsichtiger mit Zahlen umgehen.

      Arbeitslosengeld 2 beträgt € 345,--. Hinzu kommt die Miete
      für angemessenen Wohnraum, also Sozialwohnung, max. 45 m²
      für einen Ledigen, mithin ca. € 200,--. Außerdem Heizkosten ca. € 40,--. Das wars. In der Regel sind für
      einen Ledigen keine € 600,-- darstellbar.

      Wovon er aber nur € 345,-- zur Verfügung hat. Davon hat er zu bezahlen

      Strom ca. € 40,--
      Mietnebenkosten ca. 80,-- - 100,-- €
      Telefon (er will für deinen Fallmanager ja jederzeit erreich-
      bar sein ca. 25,-- €
      Rundfunkgebühren ca. € 15,--
      Praxisgebühr und Medikamentezuzahlung
      (kann je nach Lage des Einzelfalls beträchtlich sein)

      Bleiben also noch satte 160 - 180 EURO für
      Ernährung
      Kleidung
      Rücklagen für Reparaturen und Neuanschaffungen

      Das sind 5 - 6 EURO pro Tag. Prikkelnd ist das nicht.

      Die "soziale Hängematte" ist künftig jedenfalls aus Stachel-
      draht geflochten.

      Gespannt bin ich mal, wie die Leistungsträger künftig ein
      angemessenes Auto interpretieren. Angemessen soll sich ja
      bekanntlich auf die Einkommenssituation an ALG2 beziehen.

      Mein Tip: Matchbox!
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 16:41:21
      Beitrag Nr. 9 ()
      Ich-Ag plus Sozialhilfe wäre auch ne Möglichkeit.
      Oder funzt das nicht?:D
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 16:45:08
      Beitrag Nr. 10 ()
      Und ich werfe wieder meine Gebetsmühle an (wie es auch unsere Elite tut, beispielsweise "wir haben über unsere Verhältnisse gelebt" Münte):

      Nicht vergessen, liebe Kritiker der "Sozial-Schmarotzer": Nur noch ein Jahr Arbeitslosigkeit, und Ihr könnt endlich am tollen Leben der Sozialhilfeempfänger teilhaben.
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 16:49:08
      Beitrag Nr. 11 ()
      riesterfähige Produkte werden bei Arbeitslosigkeit
      nicht angerechnet.

      der beste Verkaufstrick um "Riester-Produkte" zu verkaufen.

      "Wenn Du mal arbeitslos bist können die dann nicht
      an deine 40.000 Riester-Euro ran"

      Wers glaubt wird selig!

      Manche die Probleme bei der Arbeitssuche haben
      und eine Erbschaft von sagen wir 20.000 Euro machen
      legen dieses Geld dann in Riester-Produkte an.
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 16:54:29
      Beitrag Nr. 12 ()
      Pater_Ralph,


      du tust Münte unrecht. Wenn er festellt:"Wir haben über unsere
      Verhältnisse gelebt", dann hat er doch völlig Recht. Wobei
      ich ihn doch sicher richtig interpretiere wenn ich unterstelle,
      daß er mit "wir" sich selbst und seine Politgangster-
      Kollegen meint, die lt. Bundesrechnungshof 30 Milliarden
      einfach verballert haben.

      Der Folgesatz war allerdings weniger korrekt formuliert.
      Er sagte:"Wir müssen den Gürtel enger schnallen!" Gemeint
      war, "Ihr müßt den Gürtel enger schnallen".

      Oder sollten mir Schnallbemühungen des Herrn Müntefehring
      an sich selbst entgangen sein?
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 17:42:17
      Beitrag Nr. 13 ()
      BlueMax #7

      .....Bzw " Bin doch gelernter Metzger" , " da geh ich doch nicht als Schreiner arbeiten" .
      Es wird nirgendwo einen Personalchef geben, der einen Metzger als Schreiner einstellen wird! (Oder umgekehrt)

      Bzw " Offene Stelle 30 km weit weg" , " da müsste ich ja jeden Tag fahren" .
      Im Nachbarort gibt es doch schon mit Sicherheit ebensoviele geeignete arbeitslose Bewerber.

      Bzw " Offene Stelle in Westdeutschland bei Wohnsitz im Osten" , " da müsste ich ja in den Westen umziehen" .
      Auch im "Westgen" gibt es genügend Arbeitslose. Wieso soll ein AG einem potentiellen Bewerber aus den neuen Bundesländern die Reisekosten bezahlen?

      Wer´s nicht glaubt, kann ja selbst mal für seinen Ort und Beruf die Arbeitslosenprofile der Jobagentur einsehen.
      Und dann ruhig mal das Ganze im Unkreis von , ´na sagen wir mal 30 km :D, ansehen.
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 17:53:18
      Beitrag Nr. 14 ()
      @ Blue Max

      Warum soll ein Ossi in den Westen (geht auch umgekehrt)ziehen, um dort zu arbeiten, nur weil ihm dort eine Stelle nachgewiesen wird? Ich halte jede Wette dagegen, das im Umkreis von 25km dieser Stelle auch einen Wessi arbeitslos ist.

      Wie soll er dort hinkommen, 30km täglich, wenn es keine Öffis gibt dorthin? Das Auto muß er nach Hartz IV ja bereits veräussert haben, mit Verlust versteht sich!

      Metzger - Schreiner, es wird keinen Schreinber geben, der einen Metzger einstellen wird.

      Wie immer absolut unqualifizierte Postings. ;)

      Hartz IV wird nicht nur den Osten ruinieren. Ihr solltet jetzt schon mal eure Depots veräußern. Viel wird davon nicht übrig bleiben.

      In diesem Sinne, AKor
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 17:56:59
      Beitrag Nr. 15 ()
      @BIRK35, wenn ich nicht noch auf Arbeit wäre, hätte ich auch so schnell reagieren können, oder biste schon einer der ZITTERN muß vor Jahreswechsel? :D
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 18:07:51
      Beitrag Nr. 16 ()
      @goldless
      Mir war bewußt, dass in den 651 EUR bereits die Miete enthalten ist. Das sollte aber eine Warmmiete sein. Zudem ist auch der Telefonanschluss verbilligt und die GEZ entfällt (vollständig?).

      Unabhängig davon, ob nun 5 - 6 EUR oder 7 - 8 EUR pro Tag übrig bleiben: viel ist das nicht. Aber es soll ja auch nicht viel sein.......
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 18:10:36
      Beitrag Nr. 17 ()
      akor74
      Bin nicht dirket betroffen, Gott seid Dank!
      Kleine Anmerkung ein ALG II Bezieher darf ein "angemessenes" Auto behalten. (Im Gegensatz zu einem SH Bezieher) Wovon er dies jeoch finanzieren soll steht natürlich auf einem anderen Blatt.
      Was allerdings angemessen ist, entscheidet die Arbeitsagentur.....
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 18:15:58
      Beitrag Nr. 18 ()
      @AKor, Birk

      Es mag sein, dass in unmittelbarer Nähe auch ein Arbeitsloser ist, aber der hat die Stelle ja schließlich nicht ;)
      An der von BlueMax gerügten Flexibilität scheitern die meisten Arbeitslosen die ich kenne. Es wird dann auch Eure Argumentationsschienen zurückgegriffen. Ich kann das nicht, ich bin dafür nicht qualifiziert. Oder besser noch: die haben ja eh schon zuviele Bewerber.
      Gleichzeitig weiß ich, dass im Gastronomie- und Hotelgewerbe oft Stellen frei sind. Die Inhaber suchen Arbeitskräfte und bilden aus. Aber für so einen Job sind sich viele zu schade....
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 18:26:55
      Beitrag Nr. 19 ()
      Wer von euch Helden der Arbeit hat denn schon mal versucht, sich für eine unterqualifizierte Stelle zu bewerben? :rolleyes:

      Da habt ihr als Akademiker keine Chance
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 18:28:53
      Beitrag Nr. 20 ()
      kniebeisser #18
      Ja klar, der arbeitslose Münchner Schreiner fährt dann nach Ingolstadt und der arbeitslose Ingolstädter Schreiner fährt täglich nach München. Lol

      Ich war selber mal im Personalbereich tätig und weiß aus Erfahrung, dass niemand auch nur den Hauch einer Chance hat, wenn er nicht die erforderliche Qualifikation bringt!
      Man kann ja inzwischen aus 100en von Bewerbern auswählen.
      Und dann kommt ein arbeitsloser Metzger aus Schwerin und will in München arbeiten. :laugh: :laugh:

      Es mag sein, dass im Hotelgewerbe/ Gastronomie Stellen frei sind, aber halt auch 100erte arbeitslose Bewerber auf 1 Stelle!
      wie gesagt www.jobagentur.de und mal selber Jobs / Bewerber suchen. Da werden euch die Augen aufgehen.
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 18:33:31
      Beitrag Nr. 21 ()
      @Birk
      Ich glaube Du hast mich falsch verstanden. Flexibilität bedeutet, dass man zur Not auch mal umzieht. Aber gerade das ist für die meisten undenkbar. Zumindest momentan noch.

      Zudem bekräftigst Du genau das, was ich bereits kritisiert habe: die meisten versuchen es erst gar nicht richtig, weil sie von anfang an denken, sie hätten keine Chance!
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 18:35:51
      Beitrag Nr. 22 ()
      Hab grad mal bei www.jobagentur.de vorbeigeschaut und war wirklich erstaunt!!! ;) :D

      http://www.jobagentur.de:rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 18:38:58
      Beitrag Nr. 23 ()
      #8

      Gespannt bin ich mal, wie die Leistungsträger künftig einangemessenes Auto interpretieren. Angemessen soll sich jabekanntlich auf die Einkommenssituation an ALG2 beziehen. Mein Tip: Matchbox!


      :laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 18:40:37
      Beitrag Nr. 24 ()
      Muss natürlich www.arbeitsagentur.de heissen.
      :D

      ...zur Not auch mal umzieht...

      kommt auf den Job an. würde für einen 400 € Job halt eben nicht unbedint umziehen.
      Das kann aber nach Hartz IV zugemutet werden.
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 19:05:28
      Beitrag Nr. 25 ()
      Birk,

      und wer bezahlt den Umzug, wenn ein Betroffener die Mittel nicht hat`?
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 19:09:33
      Beitrag Nr. 26 ()
      ich bin für meinen Job 1998 250km gen Süden umgezogen und kann nur sagen, dass es familieär nicht einfach ist. Was ist wenn ein Ehemann 150km entfernt arbeiten soll, täglich pendeln macht einen selbst fertig, dort unter der Woche wohnen und nur am Wochenende nach Hause zur Familie bedeutet das baldige aus für die Familie, doppelte Haushaltsführung und finanziell bleibt nicht ein Cent mehr übrig. Wenn die ganze Familie umziehen soll, bedeutet es mitunter, das die Ehefrau ihren vielleicht gutbezahlten Job zu Lasten eines neuen Jobs am neuen Wohnort aufgeben muß.

      Es wird in den nächsten Jahren echte Armut geben. Es werden garantiert keine neuen Jobs geboren und es werden garantiert noch gut und gerne 10% aller verfügbaren Jobs eingespart. Darauf kannste wette. Zeitspanne 3 Jahre. Ziel 7 Millionen Arbeitslose.

      In diesem Sinne, AKor
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 19:12:06
      Beitrag Nr. 27 ()
      Die Handwerkskammer Köln veröffentlichte vor kurzem,
      daß auf eine ausgeschriebene Stelle 300 - 600 Bewerbungen
      eingingen.

      Der Tombola-Charakter einer solchen Veranstaltung ist damit
      wohl unübersehbar.

      Und wer da ein Handycap hat (z.B. > 50), dem kann man nur
      sagen:"Schade um´s Porto!"
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 19:12:24
      Beitrag Nr. 28 ()
      @25 das Arbeitsamt

      wenn du das Geld dafür hast, kannste die Kosten fast zu 100% absetzten, kannste die zu Lasten der ESt eine Küpche zulegen, das Laminat bezahlen lassen, Fahrtkosten absetzten, das volle Programm halt. So ein Umzug kann sich echt lohnen, vorallem, wenn man die alte Wohnung behält und w/ Heimatliebe die Kilometerpauschale einsackt.
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 19:12:43
      Beitrag Nr. 29 ()
      Bist Du der Meinung, dass dies auf Hartz IV zurück zu führen sein wird:confused::confused::confused:
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 19:13:44
      Beitrag Nr. 30 ()
      #26

      "Was ist wenn ein Ehemann 150km entfernt arbeiten soll, täglich pendeln macht einen selbst fertig, dort unter der Woche wohnen und nur am Wochenende nach Hause zur Familie bedeutet das baldige aus für die Familie..."

      Ich kenne sowas und es geht. Sowohl pendeln, obwohl das ziemlich anstrengend ist als auch die (vorübergende) Wochenendehe. Manchmal halten Beziehungen gerade deshalb länger, weil man sich nicht ständig sieht und auf die Nerven gehen kann. Das meine ich ernst und nicht sarkastisch.
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 19:17:26
      Beitrag Nr. 31 ()
      richtig, ist aber nicht förderlich.
      Avatar
      schrieb am 12.07.04 19:21:25
      Beitrag Nr. 32 ()
      Stimmt,

      vor allem, wenn man erst kurz verheiratet ist und Kinder hat.
      Avatar
      schrieb am 13.07.04 08:59:35
      Beitrag Nr. 33 ()
      Punkt24

      Wer von euch Helden der Arbeit hat denn schon mal versucht, sich für eine unterqualifizierte Stelle zu bewerben?

      Da habt ihr als Akademiker keine Chance


      Kann man nicht gerade von Akademikern erwarten, dass sie mehr Kreativität in der Form zeigen auch evtl. den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen?
      Das Probelm, dass durch Harz IV angegangen wird ist doch, dass die frühere Arbeitslosenhilfe (wie im Artikel beschrieben) sich immer am früheren Einkommen orientiert hat. Dies hatte zur Folge, dass teilweise Arbeitslosenhilfeempfänger mehr in der Kasse hatten, als Erwerbstätige der unteren Lohngruppen.
      Das da dann die Notwendigkeit zur Aufnahme von Arbeit nicht gerade gefördert worden ist, liegt auf der Hand.
      Das Beispiel der Akademikerin ist hier ein Beleg dafür.
      Es ist nicht Aufgabe der Gesellschaft einerseits das Studium zu finanzieren und hinterher, weil es in dem Bereich keine Jobs gibt, dann auch noch das Ego derselben zu pflegen!
      Avatar
      schrieb am 13.07.04 11:47:16
      Beitrag Nr. 34 ()
      @gerndabei

      Das sehe ich genauso. Unser Anspruchsniveau ist schlichtweg zu hoch. Aus diesem Grund muss in der Bevölkerung ein Umdenken stattfinden, das die Eigeninitiative in den Vordergrund stellt.
      Die Einschnitte von Hartz sind wirklich gravierend - aber vielleicht brauchen wir einschneidende Reformen? Reformen, die weh tun und uns wachrütteln....
      Avatar
      schrieb am 13.07.04 11:57:24
      Beitrag Nr. 35 ()
      +33,

      das Problem liegt weder an den Akademikern oder sonstigen Hochqualifizierten, sondern in den Betrieben selbst.

      Jeder der im Zielunternehmen einen besseren Job besetzt, sieht durch Einstellung eines beser qualifizierten seinen eigenen Job in Gefahr.

      Das ist Praxis.
      Avatar
      schrieb am 13.07.04 12:35:03
      Beitrag Nr. 36 ()
      #35

      das Problem liegt weder an den Akademikern oder sonstigen Hochqualifizierten, sondern in den Betrieben selbst.

      Hier liegt wieder nur die Betonung auf "Betriebe". Was ist mit der Freisetzung der Kreativität in Richtung Selbständigkeit. Da haben doch gerade Akademiker, je nach Fachrichtung, noch Potentiale die sie ausschöpfen können und sollten.
      Avatar
      schrieb am 13.07.04 13:30:14
      Beitrag Nr. 37 ()
      Dann versuch doch mal als absolvent ohne eigenkapital und mit 25.000 EUR bafög-Schulden einen Existenzgründungskredit zu kriegen :rolleyes::laugh:

      von einer Unternehmensidee rede ich da noch gar nicht :mad:
      Avatar
      schrieb am 13.07.04 13:59:09
      Beitrag Nr. 38 ()
      SZ vom 13.7.2004

      Brisantes Detail zur Hartz-IV-Reform

      Einen Monat lang kein Geld für Arbeitslose

      Ein bislang unbeachtet gebliebenes Details der Arbeitsmarktreform hat in der Koalition einen heftigen Streit ausgelöst. Mehrere Koalitionspolitiker drängen darauf, das Gesetz nochmals zu ändern. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement soll eine Lösung finden

      Langzeitarbeitslose sollen zum Jahreswechsel für einen Monat rechnerisch kein Geld erhalten. Wegen dieses bislang unbeachtet gebliebenen Details der Hartz-IV-Reform ist es in der Koalition zu einem heftigen Streit gekommen.

      Bei der Kabinettsklausur in Neuhardenberg drangen nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ mehrere Koalitionspolitiker darauf, die im Gesetz vorgesehene Regelung nochmals zu ändern. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement wurde beauftragt, eine Lösung zu suchen. Ein Regierungssprecher räumte am Montag ein, es gebe „Harmonisierungsbedarf“.


      Kein Geld im Januar 2005

      Mit der Hartz-IV-Reform werden die bisher getrennten Transferzahlungen der Arbeitslosen- und der Sozialhilfe zusammengeführt. Hintergrund für die jetzige Diskussion sind die unterschiedlichen Termine für die auslaufenden Zahlungen.

      Nach der bisherigen Regelung wird die Sozialhilfe zum Monatsanfang im Voraus, die Arbeitslosenhilfe zum Monatsende rückwirkend ausgezahlt. Demnach erhalten Arbeitslosenhilfe-Empfänger zum 31. Dezember 2004 ihre letzte Zahlung.

      Weil das neue Arbeitslosengeld II den bisherigen Plänen zufolge zum Monatsbeginn ausgezahlt werden soll, sollen die Berechtigten dann 2005 erst zum 1.Februar zum ersten Mal das neue Arbeitslosengeld II erhalten. In Neuhardenberg erzielte die Koalition auch nach intensiver Diskussion kein Einvernehmen darüber, den Arbeitslosenhilfe-Empfängern die erste Zahlung doch schon im Januar zu gewähren.

      Dem Vernehmen nach drangen in Neuhardenberg SPD-Chef Franz Müntefering und die Grünen darauf, beide Zahlungen zu leisten. Sie verwiesen unter anderem auf die negative öffentliche Wirkung, die eine fehlende Zahlung nach sich ziehen könnte. SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter schlug als Kompromiss vor, beide Zahlungen zu leisten, sie jedoch im Sinne einer Streckung jeweils auf die Mitte des Monats zu verlegen.

      Treffen mit Ministerpräsidenten

      Dagegen sollen sich Bundeskanzler Schröder, Wirtschaftsminister Clement und Finanzminister Hans Eichel skeptisch bis ablehnend zu der zweifachen Auszahlung geäußert haben. Eichel habe von einem Differenzbetrag in Höhe von 1,8 Milliarden Euro zu Lasten des Bundeshaushalts gesprochen, hieß es. Vize-Regierungssprecher Hans Langguth bestätigte, dass es bei der Zusammenführung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe „wegen deren unterschiedlichen Verfahren und Traditionen noch Harmonisierungsbedarf“ gebe.

      Dies gelte auch für die Definition eines einheitlichen Auszahlungstermins für das Arbeitslosengeld II. „Dabei ist es völlig unstrittig, dass jeder Arbeitslosengeld-II-Berechtigte Auszahlungen gemäß seiner Ansprüche erhält“, sagte Langguth. Das Wirtschaftsministerium sei um Harmonisierung des Auszahlungstermins zum Jahreswechsel bemüht. In Neuhardenberg sei vereinbart worden, dass das Thema auf der Fortsetzungsklausur im Herbst in Bonn wieder aufgegriffen wird.

      Hartz IV gilt auch für den Osten, sagt Schröder

      Unterdessen gab Schröder noch einmal zu verstehen, dass es bei der Arbeitsmarktreform keine Nachbesserungen für die neuen Bundesländer geben werde, wie es deren Regierungschefs verlangt hatten. Vor einer Sitzung des SPD-Vorstands in Berlin sagte Schröder: „Das Gesetz ist beschlossen und gilt für alle.“ Nachjustierungen könne es erst geben, wenn sie sich in der Umsetzung als nötig erwiesen. SPD-Chef Müntefering sagte, den ostdeutschen Ländern seien bereits 800 Millionen Euro zusätzlich zugestanden worden, um Ungleichgewichte der Reform zu kompensieren.

      Die Grünen-Vorsitzende Angelika Beer nannte das Verhalten der ostdeutschen Ministerpräsidenten „unglaublich“. Sie hätten über Monate zusammen mit ihren Kollegen im Westen verlangt, dass die Eingriffe viel härter ausfallen sollten, und nun wollten sie Ausnahmeregeln. Sollten die Ministerpräsidenten auf einer „reinen Boykotthaltung“ beharren, würde dies auf dem Rücken der Betroffen ausgetragen, sagte Beer.

      Am Montagabend traf sich Bundeskanzler Schröder in Berlin mit Ministerpräsidenten der neuen Länder zu einem Gespräch über Hartz IV. An der Zusammenkunft nahmen die Regierungschefs Brandenburgs, Thüringens und Sachsen-Anhalts sowie Berlins Bürgermeister teil. Die Ministerpräsidenten Mecklenburg-Vorpommerns und Sachsens ließen sich vertreten.
      Avatar
      schrieb am 13.07.04 14:07:31
      Beitrag Nr. 39 ()
      Punkt24

      Dann versuch doch mal als absolvent ohne eigenkapital und mit 25.000 EUR bafög-Schulden

      Jetzt musst du mir nur noch verraten, wodurch denn ein Uni-Absolvent Anspruch auf Arbeitslosengeld hat. Dafür muss man eigentlich vorher mindestens 6 Monate beschäftigt gewesen sein. Die Dauer des Alo-Geldes ist dann natürlich entsprechend.
      Avatar
      schrieb am 13.07.04 14:29:23
      Beitrag Nr. 40 ()
      +36,

      sagt sich so leicht. Guck Dir mal an wer bei der Vergabe von Krediten bevorzugt wird.

      Entweder Du bist Sohn/Tochter von Herrn X, der den nötigen Background hat oder hast ausreichend EK.

      Sonst kannste das zu 95>% vergessen.
      Avatar
      schrieb am 13.07.04 16:10:07
      Beitrag Nr. 41 ()
      Grundproblem ist, was wir als Arbeitslosigkeit definieren wollen. Hier scheint die herrschende Kaste den alten Ausspruch von Winston Churchill, man solle keiner Statistik glauben, die man nicht selbst gefälscht habe, zur Kunst der statistischen Massage weiterentwickelt zu haben. Dies wird deutlich, wenn man sich die folgende Übersicht aus der Wirtschaftswoche anschaut:

      Offiziell als arbeitslos gemeldet 4.233.000
      Offizielle Erwerbslosenquote 10,2%
      Arbeitslose in Maßnahmen der BA 868.000
      Arbeitslose in Maßnahmen der Kommunen 390.000
      Arbeitslose im Vorruhestand 1.077.000
      Kurzarbeiter 75.000
      Stille Reserve 2.000.000
      Wahre Arbeitslosigkeit 8.643.000
      Tatsächliche Arbeitslosenquote 18,8%
      Quelle: "Wirtschaftswoche" Nr. 29 vom 08.07.2004, S. 24; "Vorruhestand" und "Stille Reserve" geschätzt. Quelle der Daten: BA, Sachverständigenrat, Deutscher Städtetag, Stiftung Marktwirtschaft.

      Mit 8,64 Millionen oder fast 20% Arbeitslosen sieht die Lage wesentlich dramatischer aus als unmittelbar vor der Machtergreifung Adolf Hitlers im Januar 1933. Und damals wie jetzt beginnen Millionen Menschen zu begreifen, daß sie nicht versagt haben, sondern betrogen wurden.
      Auszüge: Neuste Nachrichten20040711.htm
      Avatar
      schrieb am 13.07.04 18:39:45
      Beitrag Nr. 42 ()
      #38

      Natürlich ist auch Hartz IV ein schlampiges Gesetz. Ich wette, daß im Laufe der Zeit mindestens ein Dutzend handfeste Zweifelsfragen bzw. handwerkliche Fehler zu Tage treten werden.
      Avatar
      schrieb am 13.07.04 18:48:22
      Beitrag Nr. 43 ()
      Wenn ich den Artikel aus #38 richtig verstanden habe, dann sollen ALG II Empfänger für Januar kein Geld bekommen.
      Wo gibts denn so was:confused:

      Hat an dem Gesetz etwa die SPD mitgewirkt?:D
      Avatar
      schrieb am 13.07.04 19:13:40
      Beitrag Nr. 44 ()
      #43

      AlHi bekommen die Betroffenen letztmalig am 31.12.2004 (rückwirkend für Dezember) ausgezahlt. Beim Übergang zum ALG II, was ja Sozialhilfe (Sozialgeld) ist, bekommen sie nach den Regeln am 01.01.2005 (am Monatsanfang für den Januar) das Geld.

      Es widerstrebt dem Eichel, am 31.12.04 und einen Tag später, am 01.01.2005 wieder Kohle hinzulegen. Verstehe ich sogar, aber Regeln und Fristen sollten für jeden gelten. Wenn sie den Leuten schon in den Arsch treten, sollten sie wenigstens fair sein.
      Avatar
      schrieb am 14.07.04 09:01:53
      Beitrag Nr. 45 ()
      Ich hatte vor einigen Jahren mal das grosse Pech, dass mein alter Arbeitgeber das Gehalt vorschüssig, mein neuer aber nur nachschüssig zahlte.
      Auf den Aufschrei der Öffentlichkeit warte ich heute noch, musste ich doch da glatt 30 Tage überbrücken!

      Bei der Harz IV Regelung erhält der ALHI-Empfänger also am 31.12.04 Geld und dann erst wieder am 1.2.05
      Gehe ich mal davon aus, dass das Geld, welches am 31.12.04 gezahlt wird für den Januar 2005 reicht und er am 1.2.05 wieder neues bekommt, dann sehe ich die Lücke nicht so recht.
      Avatar
      schrieb am 14.07.04 10:56:02
      Beitrag Nr. 46 ()
      Also die Hartz Reform ist ungerecht. Jetzt werden die AL 2 mehr Geld bekommen als vor der Reform. Wo ist da die Einsparung?

      Beispiel Familie mit 2 Kindern 7 und 9 Jahre West.


      alt
      1200,- Gehalt netto
      804,- AL 1
      684,- AL Hilfe

      neu
      1200,-
      804,- AL 1
      1070-, AL 2 (345,- + 2x207,- + 311,-)

      D.h. man bekommt 386,- mehr im Monat. Ich dachte man wollte die AL zur animieren. Wo ist da jetzt der Anreiz zur Arbeit zu gehen? :confused:
      Avatar
      schrieb am 14.07.04 11:07:13
      Beitrag Nr. 47 ()
      #46

      Wo ist da jetzt der Anreiz zur Arbeit zu gehen?

      Wenn du es schaffst mit 1070 EUR eine vierköpfige Familie zu ernähren, dann ist sicherlich kein Anreiz da.

      Nur stimmt die Rechnung eh nicht. Schon vorher gab es über das Sozialamt einen Zuschlag zur Arbeitslosenhilfe, da diese unter der Sozialhilfe lag.
      Avatar
      schrieb am 14.07.04 19:25:03
      Beitrag Nr. 48 ()
      viele Leute, die arbeiten, haben auch nicht viel mehr....


      Und irgendwer schrieb ja schon von dieser Einstellung: "Wieso soll ich für 200 € mehr eigentlich mir den Rücken krumm arbeiten?".
      Die wird durch diese Höhe nicht bekämpft. Eher schon durch die Pflicht, jede Arbeit auch anzunehmen.
      Avatar
      schrieb am 14.07.04 19:38:45
      Beitrag Nr. 49 ()
      xylophon,

      sehr vernünftige Einstellung.

      Lieber ´nen Bauch von Saufen als ´nen Buckel vom Arbeiten!
      ;)


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