Eminem - Geschäftsmodell Rüpel (EurAmS) - 500 Beiträge pro Seite | Diskussion im Forum

[Nachrichten [wO]]

US-Rapper Eminem garantiert dem Medienkonzern Vivendi Universal trotz Branchenkrise Gewinne in Millionenhöhe. Das ganz große Geschäft steht aber noch bevor, hoffen die Musikmanager

von Sven Parplies, Euro am Sonntag 03/03

Vergewaltigung, Drogenmissbrauch, Mord, dazu Kraftausdrücke im Sekundentakt. Die Lieder des amerikanischen Rappers Marshall Mathers, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Eminem, sind nichts für sensible Gemüter. Der 30-Jährige sucht wie kein anderer Musiker der Gegenwart die Provokation. Lynne Cheney, die Frau des amerikanischen Vizepräsidenten, beschimpfte er mit dem berühmten F-Wort. Mathers’ Mutter fühlte sich von einigen Liedern so in ihrer Würde verletzt, dass sie vor Gericht zog und dort 25000 Dollar Schmerzensgeld erstritt.

Das lässt manch einen am Geisteszustand des weißen Rappers aus Detroit zweifeln. Auch Mathers’ Geschäftspartner sind nicht sicher vor den Gewaltphantasien ihres Schützlings. In einem Song sinniert er über den Mord an seinem Produzenten. Der ist weiterhin quicklebendig und bester Laune - schließlich ist Eminem ein Glücksfall für ihn. Und für die Musiksparte des Mischkonzerns Vivendi Universal.In einer Zeit, in der die Branche unter dramatischen Umsatzeinbrüchen leidet, garantiert das Produkt Eminem eindrucksvolle Gewinne, die selbst Stars wie Madonna oder U2 erblassen lassen. Das Album \"The Eminem Show\" wurde in den USA 7,6 Millionen Mal verkauft und war damit das erfolgreichste des Jahres 2002. Vergangene Woche wurde der umstrittene Star bei den American Music Awards gleich vierfach ausgezeichnet - das wird die Verkaufszahlen seiner Alben weiter in die Höhe treiben.

Mathers Erfolgsrezept ist nicht neu, aber effektiv. Provokation um jeden Preis. Eltern und Politiker sind entsetzt, die Kids begeistert. Für seine Fans steht fest: Eminem ist echt. Ein einsamer Kämpfer aus der weißen Unterschicht, der seine Wut und Verzweiflung hinausschreit.

Ganz falsch liegen sie damit nicht. Das Leben des Rap-Stars verlief in weiten Teilen deprimierend. Den Vater lernte er nie kennen, das Verhältnis zur Mutter ist zerrüttet. Der junge Marshall brät Hamburger in Billigrestaurants und putzt Toiletten. Einmal wird er auf dem Schulweg so verprügelt, dass er mehrere Tage im Koma liegt.

Das rechtfertigt nicht jeden verbalen Ausraster, schafft aber Sympathien oder zumindest Betroffenheit. Die Feuilletonisten haben Eminem ins Herz geschlossen: Mit seinen wütenden Texten verleihe er einer immer größer werdenden Minderheit eine Heimat, philosophiert die \"New York Times\" und vergisst dabei, dass der Rap-Rüpel längst die Ghettos verlassen hat und es sich in den Kinderzimmern der MTV-Generation gemütlich macht.

Mathers hat die Regeln der Medienbranche verinnerlicht: \"Vielen Dank an meine Familie - jedes Mal, wenn ihr mich verklagt, verkaufe ich ein paar Platten mehr\", rief er bei einer TV-Gala ins Mikrofon. Auch sonst hat Eminem keinerlei Berührungsängste mit dem Kommerz: Er posiert auf Hochglanzfotos, verkauft überteuerte T-Shirts über seine Homepage und droht jenen Prügel an, die seine Lieder aus dem Internet herunterladen, ohne zu bezahlen.

So viel Engagement gefällt den Medienoberen. Und da Universal nicht nur mit Musik, sondern auch mit Hollywood-Filmen Geld verdient, ist Eminem inzwischen zum Kinostar befördert worden. Das Sozialdrama \"8 Mile\", mit dem Skandal-Rapper in der Hauptrolle, spielte in den USA mehr als 120 Millionen Dollar ein. Für einige Experten gilt Mathers gar als Anwärter auf einen Oscar, die wichtigste Auszeichnung der Filmindustrie. Sollte er tatsächlich auch diese Trophäe erhalten, würde das den Wert der Marke Eminem nochmals steigern.

Dafür bedarf es allerdings noch einiger Image-Korrekturen. Das ist riskant, aber unvermeidlich, denn die Pöbeleien der vergangenen Jahre sind kaum noch zu steigern. Im Kino präsentiert der Rap-Rebell erstmals sein neues Image: immer noch der wütende Außenseiter, aber ein wenig kultivierter.

In der Rolle des Jimmy Smith verdammt der Sänger plötzlich Gewalt gegen Homosexuelle und Frauen, warnt vor Waffenmissbrauch. So soll er neue Zielgruppen erschließen, ohne das Stammpublikum zu verprellen. Eminem probt den Wechsel ins Charakterfach - das freut vielleicht auch die Gattin des amerikanischen Vizepräsidenten.

Marshall Mathers

Mit 14 Jahren trat Marshall Mathers alias Eminem erstmals als Rap-Musiker in einem Armenviertel in Detroit auf. Der Durchbruch im internationalen Geschäft gelang ihm 1999 mit dem Album \"The Slim Shady LP\". Insgesamt hat der 30-Jährige in seiner Karriere mehr als 35 Millionen Platten verkauft. Trotz Kritik an seinen Gewalt verherrlichenden Texten wurde Eminem 2002 mit drei der begehrten Grammys, den Oscars der Musikindustrie, ausgezeichnet. Der blond gefärbte Rapper gilt nach seinem Schauspielerdebüt in dem autobiographisch angehauchten Sozialdrama \"8 Mile\" (Foto unten) sogar als Anwärter auf eine Oscar-Nominierung. Eminem ist geschieden und hat eine sechs Jahre alte Tochter.

Wertpapiere des Artikels:
VIVENDI UNIVERS.INH.EO5,5


Autor: (© wallstreet:online AG / SmartHouse Media GmbH),10:29 20.01.2003

[sheeponstocks]

Überflüssiger Füllstoff der Eurams wegen Saurer-Gurken-Zeit... oder ist Eminem neuerdings einziger kritischer Erfolsgfaktor für Vivendi