Aktien Frankfurt Schluss
Dax schwächelt nach jüngstem Rekordlauf
FRANKFURT (dpa-AFX) - Im Zuge der auf Hochtouren laufenden Berichtssaison hat der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag geschwächelt. Der Dax , der am Dienstag noch bei 12 783 Punkten einen Rekord aufgestellt hatte, gab nun um 0,36 Prozent auf 12 711,06 Punkte nach.
Die Bereitschaft der britische Notenbank, im Fall eines 'weichen Brexit' die Zinsen anzuheben, hätten einige Anleger "eins-zu-eins auf die Europäische Zentralbank übertragen", begründete Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets die gedämpfte Stimmung. Zudem hätten enttäuschende Firmenbilanzen in den USA und eine daraufhin schwächere Wall Street Europas Börsen nach unten gezogen.
Der MDax verlor am Donnerstag 0,89 Prozent auf 24 907,39 Zähler und der Technologiewerte-Index TecDax sank um 0,38 Prozent auf 2147,01 Punkte. Europaweit und in den USA sah es kaum anders aus: Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 0,61 Prozent auf 3623,55 Punkte ein und auch der Cac 40 in Paris gab nach. Der britische FTSE 100 trat auf der Stelle, während es zeitgleich an der Wall Street und den Nasdaq-Börsen moderat abwärts ging.
KORREKTUR ODER FORTSETZUNG DER RALLY?
Die Experten vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar verwiesen für den schwächelnden Dax zudem auf die knapp 800 Punkte starke Rally nach dem Zwischentief des Leitindex im April. Ob nun aus der einsetzenden Vorsicht der Anleger eine längere Abwärtsbewegung resultiere oder es schon bald mit dem alten Tempo weiter nach oben gehe, bleibe abzuwarten. Die Wahrscheinlichkeit für beide Szenarien sei fast gleich hoch.
Derweil lief die Berichtssaison unter anderem mit den Quartalsbilanzen der Deutschen Post , der Deutschen Telekom , von ProSiebenSat.1 und Henkel weiter. Zudem veröffentlichten zahlreiche MDax- und TecDax-Mitglieder ihre Geschäftsberichte.
AKTIEN VON PROSIEBEN UND POST BESONDERS SCHWACH
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Besonders kräftig abwärts ging es für die Aktien von ProSiebenSat.1 mit minus 5,95 Prozent und der Post mit minus 3,40 Prozent. So kam bei den Börsianern nicht gut an, dass das Management von ProSieben das Wachstum des TV-Werbemarktes etwas skeptischer einschätzt als bisher. Die "Aktie Gelb" des Bonner Post- und Logistikkonzerns litt unter einem enttäuschenden operativen Ergebnis und Sorgen um die Erreichbarkeit der mittelfristigen Ziele bis 2020. Die Telekom-Aktien verloren nach unspektakulären Zahlen 0,83 Prozent. Für die Papiere des Konsumgüterherstellers Henkel, die sich längst in Rekordhöhen bewegen, ging es nach einem als solide eingeschätzten Geschäftsbericht um 1,11 Prozent nach unten.
Im TecDax setzten die Anteile von Evotec auch am zweiten Handelstag nach der Vorlage der Geschäftszahlen ihre Rally fort und stiegen um 2,17 Prozent. Sehr schwach präsentierten sich indes die Nordex-Papiere mit einem Minus von 4,90 Prozent. Analyst David Vos von der Bank Barclays nannte den Auftragseingang des Windkraftanlagenherstellers eine schwere Enttäuschung. Auch die Titel von SMA Solar sackten um mehr als 5 Prozent ab. Anhaltender Preisdruck hatte den Gewinn des Solartechnikkonzerns im ersten Quartal belastet. Um rund 65 Prozent brachen außerhalb der wichtigen Indizes die Anteilscheine von Solarworld ein, nachdem Deutschlands größter Solarhersteller Insolvenz angemeldet hatte.
DIVIDENDEN WERDEN AUSGESCHÜTTET
Einige Aktien werden zudem mit Dividendenabschlag gehandelt, was sie optisch teils deutlich schwächer erscheinen ließ. Im Dax war dies der Fall bei den Papieren von Linde , Eon , SAP , HeidelbergCement und Volkswagen . Im MDax büßten zudem die Titel von Hannover Rück 5,12 Prozent ein, einerseits wegen der Dividendenausschüttung, andererseits wegen einer gestrichenen Kaufempfehlung durch die Citigroup. Für die Aktien des Autozulieferers Schaeffler ging es nach der Zahlenvorlage um 6,88 Prozent auf Talfahrt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,21 Prozent am Vortag auf 0,23 Prozent. Der Rentenindex Rex gewann 0,06 Prozent auf 141,18 Punkte. Der Bund Future legte um 0,06 Prozent auf 160,41 Punkte zu. Der Kurs des Euro fiel. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0860 (Mittwoch: 1,0882) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9208 (0,9190) Euro./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---