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    9-Euro-Ticket - soll es eine Fortsetzung geben?

    eröffnet am 08.08.22 19:56:28 von
    neuester Beitrag 08.08.22 19:56:28 von
    Beiträge: 1
    ID: 1.362.606
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      schrieb am 08.08.22 19:56:28
      Beitrag Nr. 1 ()
      In 3 Wochen läuft das 9-Euro-Ticket aus.

      Die einen sehen es mit einem lachenden Auge, dazu gehören Bahnangestellte, Fahrgäste die eine Bahncard 50 oder 100 besitzen und von dem Ticket so rein gar nichts haben, private Busgesellschaft-Betreiber usw.

      Sauer hingegen sind vor allem all jene, die durch einen Fahrpreis von 0,30 EUR pro Tag für das gesamte deutsche ÖPNV-Netz mobil wie nie waren und die jetzt wieder den Normalpreis zahlen dürfen. Nicht mal in kommunistischen Ländern war Mobilität je so günstig.

      Ich habe von dem Ticket gar nichts gehabt, denn ich hatte zum Jahresanfang eine Jahresnetzkarte gekauft, die sehr viel Geld kostete.
      Mein Vater hingegen nutzte das 9-Euro-Ticket häufig.

      Jetzt gibt es besonders auf Twitter die Diskussion, wie schäbig Christian Lindner sich doch verhalte, weil er darauf hinweist, dass es nicht finanzierbar sei, er eine "Gratismentalität" beanstande, obwohl er gleichzeitig kostenlosen Dienstwagen durch die Bundestagsfuhrpark-Verwaltung sowie eine Bahncard 100 per Gesetz besitzt.

      Ist es wirklich nicht finanzierbar?
      Schauen wir uns doch mal ein paar Zahlen an:

      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1243184/umfra…

      Bis zum Jahre 2018 wurde der ÖPNV zumindest zu Dreiviertel durch Fahrpreise gedeckt. 25% hingegen musste der Staat schon zuschießen. D.h. man kann hieraus schon ableiten, dass ohne normale Fahrpreise es kaum möglich sein wird, den ÖPNV zu finanzieren.

      Wie schon bei Bedingungslosen Grundeinkommen wenden die Befürworter ständig ein, dass ja durch das 9-Euro-Ticket ebenfalls Geld reinkäme und der öffentliche Haushalt dann eben "nur" ausgleichen müsste. Die GRÜNEN wollen es so wie es ist beibehalten und schlugen als Finanzierung dafür vor, das Dienstwagenprivileg zu streichen.

      Laut Wikipedia wurden im Juni 21 Mio. von den 9-Euro-Tickets verkauft:
      https://de.wikipedia.org/wiki/9-Euro-Ticket

      Bis Anfang August wurden laut
      https://www.rheinpfalz.de/wirtschaft_artikel,-schon-38-milli…
      innerhalb von 8 Wochen ca. 38 Mio. Stück verkauft, was 19 Mio. Stück pro Monat im Schnitt entspricht.

      Wenn man jetzt noch einige Millionen Fahrgäste mitzählt, die ohnehin schon Zeitkarten hatten, käme man gemittelt auf ca. 25 Mio. verkaufte Tickets pro Monat.

      25 Mio. x 9 EUR x 12 Monate = 2.700.000.000 EUR (also 2,7 Mrd. Euro).
      Der Bund sagte bereits zum Start des Tickets den Bundesländern zu, dass er ebenfalls 2,5 Mrd. an Ausgleich übernehme (wohlgemerkt als Entschädigung für 3 Monate).

      Diskussionswürdig ist in dem Zusammenhang die Statistik von Martin Kords:
      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1243175/umfra…

      Er gibt an, dass die ÖPNV-Einnahmen im Jahre 2013 bei 13,3 Mrd. EUR lagen und (vermutlich corona-bedingt) im Jahre 2020 auf 10,3 Mrd. schrumpften.

      Dass diese Zahl mit Vorsicht zu genießen sei, zeigt folgende Aufstellung:

      Umsätze der einzelnen Verkehrsverbünde:

      RMV (Hessen): 911 Mio.
      NVV (Hessen): 483,6 Mio.
      VRR (NRW): 1,097 Mrd.
      VRS (NRW): 562 Mio.
      VBB (Berlin+BB): 1,6 Mrd.
      VRN (Rhein-Neckar): 121 Mio.
      HVV (Hamburg): 686 Mio.
      Funfact: Eine Sarah Keller hat die Umsätze für den HVV mal nach Jahren aufgelistet, aber die Zahlen wohl versehentlich durch 100 geteilt, dabei ist sie "Research Expert für Logistik und Verkehr"
      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1126118/umfra…

      Jedem Realschüler muss hier aber auffallen, dass schon überschlagend die niedrige Zahl von 6,88 Mio. nicht hinkommen kann, weil Hamburg 1,8 Mio. EW hat.
      Auf der Webseite des HVV steht denn auch 660 Mio. EUR (für 2021):

      https://www.hvv.de/de/ueber-uns/der-hvv/zahlen-daten-fakten

      Man muss also Statista mit Vorsicht genießen, weil da jeder irgendwas veröffentlichen kann.

      Wenn man noch 2 weitere nicht mal wirklich große Regionen hinzunimmt, wie

      VGN (Nürnberg): 270 Mio.
      MVV (München): 578 Mio.

      dann kommt man nur bei diesen Verbünden auf knapp 5 Mrd. Euro.
      Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Verkehrsverbünde plus die Einnahmen aus den Tagestickets von einfachen Städten und Anruf-Sammeltaxis, usw.

      Wir reden hier auch dann nur von Umsatzerlösen durch Tickets, damit sind nicht die Kosten der Verkehrsunternehmen gemeint.

      Wenn der Bund schon 2,5 Mrd. den Ländern beisteuert, dann beteiligt er sich damit wohl an den Kosten, d.h. den Ländern wird es ebenfalls so ergehen, dass sie zubuttern müssen.
      Es wäre davon auszugehen, dass der Bund bei einer Beibehaltung von 9 EUR/Monat gute 20 Mrd. EUR an Zuschuss ausgleichen müsste, um die wegfallenden Fahrkartenerlöse zu kompensieren.

      Mit anderen Worten: Einfach eine Verlängerung fordern ist billig. Die Umsetzung hingegen ist es nicht.

      Ich denke, ich hab genug Fragen aufgeworfen:

      --> Wie steht ihr zum 9-Euro-Ticket?
      --> Soll es beibehalten werden? Wenn ja/nein, warum?
      --> Wie lässt sich das Unterfangen überhaupt finanzieren?
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